Schönefeld. Das Terminal 2 am Flughafen BER ist offiziell in Betrieb gegangen. Der schmucklose Bau soll lange Warteschlange verhindern.

Die Vorsicht war allen Beteiligten anzuhören bei dieser Eröffnung: Wenn es um den Flughafen BER geht, will niemand Anlass für neue Hauptstadtflughafen-Witze liefern. So betonte auch BER-Chefin Aletta von Massenbach in ihrer Eröffnungsrede am Mittwochmorgen zunächst: Das „neue“ Terminal 2, das ab diesem Donnerstagmittag an den Start geht, war eigentlich schon vor der Eröffnung des BER im Herbst 2020 fertig. Allein wegen der Pandemie war es nicht in Betrieb gegangen.

Am Donnerstag um 14 Uhr wurde jedoch mit dem Ryanair-Flug FR 177 nach London-Stanford der Regelbetrieb am Terminal 2 des BER aufgenommen. Die ersten 189 Fluggäste checkten gegen Mittag in dem Abfertigungsgebäude ein und hoben nach Angaben eines Flughafensprechers mit einer Ryanair-Maschine in Richtung London ab.

Bevor zu Ostern die nächste Reisewelle einsetzt und rechtzeitig vor Einführung des Sommerflugplans am kommenden Sonntag, sei zunächst eine „Übergangszeit“ von drei Tagen an „T2“ geplant, „damit alle Prozessketten sicher laufen“, so die Flughafenchefin. Gemeint sind vor allem die Sicherheitskontrollen, die dem BER im Herbst einige schlimme „Chaostage“ verschafft hatten.

Lange Warteschlangen an den Kontrollen, ein auch wegen der Corona-Regeln unübersichtliches Durcheinander, verpasste Flüge: Der Ärger war groß und soll sich nicht wiederholen, auch wenn die Flughafenchefin vorsichtig blieb: „Punktuell“ werde wohl auch künftig am BER „Geduld“ nötig sein. Nicht nur wegen der nach wie vor grassierenden Pandemie und den entsprechenden Regeln. Es stehe nach wie vor nicht überall ausreichend Personal zur Verfügung. Auch bei der Gepäckrückgabe hatte es in der Vergangenheit immer wieder Probleme und lange Wartezeiten am BER gegeben.

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Flughafen BER: 70.000 Fluggäste werden zu Ostern erwartet

Aber alles soll besser werden, versichern alle Beteiligten. Karl-Heinz Weidner, Präsident der Bundespolizeidirektion Berlin, lobt die acht „hochmodernen Luftsicherheitskontrollspuren“ im T2, gemeint sind die Bänder, an denen Fluggäste und das Handgepäck durchgecheckt werden. Diese seien mit 21 Metern im Terminal 2 doppelt so lang wie im Terminal 1 – und doppelt so schnell. Pro Band können hier drei Passagiere gleichzeitig abgefertigt werden. Insgesamt seien rund 1000 Polizisten am BER im Einsatz, so Weidner, um jene Sicherheit zu garantieren, die zwar von allen erwartet wird, die aber im Betrieb nicht stören soll.

Einzige Fluglinie am T2 wird zunächst der Billiganbieter Ryanair sein. Dort werden am ersten Betriebstag lediglich 13 Flüge abgefertigt, doch schon zu Ostern werden am BER bis zu 70.000 Passagiere pro Tag erwartet, „davon mehr als 10.000 Gäste im Terminal 2“, so Aletta von Massenbach. Damit alles schnell geht, empfängt das Terminal die Besucher vor allem mit Technik. Im Eingang stehen vor den 19 „Kiosken“ des Check-ins auch 16 „Bag-Drop-Automaten“, wie sie an vielen Airports üblich sind. Hier können Fluggäste ihr Gepäck eigenständig wiegen und einchecken. Dabei werde es gerade am Anfang noch Hilfe durch Mitarbeiter geben, versichert die Flughafenchefin. „Der eine oder andere hat die Abläufe in den vergangenen zwei Jahren ja vielleicht auch vergessen.“

Der Start von Terminal 2 ist Ausdruck der Hoffnung. Zwar müsse man, auch angesichts des Krieges in der Ukraine, derzeit mit vielem rechnen, sagte von Massenbach. Als sie im Oktober 2021 die Geschäftsführung der Flughafengesellschaft als Nachfolgerin von Engelbert Lütke Daldrup antrat, war der BER bereits seit einem Jahr am Start – und im Pandemie-Betrieb. Statt 36 Millionen Fluggästen wie vor Corona reisten 2021 nur knapp zehn Millionen über den BER. Für das laufende Jahr erhoffe man sich immerhin wieder 17 Millionen Passagiere – wie überhaupt die gesamte Branche eine Erholung erwarte, so von Massenbach. Das neue Terminal werde also gebraucht, auch weil die Abfertigung im Hauptterminal unter Corona-Bedingungen nach wie vor länger dauere als ursprünglich geplant.

Terminal 2 (T2) am Flughafen BER: Für Passagiere kein größerer Mehraufwand

Für die Fluggäste des BER bedeutet ein Abflug vom T2 keinen großen Mehraufwand. Das neue, schlicht weiße Gebäude liegt nördlich des Hauptkomplexes und ist über „Brücken“ auf zwei Ebenen vom Hauptterminal zu Fuß schnell erreichbar. Im Erdgeschoss liegen der Check-in und die Gepäckrückgabe-Bänder. Eine Etage höher eröffnen in diesen Tagen hinter den Sicherheitskontrollen ein Duty-free-Bereich, Geschäfte und gastronomische Angebote.

Wer allerdings in T2 architektonisch Interessantes erwartet oder gar Kunst am Bau wie im Hauptgebäude, wird enttäuscht. Es ist ein schlichter Industriebau, dessen Beton- und Metallröhren-Charme sich allenfalls als Tribut an den typischen Berliner Shabby-Schick interpretieren lässt. Begeistert sind vor allem die Sicherheitsleute: Je mehr Raum, desto effizienter lassen sich Kontrollen organisieren.

In T2 werden jetzt zunächst alle Abflüge von Ryanair abgefertigt. Ab Anfang April kommen die Ryanair-Flüge auch hier an, außerdem sind Ankünfte weiterer Airlines geplant. Passagiere und Abholer werden gebeten, sich im Vorfeld über das jeweilige Terminal zu informieren. Die Terminals werden an den Anzeigetafeln angegeben. Für die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Auto oder Taxi ändert sich nichts.

Ob auch „Terminal 5“, besser bekannt als Gebäude des einstigen Flughafens Schönefeld, wieder ans Netz geht, ist unklar. Derzeit wird es als Notunterkunft für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine genutzt. Der BER komme vorerst mit den Terminals 1 und 2 aus, so von Massenbach. „Was die beiden können, reicht erstmal für die nächsten Jahre.“