Berlin. Man könnte meinen, über Gin Tonic gäbe es nicht viel zu sagen. Gin, Tonic, fertig. Das Barteam des Waldorf Astoria zeigt allerdings beim Auftakt zur neuen Tasting-Reihe der Berliner Morgenpost, dass es sehr wohl viel zu sagen gibt. Denn die Bandbreite der Gins und Tonics wird immer größer, die Variationen – und Aromen – sind endlos. Wie kreativ Gin Tonic sein kann, das wird bei der neuen Reihe gezeigt.
Das Morgenpost-Tasting ist ähnlich aufgebaut wie das Morgenpost-Menü – nur dass sich hier alles um das Trinken dreht, während das Essen nur Begleitung ist. Es soll die große Welt der Cocktails und Drinks erschließen und dem Leser Einblicke in die aromatische Welt von Gin, Rum, Whisky und Co. geben. Die kommenden Monate wird das Tasting immer in der „Lang Bar“ im Waldorf Astoria in der City West stattfinden – mit verschiedenen Themen. Als Erstes steht Gin & Tonic auf dem Programm.
Bartender Yannick Kern eröffnet das Fünf-Drinks-Menü mit einem großen Klassiker: Tanqueray No. 10 und Mountain Spring Tonic, gegossen über einen Eismonolithen im Glas und verziert mit einer Grapefruit-Zeste. Es ist die Grundform des Gin Tonic und ein frischer Start in den Abend. Denn der Tanqueray hat neben Wacholder, dem Grundaroma eines Gins, auch viele frische Kräuter – in der Fachsprache Botanicals genannt – im Angebot. Deshalb ist er auch sehr leicht im Geschmack. Dazu kommt das Mountain Spring Tonic, das sehr trocken ist, aber auch einen ausgeprägten zitronigen Charakter hat.
Der Drink verströmt denn auch intensive Zitrus- und Grapefruitnoten, im Mund wirkt er sehr rund, ohne spitze Säuren und mit einem Hauch Bitter im Abgang. Natürlich gibt es dazu auch etwas zu essen – Assistant Executive Chef Florence Delfino hat kunstvolle Kleinigkeiten als Begleitung kreiert, das sogenannte Food Pairing, hier Lachs, Crème fraîche, Grapefruit, Kapernblätter. Der Fisch steuert mit feiner Säure, kräuterigen Aromen, Süße und mildem Salz Frische hinzu. Er macht den Gin Tonic noch etwas milder.
Wie bei einem Menü auch soll jeder Gang den vorhergehenden noch übertreffen. Deshalb gibt es nun die „Wacholderbombe“, und zwar in Form eines Juniper Jack Dry Gins – aus Dresden. „Der Hersteller wollte back to basics“, erklärt Kern, zurück zu einem intensiven Wacholderaroma. Deshalb benutze er auch nur neun weitere Botanicals, darunter Koriander, Orange, Angelikawurzel, Kardamom. Beim zweiten Gang überlässt das Barteam den Gästen die Entscheidung, wie sie ihn trinken wollen. Denn neben einem besonderen Schweppes Tonic Water, das weniger süß ist als das normale, kann man sich seinen Drink mit Orangenbitter oder Koriander verfeinern lassen – was zwei völlig unterschiedliche Drinks ergibt.
Beide Varianten bieten extrem komplexe Aromen. Bei der Orangenvariante schmeckt man erst die Orange, dann kommt Süße, dann Kräuter, und es bleibt ein leicht bitterer Abgang. Die Koriandervariante geriert sich sehr gefällig, ist heller im Aroma, mit Zitrusnoten, weniger bitter, dafür umso kräuteriger.
Auch hierzu gibt es eine kleine Begleitung: Brokkoli, Koriander, Tomate, Orange. Das Brokkoli-Couscous bildet einen milden, säuerlich-süßen Gegenpart mit dem klassischen Geschmack von Couscous im Nachhall. Das Gericht mildert die ausgeprägten Gin-Aromen des Drinks, auf dessen Geschmack man sich tatsächlich konzentrieren muss, um alle Nuancen zu erschmecken.
