Berlin. Heinz Imhof hatte sich viel vorgenommen: Der einstige Sternekoch und Hoteldirektor des Schlosshotels Bühlerhöhe wollte nichts anderes als dem heiligsten Berliner Gericht einen neuen Anstrich geben: der Currywurst.
Imhof ist eine Marke: Autor zahlreicher Bücher, einst Vizedirektor im Hotel „Intercontinental Berlin“, Direktor des legendären „Schlosshotel Bühlerhöhe“, in vielen Ländern der Welt zu Hause, Food-Fotograf, man möchte sagen: ein Hansdampf in allen Gassen.
Auf die Idee kam er 2004, als er aus Libyen nach Berlin wechselte und im „Interconti“ eingestellt wurde. Mit Willy Weiland, dem langjährigen Hoteldirektor, habe er „viele Jahre Spaß“ gehabt. „Abends geht man dann auch mal ne Currywurst essen.“ Damals habe er sich schon gedacht, eigentlich müsste man was Besonderes draus machen, bisschen was Internationales, jede Kultur für sich. „Jeder hat doch das Recht auf eine eigene Currywurst.“
Aber ihm habe immer die Zeit gefehlt. Vier Jahre später verließ er Berlin, zog weiter durch die Welt. Und erst als er später nach Berlin zurückkam, dachte er wieder darüber nach. Die Zeit, sie fehlte immer noch. Imhofen: „Dann kam Corona. Corona hat mich dazu animiert, vor einem Jahr mit dem Schreiben anzufangen.“ Die Konzepte wurden zigfach umgeworfen, die Freunde genervt, aber „so habe ich dieses Buch geschrieben: testen, kochen fotografieren, wieder kochen, fotografieren, überarbeiten.“ Allerdings habe er „tausend graue Haare und schlaflose Nächte“ drüber bekommen. Seine Frau habe über Monate den Currygeruch in der Küche aushalten müssen.
Eigentlich waren 100 Currywurst-Rezepte geplant
Currywurst sei für ihn nichts Profanes, so Imhof. Das hänge vielmehr von der Gesellschaft ab, in der man sei. „Es schmeckt immer so gut, wie die Gäste um uns herum“, meint Imhof. Zudem könne man ja Currywurst auch mit Champagner trinken. Und sie sei weltweit bekannt.
Eigentlich sollte das Buch viel dicker werden. Schließlich gebe es 194 Länder, und Berlin sei so international. Dann sollten es hundert werden. Als er aber erkannt habe, wie viel Arbeit da drin stecke, sei man auf 50 zusammengeschrumpft. Die Gerichte seien teils aus seinen Reisen und Besuchen entstanden, in den anderen Fällen habe er sich belesen. Mit diesen Kulturen fühle er sich verbunden.
Eines seiner Lieblingsgerichte sei die slowenische Variante, die sehr fruchtig ausgefallen sei. Aber auch die kanadische und die Lachs-Variante hätten ihm viel Spaß gemacht. Zudem die Mascarpone-Wurst namens Your Sweetheart, die er seiner Frau Birgit gewidmet habe. In die Verzweiflung habe ihn die vietnamesische Currywurst getrieben, die habe er mehrfach kochen müssen, bis alles gepasst habe.
Das Buch präsentiert wirklich ausgefallene Varianten: eine amerikanische, bei der Selerie auf Ananas trifft, eine brasilianische mit Palmherz und Kokosnuss, eine französische mit Champignons, Crème Fraîche und Weißwein oder auch irisch, mit „beschwipster Jacobsmuschel“, Karottenwürfeln und Petersilie. Bei der Präsentation gab es neben anderen die philippinische Variante zu kosten, die mit Kokos-Shrimps und Austernsoße ein frisches, leicht scharfes Resultat erzielte, das man sich gut als Variante vorstellen kann.
Übrigens: Imhof verrät auch sein Rezept für die klassische Currywurst, so wie man sie in Berlin seit anno knack isst.
Heinz Imhof, „Berlins Multi-Kulti-Currywurst“, 16,80 Euro, ISBN 978-3-9823951-0-4, bspw. bei Amazon.