Ein wenig klingt es, als wäre Robbie Williams in der Stadt und würde vor begeisterten Fans ein Konzert geben. Durch den Hauptgang des Hotels „Berlin, Berlin“ am Lützowplatz in Tiergarten schallt aus einem großen Konferenzraum Gelächter, Rufe und immer wieder lautstarker Applaus. Auch in das frisch sanierte Hotel ist das Leben zurückgekehrt, demnächst werden hier die Sportlerinnen und Sportler der Special Olympics residieren, und so hat Hotel-Direktor Jan Henningsen sichtlich gute Laune, als er im Restaurant „Lütze“ zum Probetermin für das Morgenpost-Tasting empfängt.
Serviert werden fünf Cocktails und fünf Gerichte, die so typisch für dieses Hotelrestaurant sind: richtig gute Stullen und andere Kleinigkeiten. Denn das „Lütze“ setzt nicht auf Fine Dining oder große Gänge, es sollen einfache Gerichte sein, aber die dafür richtig gut. Und natürlich – dem Namen des Hotels folgend – stammen alle Spirituosen aus Berlin oder dem Umland, wie Barmanager Benjamin Sperling erläutert.
Los geht es mit einem Spree Gin Tonic, ganz klassisch. Ein Spreewälder Gin, gemixt mit einem Thomas Henry Tonic Water und verziert mit einer Gurke. Dazu bringt Souschef Thomas Engler die Rote Linsensuppe mit Kokosmilch, Koriander und Röstzwiebeln, serviert in einem Weckglas. Der Spree Gin ist süß, leicht bitter und zusammen mit der Gurke absolut erfrischend. Die Linsensuppe duftet erdig, ist kernig, ebenfalls süßlich in der Aromatik mit einer leichten Schärfe nach hinten raus. Der Drink wird dazu herber, die Gurke tritt mehr in den Vordergrund und spielt dann mit Macht den Wacholder im Ausklang. Die Linsensuppe kann sich aber gut dagegen durchsetzen. Ein schöner Effekt sind die Röstzwiebeln auf der Suppe, die Crunch und extra Würze verleihen. Ein tiefgründiger Gang und ein erfrischender Drink zum Auftakt. Lassen Sie sich übrigens die Gurke nicht entgehen, sie ist süß, prickelnd und belohnt mit ihrem herben Aroma.
Ein mysteriöses Getränk bildet den zweiten Gang, unten klar, oben blau-violett. Es ist der Good Night Tonic, serviert mit der Avocado-Stulle, einem sous vide gegarten Ei auf krossem Landbrot mit Avocado, Hummus und Rucola. Erneut ein Gin Tonic, dieses Mal aber mit dem Berlin Dark Dry Gin der Berliner Destillerie Brandstifter, der in limitierter Edition herausgegeben wird. Dieser ist ganz anders als der erste. Zitrone steigt in die Nase, im Geschmack ist er sehr wacholderig, dunkel, das Tonic bringt starke Bitternoten, das Ganze hallt extrem lang nach. Die Stulle ist vor allem mal einfach gut, kross, erdig mit Süße von der Avocado, schlotziger Cremigkeit vom Ei und dem bitter-scharfen Rucola oben drüber. Das ist etwas zum Reinbeißen und sich Wohlfühlen. Der Drink bleibt dazu praktisch unverändert, zumindest zunächst, dann entwickeln sich aber die floralen Veilchennoten, für die dieser Brandstifter-Gin bekannt ist.
