Ausstellung

"Harry Potter" und Hogwarts kommen nach Potsdam

| Lesedauer: 7 Minuten
Alexandra Bülow
Thore Schindowski, Technischer Leiter, und Laurent Friquet (r.) dekorieren die Szene um den Hippogreif

Thore Schindowski, Technischer Leiter, und Laurent Friquet (r.) dekorieren die Szene um den Hippogreif

Foto: Christian Kielmann

Pilgerstätte für Potter-Fans: Im Filmpark Babelsberg startet die Ausstellung „Harry Potter – The Exhibition“ mit vielen Film-Exponaten.

Potsdam. Am Sonnabend startet die von Potter-Fans sehnsüchtig erwartete Ausstellung im Filmpark Babelsberg. Die Morgenpost war beim Aufbau dabei.

09.00: Seit gut drei Wochen wird in der Caligari-Halle im Filmpark Babelsberg gebaut, gebohrt, gesägt. Die Ausstellung „Harry Potter – The Exhibition“ wird aufgebaut, jede Eule muss an ihrem Platz und jeder Zauberstab geputzt sein. Denn am kommenden Sonnabend wird die Ausstellung eröffnet, die seit 2009 auf Tour von Stadt zu Stadt ist. Mit 26 Lkw kamen die Exponate auf dem Gelände des Filmparks Babelsberg an und wurden in einer Halle gelagert. Nach und nach hat das 25-köpfige Team des Technischen Leiters Thore Schindowski mit den Experten des US-Veranstalters auf den 1600 Quadratmetern der Caligari-Halle alles an seinen Platz gebracht – vom Stromkabel bis zum Hippogreif. Schindowski erhält Wochen zuvor einen genauen Plan für Aufbau und Zeit und stellt ein Team aus mehreren Gewerken aus ganz Deutschland zusammen – Kulissenbauer, Kostümbildner, Veranstaltungstechniker, Elektriker, Logistiker. „Wir sind ein eingespieltes Team und haben schon bei einigen Harry-Potter-Ausstellungen in anderen Städten aufgebaut“, sagt Schindowski und packt bei einem Bühnenbild mit an.

09:20 Die Wanderausstellung startete 2009 in Chicago, Potsdam ist Station Nummer 19. Robin Stapley sieht alles andere als gelangweilt aus. Eher wirkt er wie ein Kind kurz vor der Bescherung. Der Amerikaner hat die Ausstellung mitentwickelt und liebt jedes Detail. Er klopft auf eine Figur, die die Größe eines Beistelltisches hat. Kenner sehen: Das ist eine der Figuren des Zauberschachs aus dem ersten Film „Harry Potter und der Stein der Weisen“. Stapley erklärt begeistert: „Vieles in den Filmen wurde nicht einfach am Computer animiert, sondern wirklich für die Kulissen gebaut. Und wir haben es hier!“

10:15 Frank Torres gesellt sich zu Robin Stapley. Auch er ist von Anfang an dabei und sorgt dafür, dass die Ausstellung an jedem Ort gleichermaßen fasziniert und funktioniert. Dafür gibt es Karten, in der alle Kulissen aufgezeichnet sind. „Jeder Ort, jede Halle ist anders. Also müssen wir die Ausstellung immer anders aufbauen, aber das Konzept bleibt gleich“, erklärt der Director of Exhibitions Operations. Er und sein Team besichtigen jeden Ort vorab. Dann wird die Ausstellung entsprechend angeordnet und aufgeteilt. „Wir brauchen hohe Decken, denn die Große Halle von Hogwarts muss hier hineinpassen“, sagt Torres und zeigt auf das große, liebevoll verzierte Fenster, vor dem die Lehrer von Hogwarts Platz nehmen. Und dort steht auch ein lieber Freund: Dobby, der Hauself, schaut mit großen Augen hinter einem Rock hervor.

11:35 Dampf, überall Dampf. Doch schnell lichtet sich der Nebel und legt einen Zug frei. Thore Schindowski steht mit zufriedenem Gesichtsausdruck neben dem Hogwarts-Express. Zwei Feuerwehrleute neben ihm. Sie sind da, um den Brandschutz zu prüfen. In der Halle sind überall Rauchmelder installiert. Sie könnten sofort Alarm schlagen, wenn der Zug ordentlich Dampf gibt. „Wir testen das einige Stunden lang. Es ist ein spezieller Nebel, der sich rasch auflöst und nicht zu hoch steigt.“ Am Ende bescheinigen die Feuerwehrleute: alles top.

