Pannenflughafen

Streit um BER: Bahn sieht sich nicht als Bremser

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Thomas Fülling

Mit neuen Anforderungen an den Brandschutz soll die Bahn die BER-Verantwortlichen überrascht haben. Das sieht die Bahn ganz anders.

Thomas Fülling

Mit Verwunderung haben Vertreter der Deutschen Bahn auf Vorwürfe reagiert, das Unternehmen würde den Zeitplan für die Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens BER möglicherweise gefährden. Dies hatten Äußerungen von Flughafenaufsichtratschef Michael Müller am Freitag nahegelegt. Müller hatte auf Anforderungen der Bahn und des Eisenbahn-Bundesamtes (EBA) zum Brandschutz verwiesen, die erst in dieser Woche „überraschend“ eingetroffen seien.

Mühlenfeld: Vorgaben höher als bisher

Nach den Worten von Flughafenchef Karsten Mühlenfeld beziehen sich die Anforderungen auf die Frage, wie viele Züge den Tunnel auf einmal und mit welcher Geschwindigkeit durchfahren dürfen und wie sich dieser Verkehr auf die Entrauchung des darüberliegenden Geschosses im BER-Terminal auswirkt. „Da wurden konkrete Vorgaben gemacht, die höher waren als die, die wir bisher hatten“, sagte Mühlenfeld. Diese hätten zur Folge, dass jetzt noch zusätzliche und zudem zeitraubende Computersimulationen zur Entrauchung gemacht werden müssten.

Betriebsgenehmigung für Bahnhof unter Vorbehalt

Die Deutsche Bahn verweist ihrerseits darauf, dass es für die Schienenanbindung mit dem Bahnhof unter dem BER-Terminal seit 2012 eine Betriebsgenehmigung des Eisenbahn-Bundesamtes gibt. Sie stehe aber unter dem Vorbehalt, dass auch die Entrauchung des zum damaligen Zeitpunkt noch nicht fertiggestellten Terminalgebäudes funktioniert. Erst im aktuellen Genehmigungsverfahren sei die Bahn und auch das EBA zur Schnittstelle der Brandschutzkonzepte Terminal und Bahnhof angesprochen worden.

Zusätzliche Brandschutz-Simulationen erforderlich

Das Eisenbahn-Bundesamt erklärte, für den Brandschutznachweis seien auch unter geänderten baulichen Gegebenheiten im Terminal die Betriebsszenarien aus dem Planfeststellungsbeschluss maßgeblich. Diese rechtliche Grundlage für den Flughafenbau war 2006 bestätigt worden. Daraus ergibt sich, dass die Flughafengesellschaft möglicherweise hätte wissen können, dass sie dem Amt noch zusätzliche Brandschutz-Simulationen vorlegen muss.

Verteilerebene am BER anders gebaut als geplant

Aus Sicht der Bahn wurde die Verteilerebene des Terminals (Verbindung zum Bahnhof) von der Flughafengesellschaft nicht so gebaut wie ursprünglich geplant. Damit müsse die Flughafengesellschaft gegenüber den Behörden neben dem Nachweis der Funktion der Entrauchungsanlagen des Terminals auch den Nachweis erbringen, dass ein Brand im Terminal keine Auswirkungen auf den Brandschutz im Bahnhof hat.

Müller: Eröffnung 2017 noch möglich

Müller sagte, die Flughafengesellschaft habe ihre Aufgaben weitgehend erfüllt. Nun sei man an einem Punkt angelangt, wo man von den Genehmigungen anderer Behörden abhängig sei. Diese müssten allerdings ihre Verantwortung konstruktiv wahrnehmen. Laut Müller ist der Zeitpuffer so gut wie aufgebraucht. Noch gebe es aber die Chance, dass der BER 2016 baulich fertiggestellt und 2017 eröffnet werden kann. Zugleich betonte er. „Ich streite mich aber zum Schluss nicht um vier Wochen. Bei all dem, was wir hinter uns haben mit diesem Projekt, glaube ich wirklich, kommt es nicht darauf an, ob es der Dezember ‘17 oder der Januar ‘18 ist.“ Eine Garantie, dass der Airport wie vorgesehen Ende 2017 an den Start gehen kann, hätten ihm die Betreiber in der Sitzung nicht gegeben.

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