LP17 heißt der dritte Cocktail, und es ist der einzige ohne Alkohol. Er basiert auf Erdbeersaft, abgerundet mit Limettensaft und Vanillesirup und aufgefüllt mit Tonic. Er ist zudem der einzige ohne expliziten Berlin-Bezug. Der Drink ist süß, fruchtig und prickelnd mit viel Frucht und absolut süffig. Das wirkt sehr sommerlich und macht einfach Spaß. Dazu gibt es das Indian Butter Chicken. Auf einem Fundament von Reis gibt es Hähnchen, Cashews, Sahne und viele Gewürze. Auch der Gang hat eine wunderbare Süße mit dem klassischen indischen Geschmacksspektrum aus Schwarzkümmel oder Garam Masala. Das Hähnchen ist butterzart, auch dieser Gang ist auf maximalen Wohlfühlgenuss abgestimmt. Spannend, wie sich jetzt der Drink dazu verhält, denn er wird plötzlich deutlich Säurebetonter und entwickelt eine enorme Ladung an Frucht, das ist Erdbeere ohne Ende, ein wahrer Augenöffner. Wer braucht da schon Alkohol?
Zurück in die 1980er-Jahre geht es beim vierten Drink. Damals experimentierte Coca-Cola mit einigen Geschmackskombinationen, die älteren werden sich an Vanilla Coke und Cherry Coke erinnern. Eine Reminiszenz ist die Very Cherry Koke im „Lütze“, ein waschechter Berliner Drink, denn Grundlage ist O’Donnell pralle Kirsche Moonshine aus Neukölln. „Moonshine“, so schreibt es der Hersteller, habe man den Schwarzgebrannten in den USA genannt, den Geschmack will die Destille wiederbeleben. Dazu Fritz Kola Klassik, ebenfalls ein Berliner Getränk. Ja, das erinnert an die 80er, zum Glück ist der Drink bei weitem nicht so süß und bombig kirschig wie zu damaligen Zeiten, sondern eher dezent – eine moderne Variante. Die Begleitung orientiert sich am Amerikanischen, es kommt ein California Meatball Burger. Der ist ein Raumwunder, denn das Rinderhackbällchen im Brioche Bun ist mit Maracuja-Tomatensoße, Parmesan, Rucola, Granatapflekernen, Pesto und Mayonnaise ausgestattet. Der Biss hinein ist saftig, kernig und salzig mit dem Pesto im Nachhall. Dazu die Tomatensoße, eine runde Sache. Ein Burger mit Italien-Einschlag, könnte man sagen. Die Cola dazu wirkt erfrischend, spritzig, das Kirscharoma verträgt sich exzellent mit den süßen und salzigen Noten des Burgers.
Nun also der letzte Gang. In letzter Zeit, so scheint es, gewinnt der Espresso Martini immer mehr an Beliebtheit, immer häufiger wird er in Restaurants als süßer Abschluss, aber auch im Freundeskreis serviert. Der Espresso wird hier mit Berliner Mampe Vodka, Kaluha und – eine Eigenheit des Hotels – mit etwas Vanillesirup serviert. Das ist wirklich eine gelungene Kombination aus Süße, Bitterkeit vom Kaffee, verziert mit drei Kaffeebohnen – ähnlich wie bei einem Sambuca. Dazu ein Cheesecake im Glas. Auch der ist klassisch mit einer vanillig abgestimmten Creme, die auch Zitrone ausstrahlt und damit die pappige Süße vermeidet. Der Crumble darunter gibt etwas Biss. Hierzu wird der Drink deutlich bitterer, die Süße zieht sich zurück, macht den Espresso Martini strammer und schlagkräftiger. Eine absolut gelungene Kombination, wie alle Drinks und Gänge bei diesem Tasting im „Lütze“ im Hotel „Berlin, Berlin“.
So können Sie das Morgenpost-Tasting reservieren:
Fünf Drinks inkl. Foodparing gibt es für 49,90 Euro pro Person vom 7. bis 14. Juni 2023 und vom 23. bis 30. Juni 2023 täglich um 18.30 Uhr in der Bar „Lütze“, im Hotel „Berlin, Berlin“, Lützowplatz 17, 10785 Berlin. Reservierung unter Tel. 0151-57 13 13 12, Mail: hallo@luetze-berlin.de oder www.luetze-berlin.de (unter Contact)