Berlin. Das Schöneberger Jugendzentrum „Potse“ schlägt Alarm. Seit dem unfreiwilligen Umzug im September 2021 in die „Zollgarage“ auf dem Flughafengelände in Tempelhof leide die Jugendarbeit, erklärt das Kollektiv in einer Mitteilung. „Die denkmalgeschützten Räume sind für die selbstverwaltete Jugendarbeit quasi nicht nutzbar“, schreibt der Verein. Denn noch immer fehlt der für die vollumfängliche Arbeit nötige schall- und brandschutzgerechte Umbau.
Solange können die Mitglieder auch keine Bandproben und Konzerte anbieten. Erste Veranstaltungen, Workshops und der offene Betrieb seien zwar wieder angelaufen. „Doch es ist nichts wie früher. Durch strenge Auflagen der Tempelhof Projekt GmbH können nur wenige Veranstaltungen durchgeführt werden. Die Räume bieten kaum Möglichkeiten zur eigenen Gestaltung“, so das Kollektiv. Die Folge: Die Jugendlichen bleiben weg.
Potse: Verantwortung liegt beim Senat
Die Verantwortung sieht Potse beim Berliner Senat. In Person war es Sebastian Scheel (Linke), der den Jugendlichen in seinem damaligen Amt als Bausenator versprach, die Zollgarage durch Finanzierung des Umbaus nutzbar zu machen. Mit der Wahl im Jahr 2021 schied Scheel als Senator aus. In der neuen Senatsverwaltung für Bauen und Wohnen fühlt sich niemand für den Umbau verantwortlich.
Potse sollte Ende 2018 nach etwa 40 Jahren der Jugendarbeit an der Potsdamer Straße 180 in Schöneberg aus seinen Räumen ausziehen. Der Eigentümer der Immobilie hatte den Mietvertrag nicht verlängern wollen. Gegen die Verdrängung wehrten sich die Jugendlichen und hielten die Räume etwa drei Jahre lang besetzt. Das Land Berlin, vertreten durch den Bezirk Tempelhof-Schöneberg, klagte Potse daraufhin aus der Immobilie und gewann. Zu einer Räumung kam es nicht. Am 20. September gaben die Jugendlichen die Räume ab, weil ihnen die Zollgarage als neues Domizil angeboten worden war.
Auch Kollektiv „Drugstore“ wartet auf Räume
Auch die Arbeit des befreundeten Kollektivs „Drugstore“, das ebenfalls viele Jahre in der Potsdamer Straße 180 untergebracht war, hat seit dem Auszug gelitten, heißt es in der Erklärung. Denn noch immer warten die Mitglieder auf die Fertigstellung der für sie angemieteten Räume in der Potsdamer Straße 134/136. Damit die Jugendarbeit der beiden Kollektive dauerhaft gesichert ist, drängen sie auf den Bau des durch den Bezirk angekündigten „Haus des Jugend“.
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