Mit einer Kampagne wirbt die Deutsche Bahn derzeit für das Brandenburg-Berlin-Ticket, mit dem bis zu fünf Personen für nur 28 Euro einen Tag lang durch die Region fahren können. Doch die Ziele, die in Brandenburg noch mit dem Zug erreicht werden können, werden immer weniger. Mit dem neuen Nahverkehrsplan, den Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger (SPD) kommenden Montag in Potsdam vorstellen will, drohen nun weitere Strecken-Stilllegungen.
Allen Verbindungen, die im Durchschnitt von weniger als 500 Fahrgästen am Tag genutzt werden, droht demnach das Aus. Auf der vorläufigen Streichliste stehen auch Bahnlinien in wichtigen Ausflugsregionen, darunter Löwenberg–Rheinsberg (Ostprignitz-Ruppin), Britz–Joachimsthal (Barnim) sowie zwei Strecken in der Prignitz. Auch der grenzübergreifende Bahnverkehr zwischen Angermünde (Uckermark) und dem polnischen Stettin ist aus Sicht des Potsdamer Ministeriums künftig nicht mehr finanzierbar.
Hintergrund der Sparbemühungen sind die gestiegenen Kosten für die Nutzung der Gleistrassen, die vom Land als Besteller des Regionalverkehrs zu tragen sind. Zudem ist noch immer unklar, wie viel Geld der Bund künftig den Bundesländern für die Finanzierung des öffentlichen Nahverkehrs geben wird. Gleichzeitig will das Land aber auch neue Zugverbindungen bestellen, etwa zum neuen Großfughafen in Schönefeld. Die gibt es aber nicht zum Nulltarif. "Verbesserungen sind nur mit Leistungskürzungen an anderer Stelle möglich", sagte Vogelsänger jüngst.
Die betroffenen Kommunen, aber auch Fahrgastvertreter und Regionalpolitiker warnen vor einem verhängnisvollen Kahlschlag. Denn die Erfahrung lehrt: Ist der Bahnverkehr erst einmal abbestellt, ist es bis zur endgültigen Stilllegung der Strecke nicht mehr weit. Leidtragende sind vor allem diejenigen, die kein Auto oder – wie etwa viele Schüler – keinen Führerschein haben und daher auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind. Mit Verlusten müssen aber auch Gastwirte und andere Dienstleister rechnen, wenn plötzlich keine Züge mehr Touristen in ihren Ort bringen. Protest gibt es auch von der Eisenbahnergewerkschaft EVG, denn durch Strecken-Stilllegungen drohe auch ein Arbeitsplatzabbau bei den Bahnbetreibern. Für EVG-Vorstand Reiner Bleck ist es zudem „ein verheerendes Signal und vollkommen falsch, Kürzungen beim ökologisch sinnvollsten Verkehrsmittel vorzunehmen“. Er schlägt vor, dass die Deutsche Bahn den einst aus Kostengründen eingestellten Interregio-Zugverkehr, der wichtige Städte miteinander verbindet, wieder aufnimmt. Dann könnte sich der Regionalbahnverkehr wieder auf seine Stärken in der Fläche konzentrieren.