Der Berliner Kaufmann Matthias Koch hat überraschend den traditionsreichen Aufbau-Verlag gekauft. Zum 1. November löst er Bernd F. Lunkewitz als Eigentümer ab. In der Buchbranche ist der 65-Jährige ein Neuling. Morgenpost Online verrät er seine Beweggründe und seine Ziele für die Zukunft.
Matthias Koch wurde 1943 in Dresden gebore. Er war war früher Lehrer für Deutsch, Französisch und Literatur in Mülheim an der Ruhr und ist heute in der Immobilienbranche tätig. Über die Kaufsumme wurde Stillschweigen vereinbart, aber mit 51 Mitarbeitern wird der Großteil der Belegschaft übernommen. Der Jahresumsatz lag zuletzt mit Bestsellern wie der „Päpstin“ (und vier Millionen verkauften Exemplaren) bei über 14 Millionen Euro. Das Herbstprogramm 2008 ist ausgeliefert, das Frühjahrsprogramm in Vorbereitung. Kein einziger aktueller Aufbau-Autor hat laut Insolvenzverwalter seine Buchrechte zurückhaben wollen.
Der bisherige Eigentümer, der Frankfurter Immobilienkaufmann Bernd F. Lunkewitz, hatte jahrelang einen Rechtsstreit mit der früheren Treuhand über die wirklichen Eigentumsverhältnisse beim Aufbau-Verlag im Zuge der Wiedervereinigung geführt. Die Auseinandersetzung ist noch nicht beendet. Matthias Koch trat unterdessen in Frankfurt auf der Buchmesse als Verleger auf.
Morgenpost Online: Sie haben den Aufbau Verlag gekauft. Sehen Sie sich als Mäzen oder haben Sie große Gewinnerwartungen?
Matthias Koch: Weder noch. Ich habe keine Gelddruckmaschine erworben, das weiß ich. Ich hätte woanders mehr Geld verdienen können. Aber Geld habe ich schon. Ich habe aber auch keine Geldvernichtungsmaschine erworben. Sie wissen vielleicht, dass bei einem Verkauf ein Unternehmen sehr gut durchleuchtet wird. Man weiß dann sehr genau, wo die Schwachstellen und wo die Stärken sind. Wir sind sehr sicher, sonst hätten wir nicht gekauft, dass wir in zwei Jahren einen Überschuss erzielen werden. Das ist auch die Vorgabe für die Geschäftsführung und die Belegschaft.
Morgenpost Online: Wo sehen Sie Ihre Aufgabe innerhalb des Verlages?
Koch: Meine Aufgabe ist einerseits, die Finanzierung sicherzustellen. Andererseits darauf zu achten, dass wirtschaftlich gearbeitet wird.
Morgenpost Online: Sie werden also die Funktion des Controllings übernehmen?
Koch: Zusammen mit externen Beratern. Ich kann das nicht alleine. Es wird sicher auch einmal ein Controller oder ein kaufmännischer Geschäftsführer eingestellt werden. Wir werden da die internen Strukturen verbessern; das war bisher eine Schwachstelle des Verlages.
Morgenpost Online: Was reizt Sie überhaupt am Hause Aufbau?
Koch: Die Tradition. Eine Schriftstellerin wie Anna Seghers, die meine Frau und ich sehr schätzen, gehört zum festen Autorenstamm des Verlags. Auch Erwin Strittmatter und Hermann Kant gehören zu den Autoren, die ich durchaus schätze. Das ist eine Tradition, die bewahrt werden muss, eine Literatur, die den Weg der DDR begleitet hat. Wir müssen nun dazu kommen, eine Literatur zu veröffentlichen, die den Weg der neuen Berliner Republik begleitet und sich mit dieser neuen Wirklichkeit auseinandersetzt.
Morgenpost Online: Warum investieren Sie gerade in die, wie Sie es genannt haben, Berliner Kreativwirtschaft?
Koch: Weil ich dazu eine persönliche Beziehung habe. Ich könnte auch mit Schweinehälften handeln oder Dosen herstellen. Aber das würde mir nicht so viel Spaß machen. Ich liebe Literatur. Ich bin Deutschlehrer geworden, weil ich gern lese. Und jetzt habe ich wieder die ideale Gelegenheit, mit Lesen Geld zu verdienen. Etwas Schöneres gibt’s doch gar nicht.
Morgenpost Online: Schreckt Sie nicht das Beispiel vieler anderer Branchenfremder, die bei Einstiegen in Verlage ziemlich schlechte Erfahrungen gemacht haben?
Koch: Ich habe eine Geschäftsführung, die den Verlag selbst in diesen schlechten Zeiten zu einer Umsatzsteigerung geführt hat. Auf die, denke ich, kann ich mich verlassen. Ich sehe da überhaupt kein Problem.