Immobilien bei Berlin

Durch den Berlin-Sog steigen die Preise sogar in Eberswalde

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Jens Anker
Ein Oberleitungsbus in Eberswalde

Ein Oberleitungsbus in Eberswalde

Foto: Patrick Pleul/dpa

Der Leerstand in Brandenburg ist deutlich zurückgegangen. Und es gibt inzwischen wieder viele Neubauprojekte.

Das Wohnen ist im Berliner Umland weiter deutlich preiswerter als in Berlin. Das geht aus einer Befragung der 210 Unternehmen des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) hervor. Im vergangenen Jahr lag die Durchschnittsmiete im Speckgürtel bei 5,38 Euro je Quadratmeter. Das entspricht 1,01 Euro weniger, als Berliner laut dem aktuellen Mietspiegel zahlen. In den äußeren Regionen Brandenburgs lag die Durchschnittsmiete mit 4,69 Euro noch deutlich darunter.

Nach Erkenntnissen des BBU gibt es in Brandenburg aber große Unterschiede. „Die Entwicklung kann auf engstem Raum sehr unterschiedlich verlaufen“, sagte BBU-Vorsitzende Maren Kern am Dienstag. Während die Leerstandsquote in Cottbus bei 6,8 Prozent lag, stand im nahen Forst jede dritte Wohnung leer. Der BBU fordert deshalb flexible Förderprogramme, um den Stadtumbau in den östlichen Bundesländern weiter voranzutreiben. „Wachstum und Schrumpfung liegen eng beieinander“, sagte Kern.

Nicht nur die Städte in unmittelbarer Nähe zu Berlin verzeichnen einen Zuzug, inzwischen ist der Metropoleneffekt auch in weiter entfernten Städten wie Eberswalde, Fürstenwalde oder Brandenburg an der Havel zu verzeichnen.

Immer mehr Menschen entscheiden sich demnach dafür, der Stadt den Rücken zu kehren und ins Umland zu ziehen. Erstmals war die Zahl derjenigen, die aus Berlin nach Brandenburg zogen, höher als die derjenigen, die aus Brandenburg in die Bundeshauptstadt wechselten.

60.000 Wohungen wurden in den letzten Jahren abgerissen

Insgesamt hat sich der Leerstand in Brandenburg in den vergangenen zehn Jahren von durchschnittlich 15 Prozent auf 7,5 Prozent halbiert. Dafür war nach Angaben Kerns nicht nur der Zuzug in die begehrten Stadtrandlagen Berlins verantwortlich, sondern vor allem der Abriss alter Wohnungen. 60.000 Wohnungen, die in schlechtem Zustand waren oder nicht mehr den Marktansprüchen genügten, wurden in den Städten und Gemeinden in den vergangenen 15 Jahren abgerissen. „Von der Stange zu verkaufen, funktioniert nicht mehr“, sagte BBU-Vorstand Kern.

Stattdessen sei ein umfassender Neubau nötig, um die Ansprüche der Interessenten an den eigenen Wohnraum zu erfüllen. Dass sich das lohnen wird, davon sind die BBU-Wohnungsunternehmen überzeugt. Insgesamt 674 Millionen Euro wollen die Unternehmen in diesem Jahr investieren, im vergangenen Jahr waren es 500 Millionen Euro.

Einen Sonderfall auf dem Brandenburger Wohnungsmarkt stellt nach BBU-Angaben Potsdam dar. Die Landeshauptstadt hat den steigenden Wohnungsbedarf rechtzeitig erkannt und baut seit mehreren Jahren kontinuierlich neue Wohnungen. „Der Neubau hält in Potsdam mit dem Wachstum Schritt“, lobte Kern. „Das ist vor allem im Vergleich zu Berlin eine hervorragende Leistung.“ Potsdam baut jährlich rund 1000 neue Wohnungen und kann den Bevölkerungszuwachs von 3000 bis 4000 Menschen pro Jahr ohne dramatisch ansteigende Mieten bewältigen.

Größtes Potsdamer Neubaugebiet entsteht in Krampnitz

Die Durchschnittsmiete liegt demnach in der Stadt Potsdam derzeit bei geförderten Neubauwohnungen zwischen 5,50 und 7,00 Euro, bei Genossenschaften zwischen 5,50 und 7,00 Euro und bei frei finanzierten Neubauwohnungen zwischen acht und zwölf Euro je Quadratmeter. Die Potsdamer Verwaltung hat darüber hinaus für die kommenden Jahre ein Flächenpotenzial für weitere 15.000 Wohnungen ermittelt. Auch in den kommenden Jahren kann auf einen steigenden Bedarf reagiert werden. Das größte Neubauprojekt entsteht derzeit in Krampnitz im Norden der Stadt. Auf einem ehemaligen Kasernengelände sollen in den kommenden Jahren insgesamt 4000 Wohnungen entstehen.

„In Berlin wurde der Wohnungsbedarf erst viel später erkannt“, kritisierte Kern. In diesem Jahr entstehen 14.000 neue Wohnungen in der Hauptstadt, 20.000 wären aber nötig, um den Zuzug bewältigen zu können. Das Versäumnis Berlins, ausreichend bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen, ist nach Überzeugung Kerns eine Chance für Brandenburg, den Umbau der Städte weiter voranzutreiben und mehr Menschen nach Brandenburg zu locken.

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