Lützow Bar

Eine Bar ohne Kompromisse

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Annika Schönstädt
Geschäftsführer Stilian Laufer (l.) und Barchef Thomas Altenberger begrüßen ihre Gäste Mittwoch bis Sonnabend ab 19 Uhr.

Geschäftsführer Stilian Laufer (l.) und Barchef Thomas Altenberger begrüßen ihre Gäste Mittwoch bis Sonnabend ab 19 Uhr.

Foto: Reto Klar

Stilian Laufer und Thomas Altenberger bringen mit der „Lützow Bar“ eine Legende des Berliner Nachtlebens zurück.

Berlin.  Falco, so besagt es die urbane Legende, trank hier in den 90er-Jahren regelmäßig seinen Champagner, Liza Minnelli schaute gern auf einen Drink vorbei, ebenso wie Kevin Costner und Danny DeVito. Nach der Jahrtausendwende dann verlor die „Bar am Lützowplatz“ den Glanz ihrer Anfangsjahre, bis sie 2013 ganz ihre Türen schloss. Nach einem kurzen Revival unter Thomas Pflanz („Hildegard Bar“) soll sie nun als „Lützow Bar“ wieder eine Konstante des West-Berliner Nachtlebens werden. Am Sonnabend feierten Stilian Laufer und Thomas Altenberger Wiedereröffnung in Tiergarten.

Geschäftsführer und Barchef machen mit der „Vesper Bar“ im Hotel „Louisa’s Place“ am Kurfürstendamm bereits seit sechs Jahren gemeinsame Sache. Altenberger, gebürtig aus Wiesbaden, kam 2004 nach Berlin und brachte es in der „Bristol Bar“ im damaligen „Hotel Kempinski“, in „Harry’s New York Bar“ im „Grand Hotel Esplanade“ und in der Bar „Lebensstern“ im „Café Einstein Stammhaus“ zu Bekanntheit in der Szene. Sein Konzept: hochwertige Drinks, die die Gäste nicht überfordern und perfekter Service. „Gerade sind die Prohibitionscocktails in. Jeder mixt nur knüppelharte Drinks“, sagt der 49-Jährige. Er setze hingegen auf klassische Drinks in moderner Abwandlung, eigene Highball-Kreationen mit im Sous-Vide-Verfahren verfeinerten Aromen und selbst gemachten Espumas sowie auf hochwertige Weine und Schaumweine im offenen Ausschank.

Den Gästen jeden Wunsch von den Augen ablesen

Wem das zu kompliziert sei, der könne natürlich auch einen Planters Punch oder eine Caipirinha bekommen. „Ich will nicht in sein, sondern zeitlos“, sagt Altenberger. Und: „Man muss die Gäste beobachten. Ihnen einen Wunsch erfüllen, bevor sie ihn geäußert haben.“ Der Gast solle immer wieder kommen wollen, ohne genau zu wissen, warum. Seine Bartender schule er dafür jeden Dienstag nicht nur in Standards für den perfekten Cocktail, sondern auch in Konversation. Sein Team solle nicht nur zu jedem Drink etwas sagen können, sondern auch zum aktuellen Tagesgeschehen, Tipps für Berlin-Besucher oder dem auf der Karte abgebildeten Eber. Der findet sich als Skulptur auf dem Lützowplatz wieder und erzählt vom Kampf des Herkules mit einem laut griechischer Mythologie gewaltigen Tier zur Sühnung des Mordes an seiner Familie.

„Ein Stück Bar-Geschichte“

Ebenso viel Erfahrung im Nachtleben, aber eine ganz andere Herangehensweise an die Rezeptur für einen perfekten Ausgehabend hat Stilian Laufer. Der gebürtige Bulgare kam 1997 zum Germanistik- und Informatikstudium nach Berlin und blieb in der Gastronomie hängen. 2003 lernte er seinen heutigen Geschäftspartner Thorsten Schermall kennen, mit dem er noch im gleich Jahr die „Lola Lounge“, 2004 das legendäre „40 Seconds“ und 2013 die „Vesper Bar“ auf den Weg brachte. Wenn ein Faktor nicht ins Konzept passe, könne das den ganzen Abend ruinieren, sagt Laufer. Deshalb habe er in jahrelanger Beobachtung versucht, die Essenz einer guten Bar zu ergründen. Während Altenberger sich auf sein Gefühl verlasse, merke er sich Details aus Bars, in denen er einmal gewesen sei und entscheide dann Jahre später: Das will ich auch. In Berlin erinnere er sich noch immer mit Faszination an die „Greenwich Bar“ von Cookie alias Heinz Gindullis. „Immer, wenn ich dort war, war ich sehr glücklich. Ich konnte nicht mehr nach Hause und ich wollte nicht mehr nach Hause“, erinnert er sich. „Alles hat gestimmt, die Drinks, die Preise, das Ambiente, alles war auf den Punkt.“ Deshalb wurde in der „Lützow Bar“ bis zum Schluss an jedem Details gefeilt: von der in Leder eingeschlagenen Karte über die Gläser, die Beleuchtung und die Bartenderjacken. „Das ist eine Bar ohne Kompromisse“, sagt er. „Eine Institution, ein Stück Bar-Geschichte.“

David Bowie als prominenter Pate der „Lützow Bar“

Am Erfolg haben Laufer und Altenberger keinen Zweifel. Auch deshalb, weil sie sich so gut ergänzen. So seien sie sich zwar nicht immer sofort, aber am Ende doch immer einig. Beispielsweise bei der Suche nach einem geeigneten Paten für die Bar: Laufer dachte an Steve McQueen, Altenberger setzte sich mit David Bowie durch. Bevor wieder lebende Legenden an dem 16 Meter langen Holztresen Platz nehmen, hält nun also ein alter Schöneberger Bekannter die Stellung. An die Rückwand der „Lützow Bar“ ist bläulich schimmernd der 2016 verstorbene Musiker mit zur Verschwiegenheit ermahnendem Zeigefinger projiziert. „Was in der Bar passiert, bleibt in der Bar“, sagt Thomas Altenberger.