Motoko Watanabe, Inhaberin des Zenkichi, pendelt zwischen Tokio, Berlin und New York. Nun stellt sie ihre Köstlichkeiten vor.

Die funkelnden Weihnachtsbeleuchtungen am Tauentzien und Kudamm sowie beim Christmas Garden Berlin, der den Botanischen Garten mit farbenprächtigen Illuminationen zum Winterwunderland macht, erinnern Motoko Watanabe an ihre Heimat. „In der Weihnachtszeit, von Ende November an, gibt es in ganz Japan große Lichtinstallationen.“ Dann reist die Sake-Sommelière, die mit ihrem aus Jerusalem stammenden Mann Shaul Margulies vor viereinhalb Jahren das Zenkichi eröffnet hat, in ihre ursprüngliche Heimat. „Der ‚Starlight Garden’ etwa bringt mit 190.000 LEDs und 100 leuchtenden Ballons die Innenstadt von Tokio zum Leuchten“, so die Mitinhaberin des in der Nähe der Friedrichstraße und des Friedrichstadtpalastes gelegenen modernen japanischen Restaurants.

Nicht, dass Weihnachten in Japan eine große Tradition hätte. Doch es ist im Zuge der globalen Übernahmen von Festen eben auch im Land der aufgehenden Sonne gelandet. „Mehr als ein Konsumevent. Wir haben ja diesen religiösen Hintergrund nicht“, sagt Motoko Watanabe, die seit letztem Sommer dauerhaft mit ihrer Familie in Berlin lebt. Soweit man dies von Kosmopoliten sagen kann. Das Ehepaar betreibt noch ein Zenkichi in New York, das bereits 2006 eröffnet wurde. So pendelt sie letztlich zwischen drei Metropolen.

Das japanische Restaurant Zenkichi, Motoko Watanabe, erklärt die Köstlichkeiten.
Das japanische Restaurant Zenkichi, Motoko Watanabe, erklärt die Köstlichkeiten. © FUNKE Foto Services | Sergej Glanze

Das totale Weihnachtsfieber setze in Japan um den 20. Dezember ein, so die 40-Jährige. „Dann sind die Schaufenster der Geschäfte voller Süßigkeiten.“ Eine unverzichtbare Leckerei, nicht nur an Weihnachten, sondern das ganze Jahr über, ist Wagashi. Bei dieser traditionellen Süßigkeit, die oft zu Tee gereicht wird, handelt es sich um eine Art Konfekt aus Reis- oder Weizenmehl, Rote-Bohnen-Paste und Stärkemehl aus der Kuzupflanzen-Wurzel. Das Besondere an den veganen und fettfreien Wagashi ist, dass jedes Stück ein kleines Kunstwerk ist. „Wagashi herzustellen benötigt viel Arbeit, denn es werden Poesie, historische Begebenheiten oder die Natur nachgebildet“, beschreibt sie das japanische Konfekt, das gern bei feierlichen Anlässen serviert wird oder als Gastgeschenk bei Einladungen gereicht wird. Wagashi sind also im Alltag verhaftet und gehören gleichermaßen zu besonderen Gelegenheiten. Die „Blüten der japanischen Esskultur“ werden in ihren Formen saisonal angepasst, zu Weihnachten sind sie auf Weihnachts- und Schneemann, Schneeflocken, Sterne, Rentiere und Co. gepolt. Oder wie es sich Motoko Watanabe für den „Kulinarischen Adventskalender“ überlegt hat: in Form eines Bûche de Noël. Dieser Weihnachtsbaumstamm ist eigentlich ein traditionelles Weihnachtsgebäck aus Frankreich. Nur, dass die schokoladige Biskuitrolle in diesem Fall eine Miniaturausgabe ist, die in ein Puppenhaus passen würde.

Ein handgeschnitztes Wagashi kostet fünf bis sechs Euro

„Es gibt eigene Wagashi-Shops, einer der bekanntesten in Tokio ist das Toraya“, erzählt Watanabe über das Süßwarengeschäft, das einer Galerie oder einem Luxus-Schmuckladen ähnelt. Ganz preiswert sind die süßen Kunstwerke nicht. In Handarbeit geschnitzt kosten sie fünf, sechs Euro – pro Stück. Sie sind ein paar Tage haltbar, werden aber meist, weil sie so beliebt sind, schnell verzehrt. Massentauglich produzierte Hogashi sind etwas preiswerter.

