Berlin

Die Mieten in Berlin steigen immer schneller

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Isabell Jürgens

IVD-Studie zeigt, dass Maßnahmen des Senats wiedie Ausweisung von Milieuschutzgebieten und die Preisbremse kaum positive Effekte erzielt haben

Berlin. Die Mietpreisbremse ist umgesetzt, ein Mieten- und Neubaubündnis beschlossen, auch Milieuschutzgebiete wurden ausgewiesen: Viel hat der Berliner Senat in den vergangenen fünf Jahren unternommen, um den Mietenanstieg zu begrenzen. Geholfen hat es jedoch kaum, wie der am Dienstag veröffentlichte Immobilienpreisservice des Immobilienverbandes IVD Berlin-Brandenburg zeigt. Demnach sind die Durchschnittsmieten gegenüber dem Vorjahr in den einfachen Lagen von 7,50 auf acht Euro pro Quadratmeter Wohnfläche (6,7 Prozent) und in guten Lagen von neun auf 9,50 Euro (5,5 Prozent) gestiegen.

„Auffällig ist, dass nach drei Jahren stetigem, aber vergleichsweise moderatem Anstieg die Mieten jetzt wieder stark angezogen haben“, sagt Katja Giller, Gutachterin für Immobilienwertermittlung beim IVD. In den vergangenen drei Jahren seien die Mieten lediglich um jeweils zwei bis drei Prozent gestiegen.

Mietpreisbremse hatte nur einen kurzzeitigen Effekt

Die im Juni 2015 eingeführte Mietpreisbremse, wonach bei Neuverträgen die Mieten nur noch maximal zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen dürfen, hatte also offenbar nur einen kurzfristigen Effekt. Lediglich kurz nach der Einführung des Gesetzes waren die Angebotsmieten sogar für einige Monate leicht rückläufig – offenbar nur, um 2016 dann wieder umso schneller zu steigen.

Besorgniserregend ist dabei vor allem die Tatsache, dass insbesondere die unteren Preisspannen von überdurchschnittlichen Anstiegen betroffen sind. Giller führt das allerdings vor allem auf die vielen Modernisierungen und Sanierungen zahlreicher alter Bestandsgebäude zurück.

Wie berichtet haben sich die Verhandlungsführer der angestrebten rot-rot-grünen Koalition am Montag zwar auf einige wesentliche Eckpunkte ihrer zukünftigen Mietenpolitik geeinigt, die insbesondere den einkommensschwachen Berlinern helfen soll. Allerdings stehen alle Vorschläge noch unter dem Finanzierungsvorbehalt. Ob die angekündigten Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden und dann auch zu einer Dämpfung des Mietenanstiegs beitragen werden, muss sich also erst noch zeigen.

Preise für Wohneigentumsind deutlich gestiegen

Wer mit der Bildung von Wohneigentum aus der sich immer schneller drehenden Mietpreisspirale ausbrechen will, muss jedoch ein deutlich größeres Finanzpolster mitbringen als noch im Vorjahr. Denn wie bereits 2015 sind nach IVD-Angaben auch in diesem Jahr die Preise erneut stärker gestiegen als die Mieten und koppeln sich damit von deren Entwicklung zunehmend ab.

Mit einem Preiszuwachs von rund 13,5 Prozent auf 2100 Euro pro Qua­dratmeter wurde die Steigerung der Vorjahre in Standardlagen (2015: 12,2 Prozent) bei Bestandsimmobilien erneut übertroffen. In Vorzugslagen fiel der Preisanstieg mit rund zwölf Prozent auf 2800 Euro pro Quadratmeter zwar etwas niedriger aus (2015: 13,6 Prozent). Dennoch ist die Steigerungsrate gut doppelt so hoch wie bei den Mieten.

Für Immobilienexperten gilt die sich immer stärker öffnende Schere zwischen Mieten und Kaufpreisen sonst als ein Indiz für eine Blasenentwicklung am Immobilienmarkt. IVD- Vorstandsvorsitzender Dirk Wohltorf sieht diese Gefahr für Berlin jedoch nicht. „Eine Blase kann ja nur dann entstehen, wenn Berlin schrumpft und zu viel gebaut wird, wie in Spanien und den USA während der Immobilienkrise 2007“, so Wohltorf. Berlin verzeichne unterdessen seit Jahren hohe Zuzugsraten, die Neubauquote sei dagegen immer noch zu gering. „Die Nachfrage bleibt auch im kommenden Jahr hoch und das Angebot knapp“, so Wohltorfs Prognose. Solange die Zinsen niedrig bleiben und der Berliner Senat nicht dafür sorge, dass Bauvorhaben schneller genehmigt und Bauland schneller ausgewiesen werde als bisher, werde sich an der Situation auch nichts ändern. Seiten 2 und 12