Es ist ein Panther-Chamäleon, ursprünglich im Norden und Osten Madagaskars beheimatet. Statt in eine Katze verwandelt er sich in einen Ast. "Chamäleons leben in Büschen, auf Bäumen. Sie wippen auf einem Ast hin und her, dabei löst sich ihre Silhouette auf", sagt Schüle. Ast und Tier werden eins - weg ist das Chamäleon. So viel zur Tarnung. Die ist bei einem anderen sogenannten Chamäleon kürzlich aufgeflogen: Der Bankräuber Thomas Wolf wurde in Hamburg von einer Frau erkannt, mit der er unter falschem Namen anbändeln wollte.
Lieber steckte man in der Haut des echten Chamäleons. Dann wäre man heute blau und morgen rot und übermorgen so bunt man will. "Das Männchen setzt sein Farbspiel nach Lust und Laune ein. Wenn er dunkel aufträgt, ist er schlecht gelaunt. Orange bedeutet Entspannung. Grün ist ganz normal bis gut gelaunt", sagt Schüle.
Möglich machen das die Muckis. In den Hautschichten unterhalb der Epidermis trägt ein Chamäleon unterschiedliche Farbpigmente. Je nachdem, wie weit er durch muskuläre Arbeit die jeweiligen Hautzellen dehnt oder erschlaffen lässt, erscheinen bestimmte Farben. Hätte Arnold das gekonnt, wir sähen Conan den Barbaren in Regenbogenfarben - aber man kann nicht alles haben. Trist sieht das Panther-Chamäleon-Weibchen aus: grau, braun und schwarz. Das reicht schon, um Männchen farblich ausflippen zu lassen. Nur haben die zwei sich im Aquarium noch nicht gesehen.
Das Männchen lebt allein im ersten Stock. Immer wieder hämmern Besucher gegen die Scheibe, als seien sie lebendig begraben, was ihnen kein Chamäleon wünschen würde. Was wünscht sich wohl ein Chamäleon? Wiener Schnitzel oder Heimchen? Letztere werden paniert: in eine Dose mit Vitaminpulver gesetzt, geschüttelt und ins Terrarium gesetzt. "Die Chamäleons lieben es", sagt Schüle. Sie schleudern den Heimchen ihre 25-Zentimeter-Zunge entgegen - die Heimchen werden Geschichte. Genau wie auf Jan Brunkhorsts Grafik "Chamäleon". Sie ist 300 Jahre alt und gehört zur Sammlung des Landesmuseums Darmstadt.
Eine Sammlung macht auch das Aquarium auf. Die Gründungsmutti sitzt allein in Quarantäne. Kot-Analysen zeigten eine Dysbakterie. "Sie hatte viele verschiedene Bakterien im Körper. Wir haben sie mit Antibiotika behandelt", sagt Schüle. Wenigstens ist die Herkunft der Dame klar. Sie wurde vor sechs Wochen bei einem Züchter gekauft.
Weitere Kolumnen von Tanja Laninger: www.morgenpost.de/kolumne/laninger