Im dritten Gang, in einem Menü gern der Fischgang, folgt eine Reise ans Mittelmeer. Kern serviert einen Gin Mare aus Spanien, der Noten von Oliven, Thymian, Rosmarin und Basilikum aufweist. Er versieht ihn mit einem Spritzer „St. Germain“, einem Holunderblütenlikör, und fügt Tonic von Swiss Mountain hinzu, allerdings ein Rosmarin-Tonic. Die mediterranen Töne des puren Gins gehen in Kombination mit dem Tonic in blumig-karamellige Töne über. Der Drink erinnert an den Duft von Rosen und Rosmarin.
Als Häppchen dazu gibt es Forellenkaviar, Gurke und Basilikum. Das fein-salzige Fischaroma des Kaviars fügt dem „Garden Tonic“ eine ganz neue Note hinzu. Lassen Sie sich übrigens nicht die Gurke entgehen, die der Bartender dem Glas hinzufügt, sie sorgt noch einmal für ein frisch-bitteres Geschmackserlebnis.
Es folgt der Hauptgang, ein Cocktail, den die „Lang Bar“ auch auf der Karte führt und der „Metropolis“ heißt, nach dem Film von Fritz Lang, der auch der Namensgeber für die Bar ist. Hierzu wird Gin, in diesem Fall „The Botanist“, mit Karotte und Ingwer sous vide, also im Vakuum, gegart. 24 Stunden lang, bei 45 bis 55 Grad.
Yannick Kern fügt ihm noch Zitronensaft, Zuckersirup und Orange Bitter hinzu und krönt die Kreation mit einem Schaum aus Gin und Tonic. Das Ergebnis ist unvergleichlich lecker. Die Empfehlung des Waldorf: Nehmen Sie den Drink wie einen Shooter, „kippen“ Sie ihn also hinunter. Das Ganze bietet in seiner Kombination aus Süße, Säure und Bitterkeit ein echtes Wow-Erlebnis, was auch die begeisterten Mienen in der Runde zeigen. Die Küche wollte dem wohl in nichts nachstehen. Die Kreation aus mit Vanille mariniertem Ziegenkäse, Petersilie und Feigenchutney rundet den Drink nicht nur ab, sondern krönt ihn. Die einhellige Meinung: „Das könnte man gern den ganzen Abend haben.“
Schließlich der fünfte Gang, das Dessert. Und das wird ganz berlinerisch. Der Gin namens „Brandstifter“ kommt aus Berlin, ebenso der Kaffee, mit dem dieser Drink kombiniert wird. Es handelt sich um die Hausmischung des Waldorf Astoria von der Rösterei Andraschko. Der Kaffee ist ein Kaltauszug, wird also nicht gekocht, was für weniger Bitterstoffe sorgt. Der wird mit Tonic kombiniert und ergibt den Drink namens „Brew-tiful“.
Dazu gibt es natürlich etwas Süßes: Praline, Toffee, Nugat, Sahne. Es empfiehlt sich, erst einen Bissen von dieser himmlischen Kreation zu nehmen und dann den Drink dazu zu trinken. So ergibt sich ein rundes Erlebnis aus Süße, Wacholder und der Bitterkeit des Kaffees. Ein glücklich machender Abschluss für eine Reise durch die Welt des Gin Tonic in fünf Gängen.
So können Sie am Morgenpost Tasting teilnehmen
Fünf Drinks inklusive Food Pairing für 49,90 Euro pro Person gibt es vom 7. bis 13. Juni in der „Lang Bar“ des Waldorf Astoria, Hardenbergstraße 28. Start um 18 Uhr. Reservierungen: 030/8140002410 und nur so lange die Plätze reichen.