Geschichten aus Zoo und Tierpark

Gorilla-Dame Fatou allein zu Haus

| Lesedauer: 3 Minuten
Tanja Laninger
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Fatou ist die älteste Gorilla-Dame im Zoo

Der älteste Menschenaffe des Berliner Zoos ist circa 52 Jahre alt und heißt Fatou. Ihren Lebensabend verbringt die Gorilla-Dame in ihrem eigenen Gehege und frisst gerne Obst und Gemüse.

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Wie ist das im Alter, wenn einem der Partner wegstirbt? Jemand, mit dem man seit Jahren einen Käfig geteilt hat, nachdem Artgenossen einen aus der Gruppe rausgemobbt hatten? Fatou könnte darauf antworten.

Aber Fatous genetisches Material stimmt nur 96 bis 99 Prozent mit unserem überein. Sie ist ein Menschenaffe, lebt im Zoo und ist "vermutlich der älteste Gorilla in Menschenhand weltweit", sagt Zoo-Tierarzt André Schüle. Seit sechs Wochen lebt Fatou allein. Ihre Mitbewohnerin Gigi musste eingeschläfert werden, sie hatte Krebs. "Fatou nimmt es gelassen", sagt Schüle. Er leitet es davon ab, dass sie nichts an ihrem Verhalten geändert hat. Sie frisst und bewegt sich wie zuvor.


Fatou und Gigi waren 1962 als Wildfänge aus Afrika nach Berlin gekommen - seit dem Washingtoner Artenschutzabkommen ist das verboten. Zoos und Tierparks tauschen im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm lediglich Nachzuchten untereinander aus. Koordiniert wird das vom Zoo Frankfurt am Main.

So ist auch Ivo nach Berlin gekommen, vor vier Jahren. Er soll in Berlin für Nachwuchs sorgen, hat das aber trotz beobachteter Deckung noch nicht geschafft. "Wir können warten", sagt Schüle, "bei dem berühmten Knorke hat es auch Jahre gedauert, bis die Paarung erfolgreich war".

Wer Warten langweilig findet, der weiche aus in die Kunstfabrik Schlot in Mitte: Kommenden Dienstag zeigen die Weiber der Gorillas dort Improvisationstheater. Thema ist die Traumfigur.

Fatou hat auch ihre Fans, oft bilden sie Trauben vor der Glasscheibe. Die Menschen schauen zu, wie Fatou sitzt oder steht oder geht und sich an ihrer Wampe kratzt. Traubenfutter macht eindeutig nicht schlank. Vielleicht ändert sich die Statur, wenn Fatou auf die neue Außenanlage darf. 750 000 Euro hat die Anlage gekostet, und es wurden nicht nur zwei Eichen mit Elektrolianen vor den behaarten Kletterern geschützt. Drei Anlagen legte Architekt Wolfgang Raché zusammen, eine noch kann für Fatou abgetrennt werden. Wasser fällt über Sandstein zu Boden, Wasser grenzt die Anlage zum Publikum ab. Der Graben ist doppelt gesichert mit pflanzenverbrämter Elektronik am Ufer und Drähten im Wasser. Sollte ein Affe hineinfallen, können die Tiere sich an einem Unterwassernetz herausziehen. Gorillas sind Nichtschwimmer. Gleichwohl gibt es Fotos von ihnen beim Baden. "Sie zeigen, wie die Tiere mit einem Stab ins Wasser stechen bis zum Grund, die Tiefe ausloten und sich dann bis zur Brust hinein wagen. Sie sind eben intelligent", sagt Schüle. So intelligent, dass ein Brückenartiger Baumstamm zur Nachbarinsel entfernt wurde. Das Inselufer ist mit losen Steinen befestigt. Ivo könnte sie lösen und in seinen Innenkäfig schleppen. Die Scheibe ist dick, aber teuer. Ivo hat sie zuletzt Anfang 2008 demoliert. Von Fatou sind derlei Sperenzchen nicht bekannt.

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