Potsdam. Brandenburg gilt als das Bundesland mit den meisten Funklöchern. Das soll durch den Ausbau der digitalen Infrastruktur anders werden.

Brandenburgs twitternde Kiefer steht in Britz bei Eberswalde (Barnim). Täglich meldet sie ihren Wasserverbrauch und ihr Wachstum und mögliche Stressreaktionen. Forscher können so erkennen, wie sich der Klimawandel auf den Wald auswirkt. Zurzeit leidet die Kiefer. Zuletzt meldete sie keinerlei Wasseraufnahme. Das bedeutet Stress für den Organismus.

Die twitternde Kiefer ist Teil eines Modellversuchs des Thünen-Instituts für Waldökosysteme zur Digitalisierung der Forstwirtschaft. Aber auch alle anderen Interessierten können sich über das Wohlergehen der Kiefer informieren („@treewatchbritz“). 20 derartige Digitalprojekte hat Brandenburgs Digitalisierungs-Staatssekretär Thomas Kralinski in den vergangenen Wochen besucht, um sich ein Bild über den digitalen Wandel im Land zu machen. Brandenburg gilt bei der Einführung der Zukunftstechnologien eher als Nachzügler, es gilt als Bundesland mit den meisten Funklöchern, der Breitbandausbau mit schnellen Leitungen war lange ein Stiefkind der Landesregierung.

Aber das soll sich zügig ändern – und es ist nicht alles schlecht, lautet das Fazit Kralinskis. „Wir dürfen es nicht schlechterreden, als es ist“, sagte der Staatssekretär am Donnerstag. Der Wandel sei in vollem Gang. Brandenburg will in den kommenden Jahren allein 500 Millionen Euro in den Ausbau der digitalen Infrastruktur investieren, 180 Millionen davon stellt es selbst zur Verfügung, den Rest steuern der Bund und die kommunen bei. Erst vor Kurzem besuchte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) Kleßen-Görne (Havelland), um die Aufstellung eines Funkmastes zu feiern. Die Einwohner des Dorfes hatten bislang keinen Mobilfunkempfang.

Bis zum nächsten Sommer entstehen 1500 Wlan-Hotspots im Land, verspricht die Landesregierung, bis zum Jahr 2024 soll die Verwaltung die meisten Vorgänge elektronisch regeln und die Schulen sollen verstärkt mit digitalen Leitungen, Computern und Tafeln ausgestattet werden. Um den Landkreisen bei dieser Aufgabe zu helfen, hat das Land gerade eine Digitalagentur gegründet, bei der sich die Landkreise und Kommunen Rat einholen können. „Natürlich könnte das auch alles schneller gehen“, sagt Kralinski. Aber immerhin seien die Dinge auf den Weg gebracht.

„Es funktioniert immer da, wo sich ein Nutzen erkennen lässt“, sagt Kralinksi. Beeindruckt haben ihn auf seiner Reise die Fortschritte im Gesundheitswesen. Im Krankenhaus in Eberswalde sei es gelungen, dass die Pfleger wieder mehr Zeit mit den Patienten verbringen können, da die Dokumentation der Krankenakten digital und damit viel schneller erfolge.

Möglicherweise lasse sich auch der Facharbeitermangel in der Landwirtschaft lindern, wenn sich herumspreche, dass die Landwirte der Zukunft Drohnen über ihre Felder fliegen lassen, so die Hoffnung Kralinskis nach einem Besuch der Agrargenossenschaft Trebbin. Die Digitalisierung könnte bald auch die Bewässerung der Äcker verbessern und Roboter in der Ernte einsetzen.

Die Chancen dafür stehen nach Ansicht Kralinskis gut. Mit Berlin und seiner kreativen Start-up-Szene in der Mitte des Landes, könne Brandenburg profitieren. „Es ist beeindruckend, wie engagiert in allen Bereichen nach Wegen in die digitale Zukunft gesucht wird“, sagt Kralinski. Dabei stehe die sprichwörtliche brandenburgische Bodenständigkeit nicht im Widerspruch dazu. „Unaufgeregt Hightech können wir ganz gut“, sagt der Staatssekretär.

Zum Beispiel in Babelsberg. Dort eröffnete Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD) in den Filmstudios ein Studio für volumetrisches Filmen – das erste auf dem europäischen Festland und erst das fünfte auf der Welt. In einer vier Meter hohen Lichtrotunde scannen 32 Kameras die Schauspieler von allen Seiten und aus allen Winkeln. Danach können hologrammartige Darstellungen der Personen erstellt und Filme eingebaut werden. Die Schauspieler der Zukunft spielen nicht mehr selbst, sondern werden gespielt. Einige der Brandenburger Digitalprojekte haben bereits international Aufmerksamkeit erzeugt, sagt Kralinski – und ist ein wenig stolz.