Beerdigung

Keine digitalen Trauerfeiern für einsam Verstorbene

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In anderen Berliner Bezirken gibt es bereits zentrale Trauerfeiern für Verstorbene, die keine Angehörigen haben oder bei denen diese nicht ermittelt werden können.

In anderen Berliner Bezirken gibt es bereits zentrale Trauerfeiern für Verstorbene, die keine Angehörigen haben oder bei denen diese nicht ermittelt werden können.

Foto: New Africa / Shutterstock/New Africa

Tempelhof-Schöneberg will zentrale Trauerfeiern für Tote ohne Angehörige nicht in digitaler Form anbieten.

Berlin. „Ordnungsbehördliche Bestattungen“ – so heißen im Behördendeutsch Beisetzungen für Menschen, die keine Angehörigen haben oder bei denen sie nicht ausfindig zu machen sind. In Berlin sind die Gesundheitsämter der Bezirke für die Bestattungen sogenannter einsam Verstorbener zuständig. Sie richten die Beisetzungen im Stillen ohne Möglichkeit des Gedenkens aus. In manchen Bezirken jedoch finden ein Mal jährlich symbolische Trauerfeiern statt. So etwas sollte es auch in Tempelhof-Schöneberg geben, findet die CDU-Fraktion im Bezirk. Solange die Corona-Pandemie andauert, auch gerne in digitaler Form. Bezirksgesundheitsstadtrat Oliver Schworck (SPD) hat jedoch kürzlich in seiner Antwort auf eine mündliche Anfrage mitgeteilt, dass es digitale Trauerfeiern im Bezirk nicht geben werde.

Aus seiner Sicht sei diese Form des Gedenkens weder „angemessen noch würdevoll“, so Schworck. „Wenn wir der einsam Verstorbenen gemeinsam gedenken, dann braucht das einen Rahmen, der Nähe, Verbundenheit und Austausch zulässt, der offen ist für alle, die sich gern beteiligen möchten, bei dem Gesang oder andere Rituale zum Einsatz kommen dürfen.“ Demzufolge halte er es grundsätzlich für ungeeignet, Trauerfeiern – auch in Präsenzform – durchzuführen, solange pandemiebedingte Personenobergrenzen gelten.

Stadtrat Schworck (SPD) will Ort für Trauerfeiern ermitteln

Stattdessen möchte er, sobald die Corona-Krise abklingt, bereits begonnene Gespräche mit Religionsgemeinschaften wieder aufnehmen, um einen möglichen Ort für solche Trauerfeiern zu ermitteln. „Sobald der Umgang mit der Corona-Pandemie sich dahingehend verändert, dass die bisherigen Einschränkungen langfristig wegfallen und Veranstaltungen verlässlich geplant werden können, werde ich im Gesundheitsausschuss über den Fortgang der Planungen für die Trauerfeier berichten“, so Schworck.

In der CDU-Fraktion hält man eine digitale Lösung der Trauerfeiern keineswegs für ungeeignet. „Diesen Eindruck teile ich überhaupt nicht. Beispielsweise wurde in Neukölln mit Unterstützung des dortigen Evangelischen Kirchenkreises eine digitale Trauerfeier veranstaltet“, sagt Bezirksverordneter Patrick Liesener. „Das sollte Tempelhof-Schöneberg auch endlich hinbekommen!“

Spandau führt zentrale Trauerfeiern auch während Corona durch

In Neukölln fand die erste Trauerfeier dieser Art im Januar 2020 statt. Auch in Mitte, Spandau und Reinickendorf gibt es sie. Der Bezirk Spandau führte erst am 23. Januar eine solche Zeremonie für die 104 einsam Verstorbenen des vergangenen Jahres in der St.-Nicolai-Kirche durch. Es galt ein Hygienekonzept, Zugangsbeschränkungen gab es nicht.

Liesener erinnert außerdem an den Beschluss der Bezirksverordneten aus dem Sommer 2019. Darin sei festgehalten worden, einmal jährlich eine zentrale Trauerfeier für einsam verstorbene Menschen auszurichten. Die nun vorgelegte Antwort des Stadtrats sei „frustrierend und ärgerlich“.