Existenzbedrohend

Berliner Handball-Klub steht plötzlich ohne Halle da

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Die Spieler vom SG OSF Berlin kommen ab April in einer Ersatzhalle unter. Für ihre Trainings finden sie dort aber nicht die besten Bedingungen vor.

Die Spieler vom SG OSF Berlin kommen ab April in einer Ersatzhalle unter. Für ihre Trainings finden sie dort aber nicht die besten Bedingungen vor.

Foto: Alter Keeper

Die Turnhalle der Finow-Grundschule wird ab April saniert. Das erfuhr der dort trainierende SG OSF Berlin nur durch Zufall.

Berlin.  Dass Berlins Schulen und Sporthallen saniert werden, kann eigentlich nur begrüßt werden. Schwierig wird es dann, wenn während der Bauzeit keine adäquate Ausweichmöglichkeit bereitsteht. Genauso geht es jetzt den Handballern vom Verein SG OSF Berlin. Weil die Sporthalle der Finow-Grundschule in Schöneberg erneuert wird, steht sie ihnen für mindestens acht Monate nicht zur Verfügung. Laut Max Gehann, Vorstand des SG und Abteilungsleiter Handball im Friedenauer TSC 1886, kann das eine existenzbedrohende Situation werden.

Denn gut 500 aktive Mitglieder stünden nun ab April ohne die gewohnte Halle da. „Als Ersatz hat der Bezirk uns die Sporthalle der Johannes Schule angeboten. Die ist aber für Handball völlig ungeeignet“, so Gehann. Ein zu kleines Spielfeld und noch dazu nicht wettkampfgeeignet. „Für die ganz Kleinen reicht das, aber nicht für die Größeren.“

Stadtrat Dollase: „Kann ablehnende Haltung nicht nachvollziehen“

Und das trifft die Handballer hart. Täglich trainieren sie in den Abendstunden. An den Wochenenden finden Turniere statt. Sollten die Bauarbeiten länger als geplant dauern, so fürchtet Gehann, laufen ihm die Mitglieder davon. Im Übrigen steht die betroffene Sporthalle auch für den Schulsport nicht zur Verfügung.

Schulstadtrat Tobias Dollase (parteilos, für CDU) kann den Ärger nicht verstehen. „Da das Schul- und Sportamt schnell als Ausweichquartier die Sporthalle in der Johannes Schule angeboten hat, kann ich den Unmut und insbesondere die ablehnende Haltung des Vereins nicht nachvollziehen“, sagt Dollase. Die Halle stehe den Sportlerinnen und Sportlern wochentags von 17 bis 22 Uhr zur Verfügung, und zunächst auch an den Wochenenden. „Außerdem haben wir dem Verein ebenfalls sofort zugesichert, auch Ersatz für eine Halle mit Wettkampfmöglichkeiten zu suchen“, so Dollase.

Verein war durch Bezirksamt gar nicht informiert worden

Der Stadtrat muss sich dennoch den Vorwurf der Handballer gefallen lassen, den Verein nicht informiert zu haben. Über Eltern sei die Information über die Sperrung der Halle ab April durchgesickert. Dollase: „Das Schul- und Sportamt hat erstmalig Mitte Februar 2023 von dem konkreten Umsetzungstermin der Bauarbeiten erfahren. Es ist wenig zielführend, Informationen herauszugeben, die noch unkonkret sind. Ein fehlender Zeitraum ist sehr unkonkret.“ Der genaue Baustart wurde wiederum vom Bereich Facility Management des Bezirksamt festgelegt.

Dass aber auch Mitte Februar, als der Baustart bekannt war, nichts aus dem Bezirksamt kam, räumt Dollase ein. „Dass es aufgrund von personellen Engpässen im Bezirksamt bei der Kommunikation zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann, ist bedauerlich“, erklärt dazu der Stadtrat. Inzwischen hat es ein Treffen zwischen Verein und Bezirksamt gegeben. Für die Austragungsorte der Turniere gibt es noch keine Lösung.

Neue Sporthalle am Perelsplatz musste verschoben werden

Laut Dollase liegt die Schwierigkeit für den Vereins- und Schulsport vor allem darin, dass es zu wenige Hallen im Bezirksgebiet gibt – ein berlinweites Problem. „Auch in Zukunft müssen wir damit rechnen, dass es bei weiteren Hallen aufgrund von Sanierungs- und Baumaßnahmen zu Einschränkungen kommen kann. Das Schul- und Sportamt wird aber immer versuchen, Lösungen mit den betroffenen Schulen und Vereinen zu finden.“

Nicht zielführend sind dabei Vorgänge wie im Falle der geplanten Typensporthalle am Perelsplatz in Friedenau. Die dort geplante neue Sporthalle musste kürzlich verschoben werden. Grund: „Ein Bieter im Vergabeverfahren hatte das Verfahren gerügt“, berichtet Dollase. „Gerichtlich wurde festgelegt, dass das Los 2 – darin befindet sich unter anderem die Typensporthalle für den Perelsplatz – nicht ausgeführt werden darf.“ Eine neue Ausschreibung sei noch nicht gestartet worden.

Auf die Sporthalle der Finow-Grundschule warten nun aber erst mal umfangreiche Sanierungsarbeiten: Die Erneuerung der Trennvorhänge, Schadstoffentsorgung sowie der Aus- und Neubau der Unterdecke stehen auf der Liste. Ersetzt werden zudem veraltete Leuchten und Elektroleitungen.

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