Vier Mitarbeiter der Berliner Stadtreinigung sorgen seit Anfang Juli für Sauberkeit im Köpenicker Forst. Das Pilotprojekt zeigt erste Erfolge.
Ruhig und fast menschenleer ist es wochentags im Forst am Teufelssee in Köpenick. Manchmal läuft ein Spaziergänger mit Hund durch die Sumpflandschaft. Auf einem Steg rastet eine Familien mit Kindern. Kröten hüpfen über den Waldboden. Vögel singen im Schilf. Die Luft riecht nach feuchter Erde.
Auf den ersten Blick mag man kaum glauben, dass das Waldgebiet ein Müllproblem haben könnte. Doch ein Pilotprojekt mit der Berliner Stadtreinigung (BSR) zeigt es jetzt in Zahlen: Die Besucher im Forst hinterlassen ihre Spuren in der Natur.
50 Papierkörbe aufgestellt
56 Kubikmeter Müll – oder so viel wie in zwei mittlere Tankwagen passen – sammelten die Mitarbeiter der BSR in den vergangenen drei Wochen im Forstrevier Teufelssee. „50 Papierkörbe haben wir hier aufgestellt, an den Wegen, am Strand“, sagte Gabriele Behrend, Leiterin des BSR-Regionalzentrums Süd-Ost, am Donnerstag. „Trotzdem haben wir festgestellt, dass die Kapazität nicht überall ausreichte.“ Seit Anfang Juli kümmern sich die Stadtreinigungsbetriebe testweise für ein Jahr um die Entsorgung der Abfälle im Forst am Teufelssee.
Mit der Kooperation versucht die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung das Müllaufkommen in den Griff zu bekommen. Die Zahlen der Ausflugsgäste steigen, besonders an den Wochenenden. „Das begrüßen wir zwar“, so Staatssekretär Christian Gaebler (SPD) am Donnerstag. „Aber die Besucher nehmen nicht alles wieder mit heraus, was sie in den Wald hineingetragen haben.“
Für die BSR noch Neuland
Sechs der Forstwirte seien deshalb zunehmend mit Müllentsorgung beschäftigt. „Zu ihrer eigentlichen Aufgabe, der Waldpflege, kommen sie gar nicht mehr“, sagte Gaebler. Jetzt also das Pilotprojekt mit der BSR. Um die Anfahrtswege gering zu halten, übernahm das Regionalzentrum in Köpenick die Aufgabe.
Für die BSR noch Neuland. „Wir mussten uns erst einmal vom örtlichen Forstamt zeigen lassen, an welchen Stellen das Müllaufkommen besonders groß ist“, sagte BSR-Regionalleiterin Behrend.
Besonders schnell verschmutzten die stark frequentierten Uferabschnitte am Müggelsee, Radwege, Fußpfade, Schutzhütten. Auf der Grundlage erstellte die BSR einen Einsatzplan für den Waldabschnitt. Und ließ erst einmal grüne und orangefarbene Müllcontainer platzieren, mit Aufschriften wie „Strandgut“ oder „Nahentsorgungsgebiet“.
BSR-Mitarbeiter laufen weite Strecken
Vier Mitarbeiter sind nun für das Projekt täglich für eine komplette Frühschicht siebeneinhalb Stunden damit beschäftigt, Schnipsel, Scherben und Essensreste einzusammeln. Das Team ist mit zwei Fahrzeugen unterwegs, die normalerweise im Winter zum Einsatz kommen. „Die haben auch Allradantrieb“, sagte Behrend.
Mit Plastiktüten leeren die Mitarbeiter die Müllkörbe. Was nicht in den Behältern landet, sammeln sie mit Greifzangen auf. „Alles Handarbeit“, sagte Behrend. „Da geht es uns bei der BSR auch so wie den Forstwirten.“ Weite Strecken laufen die Mitarbeiter, weil viele Stellen an den Uferwegen oft nur zu Fuß zu erreichen sind.
Vorteil im Wald: kein Hundekot
Kurt Wiedermann ist einer der BSR-Mitarbeiter im Waldeinsatz. „Ist viel ruhiger hier“, sagt der 55-Jährige. „Nur ein paar Tiere hat man um sich.“ Vor allem am Wochenende gäbe es viel zu tun. „Klar, dann wird der Müggelsee zur Partymeile“, sagt Wiedermann. Im Müll, den er dann aus den Containern leert, stecken vor allem Büchsen und Papier. „Partydreck“, sagt er. „Aber immerhin kein Hundekot, wie sonst in der Stadt.“
Etwa die Hälfte der 56 Kubikmeter Müll landete in den Papierkörben. 21 Kubikmeter blieben auf den umliegenden Reinigungsflächen liegen. Etwa fünf Kubikmeter verzeichnet die BSR unter „illegalen Ablagerungen“, also Sperrmüll. In stark besuchten Gebieten seien die Körbe oft schon nach einem Tag voll gewesen. „Dort standen die Abfälle zum Teil einfach daneben“, so Behrend. An einigen Strandabschnitten stellte das Team anschließend größere Papierkörbe auf.
Kosten von 470.000 Euro
Das Projekt soll noch bis Ende Juni 2016 laufen. 470.000 Euro sind für das ganze Jahr an Kosten eingeplant. So lange will die BSR weiter Erfahrungen sammeln, um künftig möglicherweise auch in anderen Teilen des Berliner Waldes zum Einsatz zu kommen. Staatssekretär Gaebler: „Wir wollen ins Geschäft kommen.“
Behrend drückte sich vorsichtiger aus. „Grundsätzlich finden wir es gut, dass man uns das Vertrauen entgegenbringt, ein anderes Terrain zu bearbeiten.“ „Aber das Know-how müssen wir uns erst einmal aneignen.“ Die Witterungsverhältnisse spielten im Forst eine größere Rolle. So falle bei schönerem Wetter mehr Müll an. Insgesamt sieben Mitarbeiter seien nun mit der Müllentsorgung im Forstrevier am Teufelssee beschäftigt. „Das alles muss auch bezahlt werden“, sagte Behrend – auch mit Blick auf die weitere öffentlichen Grünflächen in Berlin.
Auch für Parkanlagen steht momentan die BSR als Kooperationspartner zur Diskussion. Matthias Kollatz-Ahnen (SPD), Finanzsenator und Aufsichtsratsvorsitzender der BSR, hatte den Vorschlag eingebracht. So unterstützt die BSR testweise in Charlottenburg das Grünflächenamt bei der Müllentsorgung. Kollatz-Ahnens Vorschlag stößt im rot-schwarzen Senat auf breiten Zuspruch. Kritiker wollen die Grünflächenämter von der Müllentsorgung aber nicht komplett entbinden. Sie befürchten Kürzungen der finanziellen Mittel.