Alte Ägypter, die gut riechen wollten und keinen Platz für einen Moschustiere hatten, hielten sich Zibetkatzen. Die Tiere scheiden über ihre namensgebenden Zibetdrüsen ein schaumig-weißes Sekret aus, das nach Moschus riecht. Der Duft, der die Schleichkatze für die Parfümindustrie interessant gemacht hat, dient zur Markierung ihres Reviers. Im Tierpark scheinen die kleinen Raubkatzen noch nicht das Bedürfnis entwickelt zu haben. Beim Ortsbesuch war kein Moschus zu riechen. Dafür rannte die Katze schnüffelnd hin und her, auf der Suche nach Beute. Zibetkatzen leben vorzugsweise am Boden, jagen vorzugsweise nachts Mäuse und Insekten. Sie selbst müssen sich vor Leoparden fürchten. Um ihre Feinde zu verwirren und abzuschrecken, tragen sie am Hals eine auffallend schwarz-weiße Markierung. Das sei die eine wissenschaftliche Hypothese, sagt Kern. Die zweite besage, dass die Fellfärbung bei Revierkämpfen die Stelle markiere, wohin die rivalisierenden Männchen beißen können, ohne sich gegenseitig zu töten.
Stichwort Tod. Noch ist der Mensch für die Malaiische Zibetkatze kein Problem, der Bestand ist nicht gefährdet. Sie leben in Wälder und folgen Menschen auch auf Felder und in Dörfer im Süden der malaiischen Halbinsel, auf Sumatra, Borneo und den Philippinen. Drei weitere Zibetkatzen-Arten leben in Südasien, eine in Afrika.
Im Tierpark wohnen die zwei Brüder erst seit drei Monaten. Sie stammen aus dem Zoo Rotterdam. „Wir wollen die Art später auch züchten“, sagt Tierpark-Kurator Christian. Sein Kollege in Rotterdam hat ihm versprochen, dass er die nächsten weiblichen Jungtiere auch in den Tierpark abgibt. Malaiische Zibetkatzen sind außer in Berlin und Rotterdam nur noch im französischen Zoo Pont Scorff zu sehen. Das macht sie für Zoo-Besucher besonders sehenswert.
Kaffee-Kenner finden den Magen-Darm-Trakt der Schleichkatzen interessanter. Sie fressen Kaffeekirschen, verdauen aber nur das Fruchtfleisch. Der Kaffee-Kern, die Bohne, wird bearbeitet: Die Enzyme im Verdauungstrakt lösen Proteine in der Bohne auf oder verändern sie. Wer es ganz genauer wissen will, muss sich die Analyse des kanadischen Lebensmittelchemikers Massimo Marcone besorgen.
Doch bevor die Bohne gemahlen und aufgebrüht am Gaumen der Kaffeehauscracks landet – als erdig, modrig, mild, sirupgleich, gehaltvoll und mit Untertönen von Dschungel und Schokolade soll der britische Schauspieler John Cleese den Geschmack beschrieben haben – unterwirft sie sich der Katzen-Enddarm-Peristaltik. Es folgt die Schwerkraft, die Bohne plumpst zu Boden und wird Kaffeebauern aufgelesen und verkauft. Für die mühsame Handarbeit gibt es nur kleines Geld. Erst am Ende der Handels- und Vermarktungskette in Europa erzielt ein Kilo Schleichkatzenkaffeebohnen Preise bis zu 1000 Euro.
„Ich habe die Sorte noch nie getrunken. Für das Geld würde ich lieber nach Indonesien fliegen und Zibetkatzen beobachten“, sagt Kern und räumt mit der ganzen Geschichte auf. Es ist nämlich gar nicht die Zibetkatze, die die Bohnen so fermentiert, sondern ihre Verwandte, eine baumbewohnende Schleichkatzenart namens Fleckenmusang. Sie lebt in Indien, auf Sumatra, Borneo, Java und anderen Inseln. Wer sie sehen will, muss sich wirklich ein Flugticket kaufen. Zoo und Tierpark halten sie nicht.