Brodowin. Es ist ein durchaus unüblicher Programmpunkt für einen Staatsbesuch: Am Donnerstag fährt König Charles mit seiner Entourage und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ins Brandenburger Ökodorf Brodowin. Dort will sich der bioaffine Monarch laut Protokoll über ökologische Landwirtschaft und den Schutz von Feuchtgebieten informieren.
Auf der Website des Ökodorfes wird noch mehr verraten. Demnach kommt Charles auch, um bei der Käseherstellung zu helfen: „Der “Brodowiner Königskäse”, den wir mit Hilfe von seiner Majestät in unserer Molkerei herstellen werden, wird rund acht Wochen brauchen, um zu reifen. Er wird ein Emblem in Form einer Krone tragen und täglich von Hand gepflegt werden. Im Anschluss wird er im Handel verfügbar sein.“
Deutschlands größter Demeter-Hof
Das Ökodorf Brodowin liegt 80 Kilometer nordöstlich von Berlin, ist mit 2500 Hektar der größte Demeter-Hof Deutschlands. 1991 aus einer LPG hervorgegangen, beschäftigt er heute 150 Mitarbeiter, die sich um 160 Milchkühe, 250 Milchziegen und 2400 Hennen kümmern. Zudem werden hier 15 Gemüsesorten nebst Futter für die Tiere angebaut.
Überraschend hatte das Ökodorf im Januar Post von der britischen Botschaft bekommen. Mit der Anfrage, ob der König vorbeikommen dürfe. Die endgültige Bestätigung für den royalen Besuch gab es dann im Februar. Die Vorbereitungen liefen in den letzten Wochen auf Hochtouren.
„Wir finden es großartig, dass das Interesse an Biolandbau immer wieder Vertreterinnen und Vertreter anderer Regionen und Länder zu uns nach Brodowin führt“, heißt es dazu auf der Website des Ökodorfes. „Der Austausch über Perspektiven und Herausforderungen ökologischer Landwirtschaft verbindet.“
Charles hatte bereits in den Achtzigerjahren angefangen, den Garten seines Anwesens Highgrove ökologisch zu bewirtschaften. Jahrzehntelang wurde er von der britischen Presse für seine Bemühungen hinsichtlich des Klima- und Umweltschutzes belächelt. Sohn Harry beschreibt ihn in seiner Autobiografie „Spare“ als wissbegierige Leseratte, die stundenlang am Schreibtisch sitzt und sich über Klimaangelegenheiten informiert.