Paaren im Glien. Das New-Hampshire-Huhn zeichnet sich durch eine hervorragende Legeleistung und einen friedlichen Charakter aus. Deswegen ist es bei Hühnerzüchtern sehr beliebt, und das hat ihm die Auszeichnung „Rasse des Jahres“ eingebracht. Welche Vorzüge das noch recht junge Hampshire-Huhn außerdem hat, darüber können sich die Besucher der Brandenburger Landwirtschaftsausstellung (BraLa) informieren, die in Paaren im Glien bei Berlin (Havelland) noch bis Sonntag dauert.
Rund 700 Aussteller zeigen ihre Produkte
Auch in diesem Jahr werden insgesamt wieder mehr als 40.000 Besucher aus Brandenburg und Berlin erwartet. An den ersten beiden Tagen besuchten bereits mehr als 20.000 Besucher die Schau. Das Programm ist vielfältig und reicht vom Melken für Anfänger bis zu Symposien über die Umweltgefährdung durch Pflanzenschutzmittel wie das umstrittene Glyphosat. „Die Landwirtschaft steht im Wandel“, sagte der Präsident des Brandenburger Bauernverbandes, Henrik Wendorff, zum Auftakt. „Sie muss den Spagat zwischen Tradition, Moderne und Agrarpolitik schaffen.“ Rund 700 Landwirte, Imker und Züchter sind im Erlebnispark Paaren dabei. Es gibt Tierschauen, Markstände, Tipps für Hobbygärtner und Tierhalter, Treckerfahren. Das Landesamt für ländliche Entwicklung informiert über den Obstanbau in Brandenburg, und der Landesbetrieb Forst stellt wissenschaftliche Methoden zum Schutz der Wälder vor.
Das New-Hampshire-Huhn steht genauso im Mittelpunkt wie das Uckermärker Fleischrind, eine der jüngsten Rinderzüchtungen überhaupt – und der Stolz vieler Rinderzüchter, trägt es doch den Namen des Landstrichs im Norden Brandenburgs in die ganze Welt hinaus, freut sich Hanka Mittelstädt, die als Vorsitzende des Landwirtschaftszusammenschlusses pro agro regionale Produkte vermarktet.
Mit dabei ist auch Holger Schüren als Genussbotschafter Brandenburgs. Der Bäcker und Konditor aus Bergholz-Rehbrücke ist Brandenburgs erster Brot-Sommelier. Er widmet sich in diesem Jahr vor allem Produkten rund um die Ziege. So präsentiert er Ziegenkäse aus der Region, aber auch eine Praline aus Ziegenmilch. „Je mehr die Leute über das Essen wissen, desto besser“, sagt der „Big Bäcker“, wie er wegen seiner beeindruckenden Körperfülle auch genannt wird.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Förderung des Nachwuchses. Für die Betriebe werde es zunehmend schwieriger, Auszubildende zu finden, sagt Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger (SPD). „Die Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse ist von 412 im Jahr 2016 auf 363 im Jahr 2017 gesunken.“ Zum Abschluss der Messe am Sonntag gibt es daher einen „Nachwuchstag“ mit der Vorstellung der „grünen Berufe“ und einer Bauernolympiade.
Am Freitag stellte sich Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) bei einem Besuch vor die Brandenburger Landwirte. Man könne stolz auf die Tierhaltung in Brandenburg sein, sagte Woidke. Es sei etwa bei Legehennen, der Milchviehhaltung oder der Schweinezucht in den vergangenen Jahren viel passiert. Milchkühe würden in Brandenburg seit langer Zeit ohne Kette gehalten, das sei in Deutschland nach wie vor die Ausnahme.
Kein Verständnis zeigen die Landwirte für die geplanten Kürzungen der EU-Subventionen. Haushaltskommissar Günther Oettinger hatte in der vergangenen Woche Kürzungen in der Agrarförderung angekündigt. „Jetzt gilt es zu kämpfen“, sagte Vogelsänger. Er hoffe, dass sinkende Zuwendungen der EU durch den Bund ausgeglichen werden. „Im Koalitionsvertrag der großen Koalition steht, dass der finanzielle Rahmen unverändert bleibt.“ Sollte das nicht der Fall sein, werde er die Bundesregierung daran erinnern.
EU-Subventionsabbau würde vor allem den Osten treffen
Der Plan des EU-Haushaltskommissars sieht vor, die Förderung für besonders große Landwirtschaftsbetriebe zu kappen. Das würde fast ausschließlich Betriebe im Osten Deutschlands treffen, weil hier aus historischen Gründen vor allem große Agrargenossenschaften und -gesellschaften aktiv sind, während im Westen der Republik vor allem – kleinere – Familienbetriebe Landwirtschaft betreiben. „Wir haben massive Einnahmeeinbußen zu befürchten“, sagte Bauernverbandspräsident Wendorff. Gleichzeitig stiegen die Anforderungen an Landwirte für das Tierwohl und die nachhaltige Bewirtschaftung der Flächen ständig an. „Das kostet Geld“, klagte Wendorff.
Ausstellung: Die BraLa findet im Erlebnispark in Paaren im Glien (Havelland) statt. Sie sieht sich als „Schaufenster des ländlichen Raumes“ und informiert über die Tätigkeit der Landwirte im Land.
Anreise: Der Erlebnispark Paaren ist mit dem Auto über den Berliner Ring (A 10), Abfahrt Falkensee, über die A 24, Abfahrt Kremmen oder mit den Regionalbahnen 18 und 21 zu erreichen. Außerdem verkehrt von Rathaus Spandau aus ein Bus (671).