12:25 Jessica Bauer rückt ein fußballgroßes Ei auf einem großen Tisch zurecht. Hagrids Hütte ist in der Ausstellung nachgebaut worden, Besucher können in einem gigantischen Ohrensessel Platz nehmen. Und das Ei kennen Fans: Aus ihm schlüpft im Film der kleine Drache Norbert. Die US-Veranstalter bringen bei jedem Ausstellungsaufbau ihre Supervisors mit, die für verschiedene Bereiche verantwortlich sind. Sie arbeiten mit den Teams zusammen, die in der jeweiligen Stadt den Aufbau stemmen. Jessica Bauer ist Supervisor für Audio, Video, Security und Special Effects. Und von letzteren gibt es einige. Nur so viel sei verraten: Das Ei bleibt nicht einfach auf dem Tisch liegen. Und auch ein bisschen Quidditch können die Besucher spielen. Und sie können sich vom Sprechenden Hut einordnen lassen: Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw oder Slytherin? „Ich achte darauf, dass nichts hakt“, sagt Bauer.

14:10 In einigen Bereichen ist es stockdunkel. Noch. Das Team um Josh Starr ist dabei, alle Exponate perfekt auszuleuchten. Starr ist Lichtdesigner und passt die Beleuchtung auf jeden Veranstaltungsort neu an. Dabei arbeitet er mit Veranstaltungstechnikern und Elektrikern aus der Region. „Wir verständigen uns gut in Englisch, aber manche Fachtermini sind derart speziell, da sprechen wir dann viel mit Händen und Füßen“, sagt er und lacht. Starr und sein Team schrauben die passenden Scheinwerfer unter der Hallendecke an, einige bekommen rosa, blaue oder bräunliche Folien. „Damit soften wir Ecken ab, machen die Farben intensiver oder weicher.“ Auch schaffen sie es mit dem perfekten Licht und der richtigen Einstellung des Scheinwerfers, dass der Besucher nur die Exponate im Blick hat – den Gemeinschaftsraum von Gryffindor zum Beispiel oder den böse grinsenden Clown, in den sich ein Irrwicht verwandelt. „Eine Hallendecke oder schwarz verhangene Wände hinter den Kulissen nehmen die Besucher nicht wahr, wenn wir gut arbeiten“, sagt Josh Starr.

15:40 Julie Jentzen greift zum Staubwedel und begutachtet die Lackschuhe. In vielen kleinen Vitrinen sind Exponate zusammengestellt – hier ist es unter anderem Neville Longbottoms Schuhwerk vom Ball. Julie Jentzen ist verantwortlich für die ausgestellten Kostüme und Requisiten. „17 Zauberstäbe zeigen wir“, erzählt sie. Für die Ausstellung gibt es Fotos, auf denen zu sehen ist, wie jedes Stück zu drapieren ist. Das ist allerdings nur für die örtlichen Handwerker nötig. Für Julie Jentzen, selbst ein großer Fan von Harry Potter, ist es die 12. Station der Wanderausstellung. „Ich kann im Traum aufsagen, wo was steht.“


17:50 Eva Criner rückt die Eulen zurecht und füllt das Regal mit Schokofröschen, die – anders als in der Welt des Harry Potter – vermutlich nicht lebendig aus ihren Schachteln hüpfen werden. Eva Criner leitet den Merchandising-Bereich. Besucher können sich im Shop eindecken: Zauberstäbe von Ollivander, Stoffeulen, Quidditch-Outfits. Criner: „Wir füllen jetzt die Regale, sodass es hübsch aussieht.“

20:25 Einige Handwerker sitzen bei einem Feierabendbier zusammen. Das Team von Thore Schindowski wohnt in Wohnwagen auf dem Gelände. Das sei praktischer als Hotelzimmer für drei Wochen Aufbau. „Wir sitzen beim Mittagessen oder abends zusammen und besprechen dabei auch, was noch zu tun ist. Daher brauchen wir keine großen Teammeetings“, sagt Toni Hackenberger, der verantwortlich ist für die Logistik und alles vom Klebeband bis Werkzeug organisiert oder vor Ort herbeischafft. Zum Schluss wird aufgeräumt. Schindowski: „Wir übergeben alles schlüsselfertig.“

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