Der Sexualstraftäter Werner K. hat seine Therapie in Mecklenburg-Vorpommern abgebrochen und ist in seine Heimat zurückgekehrt. Und mit ihm die Angst der Einwohner von Joachimstahl. Sonst belebte Spielplätze sind wie leer gefegt. Und die Bürgerinitiative gegen K. ist bereits wieder aktiv.
Die Angst ist zurückgekehrt nach Joachimsthal (Barnim). In Windeseile verbreitete sich am Sonnabend in dem 3300 Einwohner-Städtchen die Nachricht, der Sexualtäter Werner K. habe seine Therapie-Vorbereitungen im mecklenburgischen Zahren (Müritzkreis) abgebrochen und halte sich wieder bei seiner Schwester in Joachimsthal auf. Die Bewohner sind verunsichert, viele reagieren fassungslos, mitunter auch wütend. „Jetzt geht das ganze wieder von vorn los“, klagte gestern Vormittag ein Nachbar der Familie von K.
Seit Freitagabend steht vor dem Haus, in dem Werner K.'s Schwester, lebt wieder ein Streifenwagen. „Man werde mit allen geeigneten Mitteln dafür sorgen, dass eine Gefährdung der Bevölkerung ausgeschlossen bleibe, sagte ein Polizeisprecher in Frankfurt (Oder). In der Vergangenheit bedeutete dies: Bewachung des 50-Jährigen rund um die Uhr. Dafür waren sechs bis acht Polizisten erforderlich.
Angst um die Kinder
Sonderlich beruhigend wirkt diese Polizeipräsenz auf viele Bewohner allerdings nicht. „Dass der Mann erneut eine Therapie abgebrochen hat, ist unfassbar. Ohne Therapie ist keiner vor dem sicher“, schimpfte Ulf Walter, der gestern mit Tochter Bianca (8) unterwegs war. Seine Konsequenz aus der Rückkehr des Sexualtäters: „Ab sofort geht meine Tochter nicht mehr allein aus dem Haus“. Sandy M., Mutter zweier Kinder sieht das genauso. „Eigentlich gehört der Mann weggesperrt, jetzt sind wir es, die quasi eingesperrt sind. Das gilt zumindest für unsere Kinder, die sich nicht mehr frei bewegen können.“
Walter B. kritisiert hingegen das „ewige Hin und Her“ im Fall Werner K. Man fühle sich von der Verantwortlichen schlichtweg verschaukelt. In der Tat können viel Einwohner Joachimsthals das Gezerre um den 50-Jährigen nicht mehr nachvollziehen. Die Irritationen begannen bereits Mitte April, als K., der insgesamt 22 Jahre wegen mindestens sechs Vergewaltigungen von Frauen und Mädchen in Haftanstalten verbracht hatte, aus der JVA Brandenburg entlassen wurde und zu seiner Schwester nach Joachimsthal zog.
Anfangs lehnte er eine Therapie ab, als er dann schließlich doch zustimmte, fand sich kein geeigneter Platz. Schließlich konnte doch ein Platz gefunden werden und K. trat die Therapie an, brach sie aber nach kurzer Zeit wieder ab. In Joachimsthal kochten die Emotionen hoch, eine Bürgerinitiative gründete sich. Vor dem Haus, in dem K. lebte, wurden Mahnwachen abgehalten. Und die Behörden versicherten immer wieder, eine Lösung für die Situation zu finden. Große Erfolge waren diesen Bemühungen bislang allerdings nicht beschieden.
Dennoch fand sich schließlich Mitte September die Therapie-Einrichtung in Zahren bereit, Werner K. aufzunehmen. Jetzt ist er wieder zurück. Und die Behörden sorgen erneut für Irritationen. Massive Kritik äußerte gestern Uve Simon, der Leiter der Zahrener Einrichtung. Es habe eine Zusicherung des Schweriner Innenministeriums gegeben, das K. bis zum Ende des Jahres in Zahren bleiben könne. Aber jetzt sei zwischen dem Ministerium und Brandenburger Behörden die vorzeitige Rückkehr des 50-Jährigen nach Brandenburg beschlossen worden. Ein Potsdamer Justizsprecher nannte die Rückkehr K.'s gestern „völlig überraschend“. Sein Ministerium sei nicht in diese Entscheidung eingebunden gewesen.
Werner K. lehnt Fußfesseln ab
Therapeuten der Einrichtung vermuten politische Beweggründe hinter den Entscheidungen. Auch in Zahren regte sich schnell Widerstand gegen den Aufenthalt von Werner K. Ortsbürgermeisterin wie auch die zuständige Landrätin des Müritzkreises in Waren sagten unmissverständlich, K. sei eine Gefahr für die Bevölkerung und könne nicht in der Einrichtung bleiben. Ein Betreuer vermutete gestern, die Forderungen seien aus Angst vor rechtsextremistischen Gruppen erhoben worden, die den Fall K. benutzt hatten, um politisch Stimmung zu machen. Auch Werner K. selbst fiel wie so häufig in jüngster Zeit durch widersprüchliche Äußerungen auf. Zu Beginn seiner Therapie erklärte er seine Bereitschaft, elektronische Fußfesseln zu tragen. Jetzt gab er an, er habe die Therapie abgebrochen, weil er die Fesseln nicht tragen wolle. Kaum zurück in Joachimsthal, wurde auch die Bürgerinitiative wieder aktiv. „Der Mann ist gefährlich, er muss weg“, so eine Sprecherin.