- Das Manöver Nato Air Defender 2023 hat Auswirkungen auf den Luftverkehr in Deutschland – auch in Berlin und Brandenburg
- Am Flughafen BER hat man sich auf Beeinträchtigungen eingestellt
- Verbände gehen von "massiven Auswirkungen" aus
Schönefeld. An diesem Montag beginnt mit dem „Air Defender 23“ die größte Verlegeübung von Luftstreitkräften im 74-jährigen Bestehen der Nato. Bis zum 23. Juni wollen 25 Nationen und das Verteidigungsbündnis selbst mit insgesamt etwa 10.000 Soldatinnen und Soldaten die gemeinsame Reaktionsfähigkeit ihrer Luftstreitkräfte in einer Krisensituation trainieren, wie die Bundeswehr informiert. Auswirkungen für den zivilen Luftverkehr auch über Berlin und Brandenburg sind programmiert.
Denn Deutschland übernimmt beim Manöver die führende Rolle und ist logistische Drehscheibe. Drei Übungsräume werden über der Bundesrepublik eingerichtet, wobei die Hauptstadtregion und damit der Flughafen BER inmitten des Raums „Ost“ liegen. Dieser ist täglich zwischen 10 und 14 Uhr für die militärische Nutzung reserviert. Nur am Wochenende sollen keine Übungsflüge stattfinden.
Doch wie genau die Auswirkungen für den BER aussehen werden, ist auch kurz vor dem Start der Übung weiter unklar. Einer Flughafen-Sprecherin zufolge kann es zu Verspätungen bei Starts und Landungen kommen, wenn Flugzeuge aufgrund gesperrter Lufträume Umwege fliegen müssen. Ob das tatsächlich der Fall sein wird und welche Flüge davon betroffen sein könnten, wird sich aber wohl erst am Montag zeigen.
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Flughafen BER hat sich auf mögliche Beeinträchtigungen eingestellt
Man habe sich auf eventuelle Beeinträchtigungen am Flughafen eingestellt, betonte die Sprecherin aber. So soll beispielsweise abgesichert sein, dass bei Verspätungen, die dazu führen, dass am Abend ungewöhnlich viele Maschinen am BER ankommen, genügend Personal anwesend sei. Von Flugstreichungen infolge des Manövers war zuletzt nichts bekannt.
Die anderen beiden Übungsräume „Nord“ und „Süd“ erstrecken sich über Niedersachsen und Schleswig-Holstein beziehungsweise Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern. Im Norden ist der Luftraum zwischen 16 und 20 Uhr dem Militär vorbehalten, im Süden zwischen 13 und 17 Uhr. Welche Effekte sich dort auf den zivilen Luftverkehr ergeben werden, ist ebenfalls unbekannt. Entschädigungszahlungen sind nicht vorgesehen.
Der Inspekteur der deutschen Luftwaffe, Ingo Gerhartz, ging zuletzt davon aus, dass die Übung nur geringe Auswirkungen haben würde. Verspätungen seien maximal im Minutenbereich zu befürchten. Dagegen befürchtete die Fluglotsengewerkschaft GdF massive Auswirkungen auf den Ablauf der zivilen Luftfahrt. Auch der Flughafenverband ADV rechnete mit deutlichen Beeinträchtigungen.
Verspätungen werden im Internet und in der Flughafenapp angezeigt
Passagieren, aber auch Personen, die Reisende vom BER abholen wollen, rät die Flughafen-Sprecherin in jedem Fall, vorab den Flugstatus zu prüfen. Das geht über die Websites der jeweiligen Airlines, aber auch über die Internetseite und die App des Flughafens BER werden eventuelle Verspätungen ausgewiesen. Generell gilt am BER weiterhin die Empfehlung, zweieinhalb Stunden vor Abflug anzukommen.
