Die Woche im Rathaus

Cornelia Yzer und ein pikantes Treffen in New York

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Gilbert Schomaker
Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer

Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer

Foto: Sergej Glanze / Glanze

Wirtschaftssenatorin Yzer wirbt in New York um Geld für die Berliner Gründerszene. Dabei trifft sie auf einen alten Bekannten.

Das Schöne an Redensarten ist ja, dass sich darin immer – mal mehr, mal weniger – ein wahrhaftiger Kern wiederfindet. So wie zum Beispiel in dem Satz: Man sieht sich immer zweimal im Leben. In diesem konkreten Fall geht es um die Geschichte des Flughafen Tempelhofs, den Berliner Senat und einen Investor aus Amerika.

Höhepunkt im Streit um Tempelhof

Die Geschichte beginnt im Jahr 2008. Es ist der Höhepunkt der Auseinandersetzung um den Flughafen Tempelhof. Damals regierte in Berlin Rot-Rot mit Klaus Wowereit an der Spitze. Die CDU-Opposition wurde von Friedbert Pflüger als Fraktionschef an- und in den Kampf um den Flughafen Tempelhof geführt. Denn im Zuge der geplanten Neueröffnung des BER in Schönefeld sollte erst Tempelhof, dann Tegel schließen. Um Tempelhof entzündete sich damals eine enormer Streit, der schließlich in einem Volksentscheid zur Offenhalten mündete, den die Organisatoren allerdings wegen des Nicht-Erreichens der Mindestzahl der notwendigen Ja-Stimmen verloren.

Investition von 350 Millionen Euro

In der heißen Phase der Auseinandersetzung sorgte ein Investor aus Amerika mit einem berühmten Namen mit einem Vorschlag für Furore. Ronald S. Lauder, Sohn des Gründers des Kosmetikkonzerns Lauder und ein in den USA bestens vernetzter Wirtschaftsführer, hatte den Plan, Tempelhof zu einer Klinik mit Flughafenanschluss zu entwickeln. Lauder nannte die Zahl von 350 Millionen Euro, die Investoren bereit wären, für diesen Plan auszugeben. Damals war die Stadt noch „arm, aber sexy“. Jede Investition wäre eigentlich gern genommen worden. Doch bei Tempelhof ging es auch um die Macht in Berlin. Wowereit blieb hart, nannte Lauder gar spöttisch „den reichen Onkel aus Amerika“ und suggerierte, dass man solche Familienmitglieder nicht brauche in Berlin.

Mittlerweile ist Tempelhof geschlossen. Aber der „reiche Onkel“, der übrigens diese Bezeichnung überhaupt nicht verstand, stand diese Woche im Mittelpunkt von Berliner Bemühungen. Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) war in New York, um für die Berliner Start-up-Szene zu werben. Und dabei traf sie auch Ronald Lauder. Denn der Investor ist immer noch bestens vernetzt. Wer in ihm einen Fürsprecher gewinnen kann, hat einen Vorteil in den USA. Lauders Büro beeindruckte die Delegation: Viel Kunst und ein Blick über den Central Park. Was Yzer genauso registrierte: Lauder liebt Berlin. Er sehe in der Stadt das Potenzial, so wie einst in den 20er-Jahren zu werden – ein pulsierendes Zentrum mit weltweiter Strahlkraft, berichteten Teilnehmer des Gesprächs. Lauder sei ein echter Berlin-Fan.

Start-up-Achse Berlin-Tel Aviv-New York

Yzer versuchte den Investor für ihren Plan einer Start-up-Achse Tel Aviv, Berlin, New York zu begeistern. Denn in Israel, das hatte die Senatorin erst kürzlich festgestellt, boomt die Gründerszene. Vor allem im Tech-Bereich. Berlin wiederum bietet Content, also Inhalte. Und in New York sitzen Investoren, die Geld geben können. Ein Dreieck, wie gemacht für Geschäfte, so Yzer. Berlin könne zudem auch das Tor nach Europa für die Start-up-Szene aus Tel Aviv werden. Yzer spricht von Berlin als „Sprungbrett“.

Für diese Ideen braucht man Geldgeber. Neben Lauder traf sich Yzer auch mit einem alten Bekannten der deutschen Politikszene, der nun in Amerika sein Glück versucht. Die Berliner Wirtschaftssenatorin führte ein Gespräch mit Karl-Theodor zu Guttenberg. Der frühere Bundesverteidigungsminister und kurzzeitige Shootingstar des deutschen Politikbetriebs arbeitet im Moment für die Investmentfirma Spitzberg Partners. Yzers Investoren-Signal nach Amerika: „Wir nehmen auch Dollars“.

Nur noch ein Abwinken

Bei dem Gespräch mit Milliardär Lauder gab es allerdings auch Kritik. Lauder sprach von einer nicht immer wirtschaftsfreundlichen Politik in Deutschland und auch in Berlin. Offenbar hat der Investor seine Erfahrungen aus dem Jahr 2008 noch nicht vergessen. Als das Wort Tempelhof fiel, winkte er nur ab.