Jamlitz

Suche nach größtem KZ-Massengrab hat begonnen

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Gudrun Mallwitz

Foto: pp / Zentralbild

In Jamlitz (Dahme-Spreewald) versuchen Archäologen und Kriminologen, ein grauenhaftes Verbrechen aufzuklären. Drei Wochen lang wird auf dem Gelände des ehemaligen Arbeitslagers Lieberose nach den Überresten von 753 Frauen und Männern gegraben, die am 2. Februar 1945 bei einer Mordaktion der SS erschossen wurden. Damit endet ein jahrelanger Konflikt.

Das Grundstück Neue Siedlung 11 liegt inmitten einer idyllischen Eigenheimsiedlung. Birken wiegen sich im Frühlingswind, Apfel- und Kirschbäume blühen. Hinter dem grauen Maschendrahtzaun patrouilliert ein Wachmann. Um das verlassene Haus in graubraunem Putz herrscht bedrückende Stille.

Von Mittwoch früh an werden in Jamlitz (Dahme-Spreewald) Archäologen und Kriminologen versuchen, ein grauenhaftes Verbrechen aufzuklären. Experten vermuten auf dem rund 5000 Quadratmeter großen Grundstück das vermutlich größte Massengrab jüdischer NS-Opfer außerhalb der KZ-Hauptlager in Deutschland.

In den nächsten drei Wochen wird auf dem Gelände des ehemaligen Arbeitslagers Lieberose nach den sterblichen Überresten von 753 nicht mehr gehfähiger Frauen und Männern gegraben, die am 2. Februar 1945 bei einer Mordaktion der SS erschossen wurden.

Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) sagte in Jamlitz: " Es ist für das Land und die Kommune eine historisch-moralische und politische Verpflichtung, den Angehörigen der Opfer Klarheit zu geben." Die Grabstelle soll zu einem Ort würdevoller Totenruhe und mahnendem Gedenken werden. Zehn Jahre lang hatte der Eigentümer des Grundstücks die Grabungen verhindert und bekam vor Gericht Recht. Mittlerweile steht das Amt im Grundbuch, es wurde viel Geld bezahlt. Die Suche nach den ermordeten Häftlingen, die vor allem aus Ungarn und Polen stammten, war schon Mitte der 90er-Jahre gestartet worden. Im Umfeld wurden 20 Orte untersucht.

Die jetzige Grabungsstätte war von Anfang an "Hauptverdachtsfläche für das Massaker bei der Räumung des Außenlagers Lieberose", so der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Günter Morsch. Fest stehe, dass am 2. und 3. Februar 1945 insgesamt 1342 Häftlinge erschossen worden waren. 1971 wurden in der Nähe Gebeine von mehr als 577 Ermordeten der zweiten Mordaktion entdeckt. Die Generalstaatsanwaltschaft ermittelt gegen unbekannt. Peter Fischer vom Zentralrat der Juden in Deutschland: "Das ist für uns ein Zeichen für ein anderes deutsches Volk als das, was sich an dem Verbrechen beteiligt hat."