Im Sommer atmeten die Joachimsthaler auf. Der entlassene Sexualstraftäter Werner K. verließ nach heftigen Bürgerprotesten seinen Heimatort und begab sich zur Therapie nach Mecklenburg-Vorpommern. Doch auch dort sorgte sein Aufenthalt für Aufregung. Nun ist K. wieder nach Brandenburg zurückgekehrt.
Der vorbestrafte Sexualstraftäter Werner K. aus Brandenburg hat am Freitag seine Vorbereitung auf eine Therapie in Mecklenburg abgebrochen und ist in Begleitung von Polizeibeamten nach Joachimsthal (Kreis Barnim) gefahren. Mit seinem Entschluss ziehe K. die Konsequenz „aus der Hetzjagd gegen ihn“, sagte am Freitag der Leiter der sozialtherapeutischen Einrichtung in Zahren (Müritzkreis), Uve Simon. Das brandenburgische Justizministerium sei über den Vorgang informiert. Der Aufenthalt des 50-Jährigen hatte trotz polizeilicher Präsenz in der Region zu zahlreichen heftigen Protesten geführt.
Der Sprecher des Polizeipräsidiums Frankfurt (O)., Mario Meyer, bestätigte am Abend Morhenpost Online die Rückkehr K.s nach Joachimsthal und ergänzte: „Es laufen bereits geeignete polizeiliche Maßnahmen.“ Eine Gefährdung der Bevölkerung solle wie zuvor praktiziert ausgeschlossen werden.
Werner K. war insgesamt 22 Jahre in Haft, weil er mehrere Frauen und Mädchen vergewaltigt hatte. Er wurde Anfang 2008 entlassen. Eine Sicherungsverwahrung kam nicht zustande. Nach Protesten gegen seinen Aufenthalt in Joachimsthal hatte sich der Mann bereit erklärt, sich beim Blaukreuzverein in Zahren auf eine Therapie vorbereiten zu lassen, die Anfang 2009 in einer Spezialeinrichtung in Brandenburg beginnen sollte. „Dafür hatten wir eine Zusicherung des Schweriner Innenministeriums“, so Simon. Das Ministerium habe jetzt aber über den Kopf des entlassenen Straftäters hinweg mit den Brandenburgern eine vorzeitige Rückkehr vereinbart. Das müsse und wolle sich Werner K. nicht gefallen lassen.
„Werner K. ist ein freier Mann“
„Ich will Hilfe, aber keine Fesseln mehr“, soll der 50-Jährige in einem Brief geschrieben haben. Dafür sei er zu lange im Gefängnis gewesen. So werde er auch keine elektronische Fessel tragen, wie zunächst angekündigt. Diese hätte er nur für einen Aufenthalt in Zahren akzeptiert. Das Schweriner Innenministerium hatte mehrere Wochen versucht, eine solche Fessel zu beschaffen. Zuletzt hieß es, sie sei in Hessen bestellt worden.
Der entlassene Brandenburger erklärte in dem Schreiben weiter, er sei bereit zu einer Therapie, müsse aber irgendwo erst einmal Ruhe finden. Die Gespräche in Zahren hätten ihm sehr geholfen.
Simon erklärte am Freitag, dass Werner K. wieder in der Einrichtung in Zahren aufgenommen werden könne, wenn die Rahmenbedingungen feststünden. Werner K. sei ein freier Mann und könne überall hingehen, sagte Simon. In Joachimsthal seien zwischen sechs und acht Beamte nötig gewesen, um Sicherheit zu gewährleisten, in Zahren seien es nur zwei Beamte. In dem als Wohnstätte genutzten Gutshaus werden derzeit etwa 25 Frauen und Männer von neun Fachkräften betreut.
Hochgefährlich und stark rückfallgefährdet
In Joachimsthal leben die Schwester und ein Neffe des 50-Jährigen. Nachdem der Bundesgerichtshof eine nachträgliche Sicherungsverwahrung für K. aufgehoben hatte, war er bei seinen Verwandten untergekommen. Sofort regte sich in der Gemeinde Protest gegen die Anwesenheit eines mehrfach verurteilten Sexualstraftäters. Vor allem weil Gutachter den 50-Jährigen als hochgefährlich und stark rückfallgefährdet einstufen.
Bereits mit 17 Jahren war Werner K. erstmals wegen eines Sexualdeliktes verurteilt worden. Für die Vergewaltigung von zwei 13-jährigen Mädchen im Jahr 1955 in der Nähe von Eberswalde konnte K. nicht angeklagt werden, obwohl ein DNA-Abgleich ihn der Taten überführte. Das Landgericht Frankfurt (O.) hatte eine Anklage der Staatsanwaltschaft wegen „zu langer Verfahrensdauer“ nicht zugelassen. Vor diesem Hintergrund hatten um ihre Kinder und Frauen besorgte Joachimsthaler sehr schnell eine Bürgerinitiative gegründet. Deren einziges Ziel war und wird nun wieder sein: Werner K. muss gehen. Dafür sammelte die Initiative bereits im Frühjahr innerhalb kurzer Zeit etwa 1800 Unterschriften. ( mit dpa)