Grünheide. In der Fabrik des Elektroautoherstellers Tesla in Grünheide ereignen sich einem Medienbericht zufolge auffallend viele Arbeitsunfälle.

Die Zahlen sind erschreckend: Der Elektroautohersteller Tesla hat 190 Arbeitsunfälle allein in seinem Brandenburger Werk in Grüneheide bei Berlin gemeldet – und das innerhalb eines halben Jahres. Laut Medienberichten kommt es hier zu deutlich mehr Arbeitsunfällen als in anderen Autowerken. Darunter seien auch schwere und schwerste Arbeitsunfälle, berichtete der „Stern“ laut Vorabmeldung vom Donnerstag unter Berufung auf Angaben von Behörden und Rettungsdiensten. Kritik gibt es nun auch an der Rolle der brandenburgischen Landesregierung und Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD).

Laut „Stern“ meldete Tesla allein zwischen Juni und November 2022 mindestens 190 Unfälle in Grünheide - also fast einen pro Tag. Zum Hintergrund: Arbeitsunfälle, die zu einer mindestens dreitägigen Arbeitsunfähigkeit führen, sind in Deutschland meldepflichtig. Rettungsstellen zufolge sei zudem im ersten Jahr nach der Eröffnung 247 Mal ein Rettungswagen oder Hubschrauber gerufen werden, berichtete das Magazin weiter. Auf die Mitarbeiterzahl umgerechnet seien dies dreimal so viele Notfälle wie beispielsweise im Werk von Audi in Ingolstadt.

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Tesla in Grüneheide: Gewerkschafter besorgt

„Wir sind schon seit längerem besorgt über die Arbeitssicherheit bei Tesla in Grünheide“, erklärte der Bezirksleiter der IG Metall für Berlin, Brandenburg und Sachsen, Dirk Schulze. „Zahlreiche Beschäftigte berichten uns von Unfällen und Gesundheitsbelastungen. In einigen Bereichen führt dies zu Krankenständen von bis zu 40 Prozent.“ Dem „Stern“ sagte Schulze, er habe „die größte Sorge, dass irgendwann jemand zu Tode kommt“.

Der Gewerkschafter macht der Tesla-Führungsetage deshalb schwere Vorwürfe: Das Management reagiere „mit Druck auf die Kranken“, erklärte er. „Und die noch Gesunden werden angehalten, mit weniger Personal die gleichen Stückzahlen zu produzieren.“ Angesichts der Medienberichte sei nun zu befürchten, dass Tesla nach den Mitarbeitern suche, die mit der Presse gesprochen haben, anstatt die Missstände zu beheben.

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Woidke wusste nach eigener Aussage von den Unfällen

Aktuell arbeiten in dem Werk in Brandenburg Unternehmensangaben zufolge mehr als 10.000 Beschäftigte - „perspektivisch sind 22.500 Mitarbeiter möglich“, erklärte Tesla. Der Konzern will die Produktionskapazität in dem Werk auf eine Million Autos verdoppeln.

Brandenburgs Ministerpräsident Woidke sagte dem „Stern“, dass er von den häufigen Unfällen im Tesla-Werk wisse. Er sei aber „nicht der Sprecher von Tesla“. Derweil reichte das Transparenzportal „FragDenStaat“ Klage gegen den SPD-Politiker ein, um Einsicht in Unterlagen einer gemeinsamen Taskforce der Landesregierung mit dem Autobauer zu erhalten.

Nach Angaben der Staatskanzlei gibt es seit Ende 2019 regelmäßig Treffen von Ministerien- und Unternehmensvertretern. Die Aktivisten werfen Woidke vor, Informationen zu diesen Treffen unter Verschluss zu halten. Aiko Kempen von „FragDenStaat“ sagte dem „Stern“: „Die Öffentlichkeit hat das Recht zu erfahren, wie ein Milliardenkonzern Einfluss auf das Land nimmt.“