„Ein Glücksfall für Potsdam“, „eine tolle Überraschung“, „eine großartige Chance“ – Brandenburger Kulturpolitiker überschlugen sich quer durch alle Parteien am Freitag fast vor Begeisterung. Sie hatten allen Grund dazu, denn am selben Tag war eine Sensation bekannt geworden: Hasso Plattner, der seine Milliarden mit dem Softwareunternehmen SAP verdient hat, will der Stadt eine Kunsthalle schenken. Das Haus soll Ausstellungen mit Bildern und Skulpturen zeigen und auch Plattners private Sammlung von Kunst aus der Zeit der DDR beherbergen. Plattners Stiftung soll Betreiber sein.
Seit vergangenem Herbst gebe es bereits Gespräche zwischen der Stadt und ihrem Mäzen, hieß es im Büro von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Im Rathaus werden die Pläne von Plattner umfangreich unterstützt. Derzeit suche man nach einem geeigneten Standort. Mehrere Vorschläge seien Plattner bereits unterbreitet worden, darunter der Blücherplatz, der Lustgarten, die Schiffbauergasse und die Speicherstadt. „Das Angebot von Hasso Plattner für eine Potsdamer Kunsthalle mit herausragenden Zeugnissen der Kunst ist eine einmalige Chance für die Landeshauptstadt“, sagte Jakobs. „Sie wäre ein Aushängeschild mit internationaler Strahlkraft.“ Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) bezeichnete Plattners Geschenk als „große Ehre nicht nur für Potsdam, sondern für das ganze Land Brandenburg“.
Verbundenheit mit Havelland
Plattner selbst favorisiert das Areal des Mercure-Hotels am Lustgarten als Standort für die Kunsthalle. „Wenn dies möglich wäre, dann wäre das ein fantastischer Standort und wahrscheinlich einmalig in Deutschland“, sagte Plattner am Freitag dem RBB-Inforadio.
Über das Büro des Oberbürgermeisters ließ Plattner mitteilen, er wünsche sich einen Standort seines Kunstmuseums in Potsdam, weil er sich mit dem Havelland verbunden fühle. Geplant sei ein modernes Gebäude, hieß es. Die Stadt Potsdam zitierte Plattner mit den Worten: „Ich bin mir darüber im Klaren, dass ein Grundstück für einen repräsentativen Bau nicht einfach zu beschaffen ist, hoffe aber mit meiner Idee auf das Wohlwollen der Stadt Potsdam und seiner Bewohner zu stoßen.“ Er sei der Überzeugung, mit der Kunsthalle einen „besonderen Beitrag“ zum Kulturleben Potsdams leisten zu können, wird Plattner weiter zitiert.
Nach Informationen von Morgenpost Online gibt es gute Chancen, dass Plattners Standort-Wunsch erfüllt wird.
Für das Gelände, auf dem jetzt das Hotel Mercure steht, läuft der Vertrag zwischen dem Hotelbetreiber Accor und dem Finanzinvestor Blackstone als Eigentümer aus. Potsdam hat zwar das Vorkaufsrecht für das Grundstück, doch kein Geld. Der Zeitpunkt wäre also günstig für Plattner, das Grundstück zu kaufen.
Mit dem Bau einer modernen Kunsthalle an diesem Ort wäre auch die anhaltende Diskussion um den 60er-Jahre-Bau des Mercure-Hotels beendet, das in Potsdam oft als architektonischer Schandfleck betrachtet wird. „Das Gebäude ist ein Ärgernis, eine neue Kunsthalle ergebe dagegen eine ideale Kombination mit dem Stadtschloss“, sagte der Potsdamer CDU-Abgeordnete Steeven Bretz am Freitag. FDP-Politikerin Linda Teuteberg lobte den Milliardär Plattner für sein „nachhaltiges Engagement“ für Potsdam.
„Lebendigen Ort schaffen“
Auch die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen im Landtag, Marie Luise von Halem, sprach sich für den Standort am Lustgarten aus. Sie sagte, eine neue Kunsthalle würde die Attraktivität des Areals um den Alten Markt erheblich erhöhen. „Wir wollen dort einen lebendigen Ort schaffen, eine Kunsthalle würde dabei sehr helfen.“ Sie forderte außerdem, in dem Museum „angemessenen Raum für moderne Kunst“ zu schaffen, die bisher in Potsdam zu kurz komme.
Der Potsdamer Abgeordnete der Linkspartei, Hans-Jürgen Scharfenberg, warnte vor einer Standortdiskussion, mit der Plattners „gute Idee“ belastet werden könnte. Das Grundstück des Mercure-Hotels ziehe als Ort für das Kunstmuseum zu viele offene Fragen nach sich. „Dort steht ein funktionsfähiges Hotel, in dem viele Menschen arbeiten“, sagte Scharfenberg. „Wir sollten uns die Mühe machen, einen anderen Standort zu finden.“
Eine Standort-Debatte scheint jedoch unvermeidbar, denn auch der Hotelkonzern Accor will das Hochhaus des Mercure in der Innenstadt nicht aufgeben. „Potsdam ist ein wichtiger Standort für uns“, sagte Accor Europe-Sprecher Michael Kirsch. Damit meine er die Stadt im Allgemeinen und das Haus im Speziellen, betonte er. Derzeit liefen Gespräche über eine Verlängerung des Mietvertrages.
Man hoffe, bis zum Sommer einen geeigneten Ort gefunden zu haben, sagte der Sprecher von Potsdams Oberbürgermeister. „Vielleicht können dann 2014 die Bauarbeiten beginnen.“ Zu den Kosten des Projekts konnten noch keine Angaben gemacht werden. In der Vergangenheit hat sich Hasso Plattner aber schon mehrfach als spendabler Mäzen der Stadt gezeigt. So stiftete er der Universität für 200 Millionen Euro das Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik und spendierte 22 Millionen Euro für historische Fassade und Kupferdach des Stadtschlosses.