Berlin. Der Regionalverkehr in Berlin-Brandenburg war 2021 unpünktlicher als im Vorjahr. Vor allem der FEX zum Flughafen BER schneidet schlecht ab.

  • Der Regionalverkehr in Berlin und Brandenburg war 2021 unpünktlicher als 2020.
  • Dabei spielen auch die Streiks der GdL eine Rolle.
  • Am unpünktlichsten war der Flughafenexpress FEX zum Flughafen BER.

Der Regionalverkehr in Berlin und Brandenburg war im vergangenen Jahr unpünktlicher und weniger zuverlässig als 2020. Wie aus Daten des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) hervorgeht, lag die Pünktlichkeitsquote 2021 im Jahresmittel bei 91,6 Prozent, ein Jahr zuvor waren es noch 93,9 Prozent gewesen. Dabei gelten auch leicht verspätete Züge noch als pünktlich, so lange sie weniger als fünf Minuten hinter dem Zeitplan liegen.

Die Quote der zuverlässigen Züge betrug zuletzt im Jahresmittel 97,5 Prozent, im Jahr 2020 waren es 99,3 Prozent. Die Zahl zeigt an, welcher Anteil der laut Fahrplan vorgesehenen Fahrten stattgefunden hat – demgegenüber stehen also die ausgefallenen Züge oder Verspätungen von mehr als 59 Minuten.

Eine Rolle spielten hierbei die Streiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer bei der Deutschen Bahn im August und September, in den beiden Monaten wurden die Tiefstwerte erreicht. Betroffen waren von dem Streik diverse Regionalbahn-Linien in der Region. Mit Ausnahme des Januars 2021 lagen aber auch alle anderen Monate unter der Vorjahresquote.

Wendelokführer soll für Besserung sorgen

Blickt man auf die Statistiken der einzelnen Linien, zeigt sich: Am unpünktlichsten war im vergangenen Jahr der Flughafenexpress FEX. Sein Pünktlichkeitsgrad lag für das gesamte Jahr bei knapp 80 Prozent, jeder fünfte Zug hatte also Verspätung von mindestens fünf Minuten. Besonders niedrig war die Quote im Mai, Juli, September und Oktober als jeweils weniger als drei Viertel aller Zugankünfte pünktlich waren.

Ein Sprecher des VBB verweist auf verschiedene Punkte, die den Flughafenexpress besonders anfällig für Verspätungen machen oder dafür sorgen, dass Verspätungen kaum wieder aufgeholt werden können. Dazu gehören kurze Wendezeiten, hohe Störeinflüsse in Berlin und viele eingleisige „Flaschenhälse“, etwa in Schöneweide.

Das Problem kennt auch der Betreiber der Linie, die Deutsche Bahn. „Wir haben die Situation im Blick“, betont ein Bahnsprecher. So sei nach Fahrzeugproblemen die Software verbessert worden, es gebe zudem eine höhere Reserve an Zügen. Und nach Tests im vergangenen Jahr komme seit 7. Februar fest ein „Wendelokführer“ zum Einsatz, der am Bahnhof des Flughafens BER wartet und den Zug übernimmt. So soll das Wenden beschleunigt werden.

Pendlerlinien waren im November besonders betroffen

„Es ist eine sehr schwierige, komplexe Linie, aber wir sehen, dass die Maßnahmen wirken und die Pünktlichkeitskurve nach oben zeigt“, so der Sprecher. Ende des Jahres soll es eine weitere Verbesserung geben: Dann will die Deutsche Bahn neue Doppelstockwagen auf der Linie einsetzen, die unter anderem einen tieferen Einstieg haben, damit es gerade für Reisende mit Koffern angenehmer wird – und so auch für schnellere Fahrgastwechsel sorgen könnten.

Bei einigen Pendlerlinien hat sich im vergangenen Jahr im Schnitt mehr als jeder zehnte Zug verspätet. Das betrifft die Linie RE2 (Wismar – Berlin – Cottbus), deren Pünktlichkeitsquote für 2021 bei knapp 85 Prozent lag - oder die RE4 (Ludwigsfelde – Berlin – Rathenow), die auf gut 88 Prozent kam.

Vor allem im November schnitten die beiden Linien schlecht ab und erzielten in diesem Monat auch die niedrigsten Pünktlichkeitsquoten unter allen Linien im gesamten Jahr – mehr als 35 Prozent der Züge waren verspätet. Grund waren beim Betreiber, der Ostdeutschen Eisenbahn, Pro-bleme an mehreren Fahrzeugen: Während der Fahrt hatten sich die Motoren abgeschaltet. Diese Probleme hätten zahlreiche Verspätungen oder Ausfälle zur Folge gehabt, so der VBB-Sprecher.

Auch die S-Bahn war unpünktlicher als im Vorjahr

Die Linie RE1 (Cottbus – Berlin – Brandenburg) kommt der Statistik des VBB zufolge auf knapp 90 Prozent pünktliche Züge in 2021. Die Quoten der RB14 (Nauen – Flughafen BER) und RE7 (Dessau – Berlin – Wünsdorf-Waldstadt) liegen knapp über 90 Prozent.

Im vergangenen Jahr war auch die Pünktlichkeitsquote bei der S-Bahn geringer als im Vorjahr, wobei sie noch deutlich über der im Regionalverkehr lag. Dort wurden 96,1 Prozent der Halte als pünktlich gewertet, ein Prozent weniger als im Jahr zuvor. Für die S-Bahn ist die Auslegung etwas strenger als bei Regionalzügen – als unpünktlich gilt eine Bahn, die mindestens vier Minuten auf sich warten lässt.

Zwar wurde das vorgegebene Ziel von 96 Prozent damit erreicht, dennoch schrieb Staatssekretär Markus Kamrad auf eine kürzliche Anfrage der CDU-Abgeordneten Danny Freymark und Martin Pätzold auch, es seien „kontinuierliche Anstrengungen“ der S-Bahn und der In-frastrukturunternehmen der Deutschen Bahn erforderlich, „um das zuvor erreichte Pünktlichkeitsniveau zu halten und weiter zu verbessern“.

Kamrad verwies dabei auf einen „negativen Trend“ in der zweiten Jahreshälfte 2021: Demnach habe es in allen Monaten ab Juni eine „Unterschreitung des jeweiligen Vorjahresvergleichswerts, häufig auch des Vergleichswertes aus dementsprechendem Monat im Jahr 2019“ gegeben.