Erstmals wurde ein Teil des Silberschatzes der Öffentlichkeit präsentiert. Es sind Münzen aus dem 11. und 12. Jahrhundert.

Händler ziehen durchs Land, Warenströme fließen zwischen Ost und West, Nord und Süd. Im 11. und 12. Jahrhundert war das heute beschauliche Städtchen Lebus, rund zehn Kilometer nördlich von Frankfurt (Oder), ein wichtiger Knotenpunkt. „Lebus war eine Metropole, ein Marktplatz mit florierendem Handel“, sagt Archäologe Felix Biermann am Freitag. Im Heimatmuseum liegt ein Teil der Münzen aus der Slawenzeit, die der Hobby-Archäologe Frank Slawinski im Herbst, etwa 950 Jahre später, fand. Der Schatz wurde für einen Tag erstmals der Öffentlichkeit gezeigt. Vermutlich hatte ein reicher Bürger ihn einst vergraben.

Es handelt sich um den bisher größten Silberschatz, der jemals in Brandenburg geborgen wurde, berichtet das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege. Die knapp 2200 Silbermünzen steckten in einem Keramikgefäß, umwickelt mit Leinen. Alles war vergraben in einem abschüssigen Hang. Den heutigen Wert des Fundes schätzen Experten auf rund 100 000 Euro.

Biermann zeichnet ein mögliches Bild: „Wahrscheinlich hat der Besitzer die Münzen im Beutel am Körper getragen und das leere Gefäß in der Hand. So ist er unauffällig gegangen und hat einen einsamen, abgelegenen Platz gesucht.“ Und: „Es war keine Gabe an die Götter, sondern ein Gelddepot.“ Aufgrund des agilen Lebens in der Stadt überrasche der Fund nicht.

Lebus, späterer Bischofssitz, lag nach den Worten von Biermann strategisch günstig. Es gab eine Furt über die Oder. Handelsstraßen von der Ostsee in den Donauraum führten durch die Stadt, auf deren Burgberg polnische Fürsten herrschten. „Lebus war ein Drehkreuz“, sagt der Wissenschaftler von der Universität Göttingen, der bei den Ausgrabungen dabei war. Die Zeit damals sei von Handel, aber auch von Kriegen geprägt worden. „Da ist jemand sehr reich geworden.“

Die Münzen, wegen ihres hohen Randes auch Hochrandpfennige genannt, stammten von der Saale, aus der Region Meißen und Magdeburg. Etwa 2,4 Kilogramm wiegen die Münzen, wie Finder Slawinski erzählt. Der Hobby-Archäologe hatte den Schatz im Herbst mit einer Sonde aufgespürt. Für die Nutzung des Detektors hat der 56-jährige Trockenbauer eine offizielle Genehmigung des Landesamtes für Denkmalpflege.

Slawinski hatte 2003 auch den sogenannten Bronze-Hort von Lebus, eine Sammlung bronzener Beile, aufgespürt. Seit mehr als zehn Jahren geht er regelmäßig im Oderland auf Suche. „Ich interessiere mich für Geschichte und dafür, was unsere Vorfahren so hinterlassen haben und was noch im Boden sein könnte“, sagt er. Finderlohn erhält der ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger aus Lebus nicht. Die Schätze muss er dem Landesamt abliefern.

Wie das Amt berichtet, wird der Fund restauriert, dokumentiert und historisch detailliert eingeordnet. Es werde eine Publikation geben, und die Münzen würden im Pauli-Kloster in Brandenburg an der Havel ausgestellt, hieß es. Die Lebuser würden sie gern in ihrem Heimatmuseum zeigen. „Doch das geht aus Sicherheitsgründen nicht“, erzählt Slawinski. Auch der Bronzeschatz sei nur als Replik im kleinen Heimatmuseum zu sehen.