Doch Weihnachten ist in Japan kein preiswertes Fest. Man könne, so die Zenkichi-Chefin, sogar Weihnachtsbäume kaufen. Die werden allerdings von der Westküste der USA importiert und kosten gut und gerne 500 Euro. Dafür bekommt man jedoch keine meterhohe Tanne, sondern nur ein Bäumchen. Große und echte Bäume fände man daher eigentlich nur in Hotels. „Auch wegen der kleinen Wohnungen haben wir kleine künstliche Bäume, und im Gegensatz zu Deutschland gibt es die Geschenke bei uns am 25. Dezember“, sagt sie. „Bei mir zu Hause hatten wir echte Tanne, jedoch draußen. Mein Vater hat immer einen Tannenring an die Tür gehängt.“

Zu Weihnachten, erzählt sie, gingen die Japaner sehr gerne in Hotels essen. Es gäbe Weihnachtsbüffets und -dinner. Auch Romantik spiele bei diesem Fest eine große Rolle. Für Paare, so Watanabe, sei Weihnachten auch ein bisschen wie der Valentinstag. „In Japan wird traditionell bis Ende Dezember das Haus geputzt, um frisch ins neue Jahr zu starten. Der 1. Januar ist unser größter Feiertag, vergleichbar mit Weihnachten in Deutschland. Früher haben die Japaner kollektiv an Neujahr Geburtstag gefeiert, wurden alle am ersten Tag des Jahres ein Jahr älter“, so die Geschäftsfrau.

Mit den hiesigen Weihnachtsgebräuchen ist Motoko Watanabe vertraut. „Schon als ich das erste mal in Deutschland war, hat mir mein Mann einen Adventskalender gekauft“, berichtet sie. „In Japan habe ich einen Kindergarten besucht, der von katholischen Schwestern geleitet wurde. Zu Weihnachten wurde ein Krippenspiel aufgeführt. Ich wollte immer die Maria sein, musste aber die Zuschauer begrüßen“, gibt sie eine Kindheitserinnerung preis. Mit ihrer Familie genießt sie die Vorweihnachtszeit in Berlin. „Wir gehen mit unseren Kindern, unsere Töchter sind zehn und fünf Jahre alt, gerne auf den Weihnachtsmarkt“, so Motoko Watanabe. „Meine fünfjährige Tochter glaubt an den Weihnachtsmann. Meine größere Tochter hat gefragt, ob er existiere. Ich habe geantwortet, wenn du an ihn glaubst, existiert er. Allerdings ist sie auch auf die Idee gekommen, dass ich der Weihnachtsmann sein könne. Ich habe ihr gesagt, dass ich ihm nur helfen würde, wenn er zu beschäftigt sei.“ Weihnachten wird sie mit ihrer Familie in Berlin feiern, als Mix der Kulturen und in jedem Fall mit Wagashi. Das im Keller gelegene Zenkichi, das mit seinen Sitznischen, Bambusholz, schwarzen Kieselsteinen, langen Gängen und Spiegeln ein eigener Gastrokosmos ist, hat an den Weihnachtsfeiertagen geöffnet. Kulinarisch arbeitet die Küche wie gewohnt. Das Zenkichi serviert besondere japanische Gerichte, zudem an die 40 Sake, um auch an Weihnachten die Gäste auf eine Reise nach Japan mitzunehmen.

Zubereitungszeit: ca. 35 Minuten,
Kochzeit ca. 15 Minuten

Zutaten für sechs bis acht Stück:

– 400 g weiße Bohnen

– 100 g Zucker

– 5 g Reismehl

– 10 ml Wasser

Farbe: 1 g Matcha-Pulver

– 1,5 g Kakao

Dekoration:

– Johannisbeeren, Goldstaub, Puderzucker zum Bestäuben

Zubereitung:

Bohnen unter fließendem Wasser abspülen, zehn Minuten einweichen, schälen, zerstampfen und zu weicher Masse verrühren. Reismehl in hitzeresistente Schüssel mit 10 ml Wasser geben und auflösen lassen. Etwa 50 ml abnehmen und zu Bohnen geben, vermengen. Restliche Bohnen hinzugeben und verrühren, bis eine homogene Masse entstanden ist. Zucker zugeben und unterrühren. Schüssel abdecken und in Mikrowelle bei 600 Watt für drei Minuten erwärmen. Herausnehmen und durchmischen. Noch einmal ohne Abdeckung für eine Minute bei 600 Watt erwärmen, fünfmal wiederholen (insgesamt acht Minuten erwärmen). Den Teig einwickeln und bis Raumtemperatur abkühlen lassen. In 50 Gramm-Kugeln unterteilen. Für eine grüne Farbe Matcha-Pulver zu 50 g Teig geben, für braune Farbe Kakao zu 50 g Teig geben. Weiße Farbe muss nicht hergestellt werden, da der Teig cremeweiß ist. Zu Baumstamm formen, mit Holzspieß oder ähnlichem Rinde herausarbeiten. Eine Scheibe abschneiden, auf Stamm legen. Grünes Blatt herausschneiden. Ebenfalls auf Stamm platzieren. Mit Johannisbeeren, Goldstaub sowie etwas Puderzucker bestreuen.