Düsseldorf - Bildung ist das Schlüsselthema der Zukunft. Möglichst früh sollen Kinder lernen, um später als Erwachsene starke Persönlichkeiten zu werden und zu den Besten zu gehören. Gleichzeitig aber verlassen immer mehr Schüler ohne Abschluss die Schule, schaffen viele nur noch mit Nachhilfe das Klassenziel.
Was ist das Geheimnis erfolgreicher Bildung? Jenseits aller aktuellen Schulreformdebatten haben sich mit dieser Frage bei einer Wochenend-Tagung des Familiennetzwerks in Düsseldorf internationale Pädagogen, Soziologen, Neurobiologen beschäftigt. Und sie alle kommen immer auf einen Kern: die Familie.
"Ohne Bindung keine Bildung", lautet das Motto des kanadischen Entwicklungspsychologen Prof. Gordon Neufeld. Viele Kinder seien nicht mehr in der Lage, aus Fehlern zu lernen oder widersprüchliche Gedanken oder Gefühle zu verarbeiten. "Diese Kompetenzen sind nicht angeboren, sondern die Frucht einer gesunden Entwicklung", sagt Neufeld. "Nur ein Kind, das traurig und enttäuscht ist, wird aus seinen Fehlern lernen." Die Eltern müssten auch "Nein" sagen können, das Kind zugleich aber trösten. Fit für die Gesellschaft würden Kinder nicht durch die Schule, sondern durch starke Bindungen.
Bildungsprogramme schon für die Allerkleinsten sind nach Ansicht des Soziologen Prof. Tilman Allert von der Uni Frankfurt nicht der Weg zum Erfolg. Der Tempodruck auf das Kind werde erhöht, der individuelle Entwicklungsprozess nicht mehr wahrgenommen. Stattdessen mache sich in den Elternhäusern "hektische Betriebsamkeit" breit. "Tausche Zuwendung gegen Bildungserfolg", laute das Geschäft. Statt der eigenen Erfahrung zu vertrauen, würden viele Eltern zu wissenschaftlichen "Experten der Elternschaft". "Im Bildungsprozess muss man aber eine Toleranz gegenüber der Unvollkommenheit entwickeln", so der Soziologe. Und noch etwas beeinflusst nach Ansicht Allerts den Entwicklungsprozess negativ: die fehlende Langeweile. Die könnten Kinder nicht mehr als Bestandteil des menschlichen Lebens akzeptieren.