Doch auch bei kompletten Familien steigt das Interesse: Gerade wenn beide Elternteile arbeiten und die Großeltern weit weg wohnen, gibt es auch hier großen Bedarf.
"Enkel dich fit!" lautet das Motto, unter dem der Großelterndienst deshalb dringend nach Freiwilligen sucht. Vermittelt vom "Großelterndienst des Berliner Frauenbunds" betreuen derzeit fast 500 Wunschgroßeltern rund 600 Familien in der Hauptstadt. "Die meisten davon in Prenzlauer Berg, Friedrichshain und Kreuzberg", berichtet Helga Krull und betont: "Wir reden gern von Wunschgroßeltern und Wunschenkeln, denn eine Oma kann schlecht ausgeliehen werden."
Auch beim Diakonischen Werk, das mit seinem Projekt "KiKon - Kind & Kontakt" der zweite größere Anbieter für Alleinerziehende ist, herrscht akuter Oma- und Opamangel. "Die Nachfrage wächst. Wir haben etwa 100 Hilfsanfragen im Jahr, aber unsere 65 Ehrenamtlichen sind fast alle vermittelt", berichtet KiKon-Koordinatorin Jana Berwig. Anders als der Großelterndienst vermittelt KiKon auch jüngere Betreuer. "Aber da ändern sich öfters mal die Lebensumstände, so dass einige wieder abspringen", sagt Jana Berwig.
Freiwillige ab 50 Jahre erwünscht
Vorzugsweise 50 bis 70 Jahre alt sind deshalb die Wunschgroßeltern. Sie sollten rüstig sein und Spaß haben am Zusammensein mit Kindern und ihren Familien. Rund 20 Stunden im Monat sind sie im Oma-Opa-Einsatz, gegen Fahrtkostenerstattung oder eine Aufwandentschädigung von vier Euro pro Stunde. Es seien Kassiererinnen genauso dabei wie die Studienrätin, sagt Helga Krull. Eines zeichne aber alle aus: "Sie sind aktiv, haben Interesse an anderen, suchen Kontakt." Viele hätten bereits eigene Enkel, die jedoch weit weg wohnten oder schon groß seien. Neben Info- und Kennenlerngesprächen gehören auch gemeinsame Aktivitäten, Ausflüge und Fortbildungen zum Angebot des Großelterndienstes. Auch bei KiKon treffen sich die Ehrenamtlichen regelmäßig.
Von der Familienerweiterung profitieren nach Erfahrung der Fachfrauen nicht nur die Familien. "Die Kontakte bleiben ja auch, wenn die Großeltern vielleicht krank werden", so Helga Krull. In einem Fall sei die Wunschoma gestorben, der Wunschopa ins Pflegeheim gezogen. "Die beiden vormals betreuten Wunschfamilien gingen den Herrn öfter besuchen als seine leiblichen Kinder." Oft entwickelten sich sogar enge Freundschaften, erzählt sie. Mindestens ein Zehntel der vermittelten Patenschaften hält schon über ein Jahrzehnt. Der älteste Wunschenkel, der vom Großelterndienst vermittelt wurde, ist heute über 25 Jahre alt - und hat immer noch Kontakt. "Und seine Großeltern haben heute schon die dritte Generation Wunschenkel", sagt Vermittlerin Helga Krull.
Großelterndienst Berlin, Büro Ansbacher Str. 63, Schöneberg, Mi und Do von 12 bis 17 Uhr, Tel. 213 55 14; Büro Warschauer Str. 58, Friedrichshain, Mo und Di von 12 bis 17 Uhr, Tel. 292 03 22. www.großelterndienst.de
KiKon beim Diakonischen Werk, Tel. 40 30 10 55, www.kikon-dwbo.de