Am Montag halten sich die Einschränkungen am Flughafen BER offenbar noch in Grenzen: Der Airport weist in einem Laufband auf seiner Homepage zwar darauf hin, dass es durch die NATO-Übung zu Flugverspätungen kommen kann. Einzelne Maschinen heben bis zu einer Stunde später ab oder landen entsprechend später. Ob diese Verzögerungen mit einem teilweise für die Übung „Air Defender“ gesperrten Luftraum über Berlin und Brandenburg zusammenhängen, vermochte eine Sprecherin am noch Mittag nicht zu sagen. Sie sprach bis dahin von einem „normalen Verkehrsmontag“ am Flughafen.
Unter der kostenfreien Rufnummer 0800/8620730 können sich Bürgerinnen und Bürger mit Fragen zum militärischen Flugbetrieb außerdem an das Luftfahrtamt der Bundeswehr wenden. Man tue alles, um „die Belastung durch Air Defender 23 für die Bevölkerung so gering wie möglich zu halten“, heißt es von der Bundeswehr.
Das Nachtflugverbot, das am BER von Mitternacht bis fünf Uhr gilt, soll grundsätzlich auch während des Zeitraums der Nato-Übung eingehalten werden. Allerdings sind Ausnahmen möglich. Wie das Brandenburger Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung mitteilte, werde die Gemeinsame Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg (LuBB) bei verspäteten Flügen auf Antrag im jeweiligen Einzelfall prüfen, ob eine Ausnahmegenehmigung für Starts- und Landungen außerhalb der Betriebszeiten erteilt werden kann. „Es ist nicht auszuschließen, dass Verspätungen bis circa ein Uhr eintreten können“, heißt es.
Auch Special Olympics beeinflussen vereinzelt die An- und Abreise zum BER
Auch die Special Olympics werden sich in den kommenden Tagen am Hauptstadtflughafen bemerkbar machen, weil ein Großteil der Delegationen über den Flughafen an- und nach den Spielen wieder abreist. „Reisende müssen sich im dabei auf zeitweilige Änderungen in den Abläufen am BER einstellen“, heißt es auf der Internetseite des Flughafens. So könne es zwischen dem 12. bis zum 27. Juni an einzelnen Tagen zu entsprechenden Beeinträchtigungen.
Das betrifft insbesondere den Busverkehr. Aus logistischen Gründen und zur bestmöglichen Unterstützung der Sportlerinnen und Sportler, ist es nach Angaben das BER notwendig, die Haltestellen für die Nahverkehrsbusse zeitweise zu verlegen. Auch Einschränkungen bei der Vorfahrt am Terminal 1 sind möglich.
An diesem Montag sollen etwa die Buslinien auf dem Willy-Brandt-Platz statt auf der Ankunftsebene halten. An späteren Tagen steht dann beispielsweise nur eine reduzierte Zahl an Kurzzeitparkplätzen zur Verfügung.
Vorbereitung für Air Defender 2023 laufen bereits seit fünf Jahren
Die Vorbereitungen für Air Defender 23 begannen bereits im Jahr 2018. Sie wurde von der Deutschland initiiert und findet unter deutscher Führung statt. Involviert sind insgesamt 250 Flugzeugen von 23 verschiedene Flugzeugtypen. „Das Szenario ist einem NATO Artikel-5-Beistandsszenario nachempfunden“, wie es von der Bundeswehr heißt.
Artikel 5 des Nordatlantikvertrags definiert die Bündnispflicht der Nato-Mitgliedstaaten. „Die Parteien vereinbaren, dass ein bewaffneter Angriff gegen eine oder mehrere von ihnen in Europa oder Nordamerika als ein Angriff gegen sie alle angesehen werden wird“, heißt es. Alle haben in diesem Fall der oder den angegriffenen Parteien Beistand zu leisten. Ausgerufen wurde er seit Bestehen der Nato nur ein einziges Mal – als Reaktion auf die Anschläge vom 11. September 2001 in New York.