Neuer Solarpark

Google wird Stromversorger in Brandenburg

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Erstmals investiert der Internetriese außerhalb der USA in erneuerbare Energien. In Brandenburg an der Havel wird seit Anfang des Jahres für 5000 Haushalte Solarstrom produziert. Für Google eine "Win-Win-Situation".

In Zeiten, in der Atomenergie in Deutschland immer mehr an Popularität verliert, setzt Google auf Solarstrom. Das Unternehmen steigt erstmals außerhalb der USA in den Markt für erneuerbare Energien ein und investiert 3,5 Millionen Euro in einen deutschen Solarpark. In Brandenburg an der Havel will sich der Suchmaschinengigant gemeinsam mit Partnern an der Anlage beteiligen. Die Ende 2010 fertiggestellte Photovoltaikanlage liefert pro Jahr rund 18 Millionen Kilowattstunden Strom und zählt zu den größten Solaranlagen Deutschlands.

Zusammen mit Google steckt der Finanzinvestor Capital Stage AG Geld in die Brandenburger Anlage. Die Capital Stage AG ist nach eigenen Angaben mit 14 Photovoltaik-Kraftwerken der größte unabhängige Betreiber von Solarparks in Deutschland. Das Hamburger Unternehmen wird 51 Prozent der Brandenburger Anlage halten. Google übernimmt 49 Prozent.

Googles Ziel: Nachhaltigkeit fördern

„Projekte wie dieses bringen eine 'doppelte Dividende'. Sie sind gut für unser Klima und natürlich eine solide Investition für Google“, sagt Ralf Bremer, Sprecher von Google Deutschland der Berliner Morgenpost. Mit dem Solarpark wolle Google auch ein Zeichen setzen. „Seit vielen Jahren investiert unser Unternehmen in erneuerbare Energien. Die Nachhaltigkeit in der Welt zu fördern ist schon lange ein erklärtes Ziel von Google“, sagt Bremer.

Mit seinen gigantischen Serveranlagen ist Google weltweit ein Großabnehmer von Strom. Für jede Anfrage bei der Suchmaschine wird nach Angaben des Unternehmens eine Energie von einem Kilojoule oder 0,0003 Kilowattstunden (kWh) verbraucht. Die Zahl des gesamten Stromverbrauchs behandelt Google als Betriebsgeheimnis.

Strom aus Solarpark nicht für Googles Server

Die Anlage in Brandenburg an der Havel soll jedoch nicht zum Betrieb eines Rechenzentrums von Google dienen, sondern sauberen Strom für rund 5000 Haushalte in Brandenburg und Umgebung liefern. Der Solarpark liegt auf dem 47 Hektar großen Areal, das bis Anfang der 90er Jahre für militärische Zwecke genutzt wurde.

Bislang hat Google in den USA in zwei Windenergieprojekte investiert und betreibt in der Firmenzentrale in Mountain View eine der größten dachmontierten Solaranlagen der USA.

Die Auswahl des Photovoltaik-Kraftwerks 80 Kilometer westlich von Berlin als erstes Energieprojekt außerhalb der USA sei kein Zufall, sagte Benjamin Kott, Clean Energy Advocacy Manager bei Google. Deutschland zähle bei der Entwicklung erneuerbarer Energien seit vielen Jahren zur Weltspitze. „Das Land verfügt über gute Rahmenbedingungen, die Bürger stehen sauberer Energie positiv gegenüber und die deutschen Hersteller liefern hervorragende Technologie.“ Mehr als 70 Prozent der in Brandenburg installierten Solarmodule stammten aus deutscher Produktion. Der Solarpark wird von drei Technikern der Capital Stage Service gewartet.

In Berlin und Brandenburg gibt es nach Schätzung der Interessenvereinigung Solar Network rund 5000 direkte Arbeitsplätze in der Solarbranche. Hinzu kommen 30 000 weitere bei Dienstleistern und Zulieferern. Solarfirmen haben enormen Kapitalhunger und agieren in einem Markt, in dem vor allem asiatische Konzerne mit Konkurrenzprodukten Druck machen.

Schon in einem Gastbeitrag für die Zeitung „Die Welt“ im Februar kündigte der frühere Vorstandsvorsitzende Eric Schmidt an, dass Google seinen Standort in Deutschland in den Bereichen Vertrieb und Engineering erweitern werde. Zu den Plänen zählt außerdem ein wissenschaftliches Institut für Internet und Gesellschaft, das dieses Jahr eröffnet werden soll. Die Forschungseinrichtung soll drei Felder untersuchen: internet-basierende Innovationen, politische Rahmenbedingungen und die damit verbundenen rechtlichen Aspekte.

( BMO )