Zoochef Andreas Knieriem über Staatsbesuche und Flagschifftiere.


Berliner Morgenpost: Herr Knieriem, was bedeutet die Ankunft von Meng Meng und Jiao Qing für den Berliner Zoo?

Andreas Knieriem: Pandas sind Tiere mit hoher Symbolik, deren Ankunft ein enormes Echo ausgelöst hat, bei Medien und Besuchern. Es sind besonders wertvolle Tiere, die die Chinesen nur handverlesen abgeben und nur dorthin, wo sie genau wissen, dass es den Tieren dort gut geht. Wir haben sehr hart dafür gearbeitet, dass es klappt, daher ist die Freude sehr groß, dass wir die Pandas bekommen haben. Momentan bringen sie uns aber auch viel Arbeit und einiges an Durcheinander. Einen Staatsbesuch von Bundeskanzlerin und chinesischem Staatspräsidenten empfängt man nicht alle Tage.

Ist so ein Staatsbesuch für die Pandas eigentlich sehr stressig?

Die Pandas sind tiefenentspannt. Es sind sehr bescheidene Tiere, die sich nicht von dem aus der Ruhe bringen lassen, was um sie herum geschieht. Wenn sie jetzt erstmals in den Außenbereich ihrer Anlage kommen, wird es ihnen hier sicher gut gefallen.

Die Anlage war auch nicht ganz billig, sie hat fast zehn Millionen Euro gekostet. Was haben denn ihre chinesichen Partner dazu gesagt?

Natürlich will man, wenn man besonders seltene und beliebte Tiere hat, diese auch in einer besonderen, einzigartigen Anlage präsentieren. Sie greift historische Bezüge auf, wie den früher an der Stelle stehenden chinesischen Musikpavillon, und wird allen Ansprüchen an eine zeitgemäße Präsentation gerecht. Im Vordergrund steht natürlich das Tierwohl. Unsere chinesischen Partner, die sich ja am besten mit Pandas auskennen, sind sehr zufrieden mit unserer Arbeit. „Wenn die Deutschen etwas machen,“ so lautete ein Kommentar, „machen sie es gründlich.“

Profitiert der Zoo am Ende sogar durch den Verkauf von zusätzlichen Tickets und Panda-Souvenirs?

Das hoffen wir natürlich. Jeder Zoo braucht bestimmte Flagschifftiere, die besonders beliebt sind und besonders viele Besucher anziehen. Der Panda ist ein solches Tier. Das wissen auch die Chinesen, die als Leihgeber an den zusätzlichen Einnahmen partizipieren wollen. Daher zahlen wir eine Leihgebühr von fast einer Million Euro jährlich. Allerdings kommen 70 Prozent davon wiederum dem Artenschutz in China zugute, was im Sinne aller Tierfreunde ist.

Erwarten Sie einen Besucheransturm wie bei Eisbär Knut?

Wir wissen, dass die Pandas großes Interesse auslösen, wir können aber nicht sagen, wie viele Besucher sie anlocken werden. Doch wir sind gut vorbereitet, denn schon jetzt besuchen jährlich weit über drei Millionen Menschen den Zoo. Das sind im Sommer schon mal 15.000 am Tag. Wir gehen davon aus, dass die Pandas die Kosten, die wir haben, zumindest refinanzieren. Wenn sie zusätzliche Einnahmen bringen und wir damit die anderen Baustellen des Zoos vom Elefanten- bis zum Raubtierhaus schneller abschließen können, ist mir das natürlich auch recht.

Der Zoo verzeichnet schon jetzt viel mehr Besucher als der Tierpark. Was unternehmen Sie, damit der nicht noch weiter abgehängt wird?

Der Tierpark ist für uns genauso wichtig wie der Zoo. Er ist ganz anders durch seine Weitläufigkeit. Der Zoo hat natürlich eine Premiumlage für Touristen, die hier bis zu 75 Prozent der Besucher stellen. Das wird im Tierpark nie der Fall sein. Aber wir wollen ihn, genauso wie den Zoo, weiter entwickeln, aber das braucht eben seine Zeit.

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