Die große Auswahl macht viele Eltern ratlos. Und nicht alle Pädagogen sind begeistert von den spielerischen Lernhilfen.
Auftrieb haben solche Spiele durch die ernüchternden Ergebnisse der Pisa-Studien erhalten: Dem Nachwuchs fehlt es an schulischen Grundfertigkeiten. Beim Lesen haben viele Probleme, den Sinn der Wörter zu erfassen. Politiker, Pädagogen und Eltern waren alarmiert.
Die Hersteller haben den Mehrwert Wissen längst als Verkaufsargument entdeckt. "Sie nutzen die Unsicherheit der Eltern aus und bieten etwas an, was die vermeintliche Lücke schließt", sagt Ingetraud Palm-Walter. Sie ist Vorstand im gemeinnützigen Verein spiel gut in Ulm, der Spielsachen begutachtet. Manches Spiel, das es schon lange gibt, werde heute mit dem Etikett "Lernspiel" versehen. Daneben gibt es eine neue Linie: Lernspiele, die gezielt auf Wissen setzen, das Kinder in der Schule benötigen. So ein Spiel kann ein wichtiges Förderinstrument sein. "Wenn Entwicklungsrückstände erkennbar sind, kann man versuchen, diese durch spielerische Förderung auszugleichen. Dafür sind Lernspiele gut geeignet", urteilt Ulrich Heimlich, Professor für Lernpädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.
Einiges sehen die Experten aber auch kritisch. "Wir beobachten mit Besorgnis, dass das Spiel der Kinder immer mehr gelenkt wird, sie konkrete Aufgaben erfüllen müssen und immer weniger Raum für freies Spiel haben", sagt Ingetraud Palm-Walter. Das hat negative Folgen, wie Lernpädagoge Ulrich Heimlich erklärt: "Kinder brauchen Freiräume, um sich selbst etwas ausdenken und etwas erfinden zu können."
Aus Sicht der beiden Experten ist es auch gar nicht nötig, bei der Wahl von Spielzeug auf den Förderbonus zu achten. Schließlich sei jedes Spiel ein Beitrag zur Entwicklung und zum Lernen. Ingetraud Palm-Walter warnt: "Wenn Kinder ihre Spiele mit Lernen gleichgesetzt sehen, werden sie nicht mehr lange gerne spielen." Für Eltern heißt das: Sie müssen fördern, ohne zu überfordern, Angebote machen, ohne etwas zu erzwingen.