Berlin. Noch ist das Areal an der Wagner-Régeny-Straße eine Sandbrache, in drei Jahren aber soll hier ein Gebäude stehen, das etwa 1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Siemens Mobility Platz bietet. Das Unternehmen hat kürzlich bekannt gegeben, seinen Standort aus Treptow in den Wissenschafts- und Technologiepark in Adlershof zu verlegen. In dem neuen Gebäude mit einer Fläche von mehr als 30.000 Quadratmetern sollen künftig sowohl Büro- und Konferenzräume wie auch Bereiche für Lager und Produktion untergebracht werden. Wie Jan Pflückhahn, Vorstand der für die Projektentwicklung zuständigen Beos AG sagte, bewege sich die bauliche Investition im dreistelligen Millionenbereich; mit Siemens Mobility wird für das Gebäude ein langfristiger Mietvertrag geschlossen. Derzeit laufe noch das Genehmigungsverfahren, im kommenden Jahr will man mit den Bauarbeiten beginnen.
Bereits seit 25 Jahren ist Siemens Mobility auch in Adlershof vertreten, allerdings in deutlich kleinerem Rahmen als künftig: 150 Beschäftigte arbeiten hier in der Entwicklungsabteilung, sie sollen gemeinsam mit den etwa 1000 Mitarbeitenden aus Treptow in den Neubau einziehen. Mit diesem Gebäude „erhalten wir ideale Bedingungen für die Entwicklung und Produktion innovativer Bahntechnik, die für die Digitalisierung der Schiene benötigt wird“, erklärte Eva Scherer, Chief Financial Officer des Bereichs Bahninfrastruktur bei Siemens Mobility. Das Unternehmen erwartet eine gute Geschäftsperspektive, nicht zuletzt durch das Infrastrukturprojekt „Digitale Schiene“ der Deutschen Bahn. In den Neubau in Adlershof will Siemens Mobility selbst einen zweistelligen Millionenbetrag investieren.
Digitalisierung der Bahntechnik soll höhere Kapazitäten mit sich bringen
Die Digitalisierung der Schieneninfrastruktur soll vor allem dazu dienen, Kapazitäten und Zuverlässigkeit im Bahnverkehr zu erhöhen. Scherer sprach davon, dass durch die Technik 30 Prozent mehr Züge fahren könnten, zugleich auch 30 Prozent weniger Energie verbraucht würden. „Das ist der Schlüssel zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz“, so Scherer. Ziele der digitalen Technik sind, so beschreibt es die Deutsche Bahn, schlussendlich Züge, die automatisiert und in kürzeren Abständen fahren, und dabei in Echtzeit intelligent gesteuert werden sowie ihre Umwelt und Position durch Sensorik erkennen.
Siemens Mobility entwickelt in Berlin etwa innovative Zugsicherungssysteme; auch der „modernste Weichenantrieb der Welt“ komme aus der Hauptstadt, sagte Scherer. Weitere Beispiele: „Das erste digitale Stellwerk in Deutschland, die Sprinterstrecke Berlin–München oder die erste digitalisierte und automatisierte S-Bahn in Hamburg – all diese Innovationen haben unsere Kolleginnen und Kollegen hier in Berlin mitentwickelt.“
Fläche befindet sich an einem ehemaligen Rangierbahnhof
Dass Siemens Mobility sich für den Standort in Adlershof und nicht etwa in der Spandauer Siemensstadt mit dem dort geplanten Zukunftsquartier entschieden hat, begründete Eva Scherer auch damit, dass eine große Zahl der Beschäftigten aus Treptow in der Umgebung leben würden. Die Fläche, auf der der Neubau entsteht, ist dabei eine mit Bahnbezug. Sie befindet sich auf der sogenannten Gleislinse entlang der S-Bahnstrecke, am ehemaligen Rangierbahnhof Schöneweide. „Mit dieser Transformation eines ehemaligen Bahngrundstückes durch die Nutzung von Siemens Mobility wird der Wandel der Mobilität noch mal deutlich“, sagte Carolin Weingart, stellvertretende Bezirksbürgermeisterin von Treptow-Köpenick.
Das Gelände der Gleislinse wird in Zukunft noch weiter bebaut: Die Firma Bauwert schafft einen Bürocampus, auch die landeseigene Wista plant die Entwicklung weiterer Grundstücke. Und nur wenige Hundert Meter vom künftigen Siemens-Mobility-Standort entfernt, entsteht noch ein weiterer Neubau. Das Unternehmen Scienion errichtet dort seine neue Zentrale und hat am Mittwoch dieser Woche die Grundsteinlegung gefeiert. Scienion, tätig im Bereich Biotechnologie, will allerdings etwas schneller sein als Siemens Mobility und bereits im Mai 2023 mit seinem Gebäude fertig werden.
Der Technologiepark in Adlershof hat sich in den vergangenen Jahren als Erfolgsmodell bewährt, die Umsätze der rund 1000 Unternehmen und Forschungseinrichtungen stiegen 2021 um gut 13 Prozent. 4000 neue Arbeitsplätze seien im Hochtechnologiebereich geschaffen worden, sagte Wista-Chef Roland Sillmann. Das funktioniere, weil Bestandsunternehmen wachsen, neue Betriebe dazu kommen und die Firmen wie Wissenschaftseinrichtungen miteinander kooperieren, erklärte Sillmann. Mobilität spielt dabei schon heute eine große Rolle in dem Technologiepark. Siemens Mobility solle nun dazu beitragen, den Bereich noch stärker zu machen und so auch helfen, Lösungen mit Blick auf die Klimakrise zu finden.