So ist es kein Trost, dass Reviertierpfleger Christian Heller sagt: „Sie beißen nur ein Mal, dann lassen sie los.“ Klingt wie: „Der will ja nur spielen.“ Doch selbst der Satz stimmt gelegentlich. Denn Barrakudas sind so neugierig wie Haie. Heller hat im Aquarium ein Mal sehr lange nach seinem größten Exemplar gesucht, bis er zu seinem Schrecken feststellte, dass der 1,50 Meter lange Barrakuda genau vor seiner Nase schwamm, jede seiner Bewegungen studierte und ihn verfolgte. Denn die silbern gefärbte Haut auf dem schmalen Körper spiegelt so perfekt das einfallende Licht, dass der Räuber aussieht wie – Wasser. Besser kann sich ein Fisch nicht tarnen.
Die jüngeren Exemplare leben oft in Schwärmen in Küstennähe, die älteren als Einzelgänger im offenen Meer. Die auch Pfeilhechte genannten Fische können aus dem Stand ihr Angriffstempo durch Muskelkraft blitzschnell auf Dutzende Stundenkilometer beschleunigen und schnappen zu, bevor das Opfer „Blubb“ sagen kann.
Im Aquarium klauen die zehn neuen großen Barrakudas den Argusfischen und Silberflossenblättern, mit denen sie im Landschaftsbecken Nummer 21 zwischen Mangrovenwurzeln leben, die Beute sogar direkt aus dem Maul.
Barrakudas mit ihrer Liebe zum Glamour sind die Luder der Meere: „Sie mögen glitzernde Dinge und attackieren mit Schmuck behangene Schwimmerinnen“, berichtet Heller. Außerdem bilden die jüngeren Tiere Unter-Wasser-Gangs: Beim Jagen umkreisen sie ganze Schwärme von Makrelen, Sardinen und Thunfischen, so dass diese nicht mehr ausbüxen können. Und bei Bedarf, sprich: Hunger, fressen sie sie auf. Die Überlebenschance von Geiseln in Barrakuda-Gruppen steht also unter Null, selbst wenn das Ende noch Tage auf sich warten lässt. Es nutzt nichts, auf Zeit zu setzen.
Zwar fallen den meisten Tieren irgendwann die Zähne aus, doch anders als bei Menschen wachsen sie bei Barrakudas – wie bei Haien – wieder nach, sagt Heller. Barrakudas benötigen keine dritten Zähne. Trotzdem erlauben sie sich Prophylaxe: Im großen Maul der Barrakudas schwimmen kleine Putzerfische über den vorgeschobenen Unterkiefer rein und raus, die den Räubern als lebende Zahnbürsten die Essensreste aus den Zahnspalten klauben.
Eine menschliche Putzhilfe arbeitet im Aquarium als One-Man-Show. Zwei Mal wöchentlich klettert ein Taucher mit Pressluftflasche auf dem Rücken in das 40.000 Liter Wasser fassende Becken. Tierpfleger Alex Mainitz schruppt mit einer Handwurzelbürste jeden Baumstamm, jeden Stein, kurzum die ganze Dekoration Zentimeter für Zentimeter. Das Ziel heißt: Sauberkeit. Der Reinemachemann muss alle Algen ablösen. Die grünen Fetzchen trüben das Wasser ein, bis die Filteranlage sie absaugt. Besucher können die Barrakudas in der Zeit nicht so gut sehen. Aber seien Sie sicher: Der Barrakuda sieht Sie!