Elf Jahre nach der Schließung des innerstädtischen Flughafens eröffnet neben dem alten Haupteingang das neue Besucherzentrum.

Große Betonsäulen stehen im Raum. Glänzende Rohre ziehen sich an der Decke entlang. Leitungen sind auf Putz verlegt. Von oben leuchten Scheinwerfer. Schnörkellos und sachlich ist das neue Besucherzentrum „Check-In“ im Flughafen Tempelhof. Vor allem aber informativ. Von diesem Sonnabend an ist es täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Vor mehr als elf Jahren machte der Airport dicht. Ende Oktober 2008 hoben zum letzten Mal zwei Maschinen ab – der Rosinenbomber und die Ju 52.

Die Geschichte des Geländes erzählt eine Ausstellung im neuen Besucherzentrum, mit großformatigen Bildern und Texten. Es geht um den Bau, der in den 30er-Jahren begann und nie beendet wurde. Um Rüstungsproduktion, Zwangsarbeiter und das KZ Columbia am Rand des Tempelhofer Feldes. Um den US-amerikanischen Luftwaffenstützpunkt nach dem Zweiten Weltkrieg, die Zeit der Luftbrücke, und um die Container, die als Unterkunft für Flüchtlinge dienten. Auch das aktuelle Geschehen können die Besucher im Check-In verfolgen.

Flughafen Tempelhof: Vorgestellt wird der Bau des Gebäudes

Das Bild, das eine Live-Kamera auf dem überdachten Vorfeld des einstigen Airports aufzeichnet, wird auf eine Leinwand projiziert. Am Info-Desk finden die Besucher Materialien und bekommen Hinweise von Mitarbeitern. Auf einer weiteren Leinwand werden Filme über den Flughafen gezeigt, aber auch solche, in denen er Drehort ist. Mittels einer App kann man den Aufbau des Gebäudes und die Einzelteile kennenlernen. Fakten zum Haus sind auf kleinen Info-Tafeln festgehalten.

Bereits am Freitag konnten geladene Gäste das neue Besucherzentrum kennenlernen. „Wir wollen damit auch ein Zeichen setzen in der Stadt“, sagte Katrin Lompscher, Aufsichtsratsvorsitzende der Tempelhof Projekt GmbH und Senatorin für Stadtentwicklung (Linke). „Dass wir mit diesem riesigen Projekt ein kleines Stück vorangekommen sind. Und dass man einen Vorgeschmack bekommt, wie es künftig werden könnte.“

Flughafen Tempelhof: Besucherzentrum auf 750 Quadratmetern

Es sei der erste, sieben Tage in der Woche öffentlich zugängliche Raum, sagte Jutta Heim-Wenzler, Geschäftsführerin der Tempelhof Projekt GmbH, die das Flughafengebäude betreibt, entwickelt und öffnen soll. Der Check-In befindet sich neben dem Haupteingang des ehemaligen Zentralflughafens. Dort starten künftig auch die Gruppen-Führungen. 2019 nahmen etwa 70.000 Menschen daran teil. Im Besucherzentrum solle auch „das Gespräch mit der Stadtgesellschaft“ wieder aufgegriffen werden, sagte Senatorin Lompscher.

Nach 1945 befand sich an diesem Ort ein Soldatentheater,

Das neue Besucherzentrum „Check-In“ im Flughafen Tempelhof bei der Eröffnung.
Das neue Besucherzentrum „Check-In“ im Flughafen Tempelhof bei der Eröffnung. © ZB | Annette Riedl

später das Revuetheater „La vie en rose.“ Der 750 Quadratmeter große Raum ist für seine neue Funktion entkernt worden. Er bietet etwa 200 Menschen Platz. Rund zwei Millionen Euro habe die Sanierung und Herstellung des Raumes gekostet, sagte Jutta Heim-Wenzler. Doch es seien nur 0,2 Prozent der Fläche des Eingangsgebäudes, und nur 0,02 Prozent der gesamten Bruttogeschossfläche, die bei 300.000 Quadratmeter liegt. „Das war schon ein Kraftakt mit den Möglichkeiten, die wir haben.“

Flughafen Tempelhof: Weitere Bereiche sollen zugänglich gemacht werden

Schritt für Schritt sollen weitere Orte öffentlich zugänglich werden. Derzeit ist die Sanierung des Flughafen-Towers im Gange. Am 16. Mai, dem Tag der Städtebauförderung, könne man sich über den Stand der Arbeiten informieren, so Lompscher. Es werde Baustellenführungen geben. Man müsse die Aufmerksamkeit der Stadt auf den Standort lenken, „damit nicht der Eindruck entsteht, das liegt nur so rum und geht nicht voran.“

„Der Zustand des Towers war katastrophal“, berichtete Jutta Heim-Wenzler. „Es war eines der Gebäude, die zuletzt errichtet wurden, während des Krieges.“ Im Laufe der aktuellen Sanierung sei ein Problem nach dem anderen sichtbar geworden, etwa die unterschiedliche Qualität des Stahls und fehlende Verbindungen. 2021 soll der Tower für Besucher zugänglich werden. „Künftig wird man mit dem Aufzug in die Ebene sechs fahren, auf Höhe der Dachfläche.“ Das Dach soll 2023/2024 begehbar sein.

Flughafen Tempelhof: Derzeit werden Gebäude grundsaniert

Man konzentriere sich derzeit auf die Grundsanierung der Gebäude und die Herrichtung von Büros, sagte Katrin Lompscher. Zunächst sollen Ersatzflächen hergerichtet werden, etwa für die Räume des Polizeipräsidiums im westlichen Flügel, die dringend sanierungsbedürftig sind. Dennoch bleibe das Gelände ein Veranstaltungsort, etwa für den Berlin-Marathon und das Autorennen Formel E. Im Herbst werde eine große Ausstellung zum Thema Stadtentwicklung gezeigt.

Langfristig soll das Alliierten-Museum aus Zehlendorf in den Hangar 7 einziehen. Der Einbau des Museums sei Sache des Bundes, so Jutta Heim-Wenzler. Derzeit stagnieren die Planungen, aufgrund der hohen Sanierungskosten des Hangars. Man erwarte außerdem das Ergebnis eines Architektenwettbewerbs zum Museum. Das Deutsche Technikmuseum möchte zudem eine Außenstelle im Flughafen einrichten. Auch andere Institutionen haben Interesse angemeldet. „Wir sind mehrfach überbucht mit Wünschen aller Art“, so Lompscher. „Dabei ist noch nicht klar, was das inhaltliche Gerüst sein soll.“ Das Profil müsse aus den Räumen heraus entwickelt werden und zu Berlin passen.