Cottbus. Der „Maskenmann“-Prozess in Ostbrandenburg gehört zu den spektakulärsten Kriminalfällen landesweit. Vor drei Jahren gab es ein Urteil zu den Überfällen auf Millionärsfamilien. Ermittler beschäftigen sich aber immer noch mit dem Komplex. Ermittlungen zu möglichen Falschaussagen von Polizisten stehen aber vor dem Abschluss.
„Die Ermittlungen sind weitestgehend abgeschlossen“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Cottbus. Die Behörde warte nun auf Unterlagen, die vom Landeskriminalamt vorgelegt werden sollen. Danach werde die Staatsanwaltschaft die Sache abschließend prüfen und entscheiden, ob man Anklage erhebe oder die Ermittlungen einstelle.
Hintergrund: Nach dem Prozess wurden Polizisten und eine Sachverständige verdächtigt, als Zeugen vor Gericht bewusst falsche Angaben gemacht zu haben. Welche Aussagen unwahr gewesen sein sollen, wollte die Staatsanwaltschaft auf Nachfrage nicht sagen. Verglichen werden die Aktenlage und Zeugenaussagen, die sich zum Teil sehr stark unterscheiden.
In dem Indizienprozess vor dem Landgericht Frankfurt (Oder) ging es um Angriffe auf Millionärsfamilien südöstlich von Berlin. Der Beschuldigte Mario K. wurde im Sommer 2015 zu lebenslanger Haft verurteilt. Er hatte die Vorwürfe bestritten. Der Bundesgerichtshof hatte 2016 Revisionsanträge des Verurteilten und der Nebenklage als unbegründet verworfen und setzte damit einen Schlussstrich. Das Urteil wegen versuchten Mordes und erpresserischen Menschenraubes ist seither rechtskräftig.
Täter benutzte bei Überfällen eine Art Imkermaske
Der Fall bekam den Namen „Maskenmann“-Prozess, weil der Täter bei den Überfällen in den Jahren 2011 und 2012 eine Art Imkermaske getragen hatte. Laut Urteil entführte Mario K. einen Bankmanager aus dessen Villa und hielt ihn auf einer kaum zugänglichen Schilfinsel in einem Sumpfgebiet gefangen, um Lösegeld zu erpressen. Das gefesselte Opfer konnte sich nach mehr als einem Tag befreien. Zudem überfiel der Verurteilte laut Gericht in kurzen Abständen zweimal eine andere Millionärsfamilie. Er knüppelte dabei die Mutter nieder und schoss Monate später auf die Tochter. Ein Wachmann schützte die junge Frau und wurde getroffen. Er ist seitdem querschnittsgelähmt.
Immer wieder geriet bei dem Prozess die Polizeiarbeit selbst in den Fokus. Polizisten der damaligen Soko „Imker“ sagten aus, dass sie nicht in alle Richtungen hätten ermitteln dürfen. Außerdem hätten sie entlastende Fakten für den Verdächtigen ausklammern müssen, so der Vorwurf. Sie hegten Zweifel an den Aussagen des Entführungsopfers. Vorgesetzte bestritten hingegen, dass es „Anweisungen von oben“ gab. Nach dem Prozess verdächtigte die Frankfurter Staatsanwaltschaft dann drei Polizisten und eine Sachverständige, Falschaussagen gemacht zu haben. Verfahren wurden eingeleitet.
Die aktuellen Ermittlungen wurden von Frankfurt abgezogen und sind seither Sache der Staatsanwaltschaft Cottbus. Die Generalstaatsanwaltschaft hatte das damit begründet, dass Druck von der Frankfurter Behörde genommen werden solle. Denn diese war auch Anklagebehörde im eigentlichen Prozess gewesen.
Polizeipräsident musste seinen Posten räumen
Der Fall sorgte auch in der Landespolitik für heftige Verwerfungen und birgt noch immer Sprengkraft. Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) musste damals zu den Vorwürfen im Landtag Stellung nehmen. Wegen der umstrittenen Ermittlungen war im Frühjahr auch der damalige Polizeipräsident Arne Feuring in seiner neuen Funktion als Innenstaatssekretär unter Druck geraten. Als er noch Polizeichef war, habe er während der Vernehmungsphase gar mit dem Opfer telefoniert. Später kam noch hinzu, dass Feuring die Kriminalitätsstatistik frisiert haben soll. Der Polizeipräsident wurde später als Abteilungsleiter ins Umweltministerium versetzt. Als Nachfolger wurde Hans-Jürgen Mörke ernannt. Bei der Opposition stieß aber auch das auf Kritik, weil Mörke Chefermittler in dem Entführungsfall des Bankers gewesen war.