Berlin. Engelbert Lütke Daldrup bezieht ein deutlich höheres Gehalt als die Bundeskanzlerin. Sein Vorgänger Mehdorn bekam aber noch mehr.

Für Engelbert Lütke Daldrup hat sich der Wechsel aus der Senatskanzlei in die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) zumindest finanziell gelohnt. Als Vorsitzender der Geschäftsführung des landes- sowie bundeseigenen Unternehmens verdient der 62-Jährige nun ein Mehrfaches seines früheren Gehalts als Berliner Staatssekretär.

Die Bezüge als Flughafenchef, der seit März 2017 auch für die Fertigstellung des neuen Hauptstadtairports BER verantwortlich ist, haben sich im Vorjahr auf 503.000 Euro summiert, wie aus dem jetzt veröffentlichten Geschäftsbericht für das Jahr 2018 der Flughafen Berlin-Brandenburg GmbH (FBB) hervorgeht. Umgerechnet sind das knapp 42.000 Euro im Monat.

BER: Engelbert Lütke Daldrup hat deutlich höheres Gehalt als die Bundeskanzlerin

Das ist nicht nur rund zweieinhalb Mal so viel Geld wie es sein früherer Chef, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD, Jahresgehalt 194.000 Euro). Auch das Salär für die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), das zuletzt mit rund 350.000 Euro angegeben wurde, wird damit deutlich übertroffen.

Über das bereits bekannte Grundgehalt von 400.000 Euro hinaus hat Lütke Daldrup im Vorjahr noch eine „erfolgsabhängige Vergütung“ von 45.000 Euro, weitere 8.000 Euro als Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung sowie 50.000 Euro nicht näher erklärte „sonstige Bezüge“ erhalten. Insgesamt hat die Flughafengesellschaft knapp 1,3 Millionen Euro für ihre Geschäftsführung ausgegeben, zu der neben Lütke Daldrup auch die Finanz-Geschäftsführerin Heike Fölster und Personalchef Manfred Bobke-von-Carmen gehören.

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Flughafen BER: Fast fünf Millionen Rückstellungen für frühere Flughafenchefs

Der Geschäftsbericht weist für 2018 zudem Pensionszahlungen in Höhe von 506.000 Euro für ehemalige Mitglieder der Geschäftsführung aus. Dazu kommen Pensionsrückstellungen für weitere Zahlungen an Ex-Geschäftsführer sowie deren Angehörigen in Höhe von fast fünf Millionen Euro. Zu den früheren Flughafenchefs gehören etwa Rainer Schwarz, der noch drei Tage vor der Absage des Eröffnungstermins im Juni 2012 öffentlich verkündete, dass das Projekt voll im Zeitplan liegt. Obwohl Experten Schwarz und seinem Technikchef Manfred Körtgen maßgeblich für das BER-Desaster verantwortlich machen, wurde er finanziell dafür nie belangt. Im Gegenteil: Im Ergebnis einer arbeitsrechtlichen Auseinandersetzung konnte Schwarz, heute Chef des Flughafens Münster/Osnabrück, nach seinem Rauswurf im Jahr 2013 noch Zahlungen von 1,2 Millionen Euro erstreiten. Ob Schwarz auch in den Genuss von FBB-Pensionszahlungen kommt, geht aus dem Geschäftsbericht nicht hervor.

Lütke Daldrup liegt beim Gehalt auf dem Niveau seines Vorgängers Karsten Mühlenfeld, jedoch deutlich unter dem von Hartmut Mehdorn. Für Mehdorn, der von März 2013 bis März 2015 amtierte, wies der Flughafen-Geschäftsbericht 2014 noch Jahresbezüge in Höhe von 753.000 Euro aus. Anders als Mühlenfeld (vorher Rolls-Royce Deutschland) und Mehdorn (vorher Chef von Air Berlin und der Deutschen Bahn), kommt Lütke Daldrup jedoch nicht aus der Privatwirtschaft.

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Engelbert Lütke Daldrup ist seit vielen Jahren im Staatsdienst

Der promovierte Stadtplaner und SPD-Politiker steht vielmehr seit vielen Jahren im Staatsdienst, Von 1995 bis 2005 war er Stadtbaurat von Leipzig, von 2006 bis 2009 Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Von 2014 bis 2017 arbeitete er als Staatssekretär im Berliner Senat, zuletzt im Geschäftsbereich des Regierenden Bürgermeisters. Dort war er zuständig für Strategien und Flughafenpolitik. Im Mittelpunkt der Arbeit stand dabei die Fertigstellung des neuen Hauptstadtflughafens BER in Schönefeld, dessen Leitung er nach einer erneut gescheiterten Eröffnungsankündigung im März 2017 kurzfristig übernahm.

Gehälter der Chefs von Landesunternehmen in der Diskussion

Über die Höhe der Bezüge der Chefs von landeseigenen Unternehmen in Berlin gibt es seit Langem Diskussionen. Denn mit seinem Gehalt ist Lütke Daldrup keinesfalls eine Ausnahme, sondern eher die Norm im Land, das an 56 Unternehmen mit mehr als 52.000 Beschäftigten beteiligt ist. Laut dem alljährlich veröffentlichten Beteiligungsbericht ist dabei Messe-Chef Christian Göke mit 590.000 Euro der Spitzenverdiener. Im Ranking folgen der Vorstandsvorsitzende der Investitionsbank Berlin-Brandenburg (IBB) mit knapp 525.000 Euro sowie BVG-Chefin Sigrid Nikutta, deren Jahresbezüge im Vorjahr auf 541.000 Euro stiegen.

Begründet werden die deutlich über den Gehältern von deutschen Politikern liegenden Bezüge meist damit, dass Spitzenkräfte für die Führung landeseigener Unternehmen nicht zu bekommen sind, wenn sie nicht ähnlich gut verdienen wie in der freien Wirtschaft. Kritiker weisen indes daraufhin, dass die Spitzen von Landesunternehmen anders als die Geschäftsführer in der Privatwirtschaft wirtschaftlich kaum eigene Risiken tragen müssten. Für alle wichtige Entscheidungen brauchen sie das Einverständnis der Aufsichtsräte, in denen wiederum in der Regel Senatoren und Staatssekretäre das letzte Wort haben. Geht etwas schief wie bei der BER-Eröffnung, muss der Steuerzahler für die Zusatzkosten, in dem Fall in Milliardenhöhe,.