Sport boomt in Berlin — die Mitgliederzahlen der Sportvereine sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Nachwuchsförderung. Während sie bei Grundschulkindern gut klappt, kommt es beim Übergang in die Sekundarschule oft zu einem Bruch. Schule und Sport stehen plötzlich in Konkurrenz. An diesem Punkt setzt das Projekt der Handballabteilung des Berliner TSC an. In Kooperation mit der Fritz-Reuter-Oberschule und dem Gymnasium am Europasportpark ermöglicht der Verein Schülerinnen, Sport und Schule besser zu vereinbaren. Beim „Zukunftspreis des Berliner Sports 2017“ des Landessportbundes Berlin (LSB) wurde das Projekt „Sportlich aktiv bleiben in Verein und Schule, auch als Teenager!“ dafür als Sieger geehrt.
„Wir möchten zu lebenslangem Sport motivieren“, beschreibt René Schlotte, Abteilungsleiter Handball, das Projektziel. Im Falle der Mädchen dazu noch auf hohem Niveau — einige der Jungtalente stehen im nationalen Kader des Deutschen Handballbundes. Um dieses Level zu erreichen, braucht es intensives Training. An der Fritz-Reuter-Oberschule haben die Jugendlichen der Klassen 7 bis 10 drei zusätzliche Sportstunden in der Woche. Zwei davon werden in Abstimmung mit den Vereinstrainern auf das Ballspiel und Taktik verwandt. Die dritte Stunde dreht sich um Athletik, aber auch um Regeneration. „Wir wollen den Trainingsbetrieb unterstützen, aber auch mal entschleunigen“, sagt die für den Handball zuständige Sportlehrerin Silvia Gottschling. Besonders nach Wettkämpfen sei die Erholung wichtig.
Zweiter Platz geht an Eisrevue
Vor allem aber ist es in den Sportklassen selbstverständlich, dass die Schüler schulisch möglichst entlastet werden, wenn die sportlichen Höhepunkte der Saison anstehen. Doch die Schulen stecken bei dem Projekt nicht zurück, sondern profitieren. Sie stärken ihr Profil und erhalten nebenbei noch motivierte Schüler. „Die Sportschüler bringen hohes Engagement in die Schule mit und ziehen dadurch auch andere mit“, sagt Silvia Gottschling. Und sie bekommen begabte Sportlerinnen, die auch der Schulmannschaft weiterhelfen. So wurde die Fritz-Reuter-Oberschule mit den Handballerinnen bereits Berliner Meister beim bundesweiten Wettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“. Der Erfolg spricht sich mittlerweile herum. Beim Tag der offenen Tür gehört das Handballangebot zu den gefragtesten.
Mit dem Projekt möchte der Berliner TSC die Mädchen langfristig an den Verein binden. „Sie sind Vorbilder für nachfolgende Generationen“, meint René Schlotte. Und sie könnten ihre Nachfolgerinnen künftig selbst als Trainerinnen betreuen, so die Hoffnung. „Wir sind mit unserem Projekt noch lange nicht am Ende“, sagt der ehrenamtliche Handballleiter.
Den zweiten Platz beim Zukunftspreis vergab die Jury an den SCC Charlottenburg für das Eismärchen Berlin. Die Gemeinschaftsproduktion aller Berliner Eiskunstlauf-Vereine gibt es bereits seit 1985. Unter der Federführung der Eiskunstlauf-Abteilung der Charlottenburger hat sich das Eismärchen zu einer der größten Eiskunstlaufveranstaltungen Deutschlands entwickelt. Mehr als 200 Teilnehmer ab drei Jahren begeistern jedes Jahr mit Aufführungen — zuletzt kam im Dezember Peter Pan aufs Eis. „Es ist nicht vollprofessionell wie andere Eislaufrevuen. Bei uns fällt auch mal einer hin. Doch gerade, dass nicht alles perfekt ist, schätzen die Zuschauer“, sagt Dirk von Loesch, Kunstlauf-Obmann des SCC Charlottenburg. Die Vorstellungen sind meist rasch ausverkauft.
Erster inklusiver Sportpark
Mehr als 100 Ehrenamtliche wirken hinter den Kulissen am Gelingen der Aufführungen mit. So werden die Kostüme selbst geschneidert und die Requisiten selbst gebastelt. Das Preisgeld ist schon verplant. „Wir wollen zum Beispiel die Licht- und Funktechnik erneuern. Auch einen neuen Vorhang könnten wir gut gebrauchen“, meint Dirk von Loesch.
Der Pfeffersport e.V. wird das Preisgeld für seinen dritten Platz in die Weiterentwicklung des Peter-Panter-Parks stecken. Er hat sich das Ziel gesetzt, in Pankow den ersten inklusiven Sportpark Berlins zu errichten. Auf dem Gelände der Kurt-Tucholsky-Oberschule hat der Verein bereits die ersten Flächen einer Brache entwickelt. „Der Sportpark kann sowohl vom Schulsport als auch vom Vereinssport genutzt werden“, sagt Marc Schmid vom Pfeffersport e.V. Für die erste Ausbaustufe hatte der Verein im Kiez Spenden gesammelt, das Geld reichte für einen Rasenplatz. Inklusiver Fußball und Parksport sind bereits im Peter-Panter-Park möglich — Frisbeegolf und Parcours als Inklusionsangebot sollen folgen. „Dazu müssen wir noch Barrieren beseitigen. In diesem Jahr gestalten wir die Zugänge rollstuhlgerecht und legen eine Laufbahn an“, so Marc Schmid. Das gute Abschneiden beim Zukunftspreis will der Verein nutzen, um weitere Mittel zu werben, damit die Vision vom inklusiven Sportpark in den nächsten Jahren Wirklichkeit wird.