Bundespräsident Steinmeier kommt zum Jubiläum der Wohnungsgenossenschaft GeWoSüd nach Schöneberg.

Wenn eine Genossenschaft stolze 100 Jahre alt wird, ist das für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Anlass genug, einen Besuch abzustatten. So war das auch bei der Wohnungsgenossenschaft „Genossenschaftliches Wohnen Berlin-Süd“ (GeWoSüd). Steinmeier kam am Donnerstag in die Siedlung „Lindenhof“. Pünktlich um 10 Uhr fuhr er mit seiner Ehefrau Elke Büdenbender mit einer schwarzen Limousine an der Eythstraße in Schöneberg vor. Auf dem Programm des zweistündigen Besuches stand ein Rundgang durch die Siedlung, begleitet wurde er vom GeWoSüd-Vorstandsvorsitzenden Norbert Reinelt und dem Prokuristen und Technischen Leiter Walter Schuller. Zunächst schaute sich Steinmeier die instandgesetzten Zeilenbauten der 50er-Jahre an sowie die Dachausbauten, die energetisch saniert wurden. Weitere Stationen waren das „Café am See“ und das genossenschaftseigene Waschhaus.

Theodor Heuss beschloss einst den Bau der Siedlung

Steinmeier interessierte sich auch für das Modell der Lindenhofsiedlung – und befindet sich damit in bester Bundespräsidenten-Tradition. Denn schon sein Amtsvorgänger Theodor Heuss schaute es sich bei seinem Besuch im Jahre 1954 genauer an. Heuss hatte darüber hinaus eine besondere Verbindung zum Lindenhof: 1918 gehörte er zu den Schöneberger Stadtverordneten, die den Bau der Siedlung beschlossen hatten.

Der Rundgang führte weiter um den kleinen Teich, über die Weiherbrücke und endete nach vielen spontanen Begegnungen mit Bewohnern am Genossenschaftstreff „GeWoHiN“, in dem anschließend eine halbstündige Gesprächsrunde mit Genossenschaftsmitgliedern stattfand.

Daumen hoch: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht im Lindenhof mit Bewohnern und nimmt im Café Platz.
Daumen hoch: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht im Lindenhof mit Bewohnern und nimmt im Café Platz. © dpa | Britta Pedersen

Besuch sprach sich schnell herum

Bei den Bewohnern hatte sich der Besuch des Präsidenten schnell rumgesprochen. Einige schauten neugierig aus ihren Fenstern. „So ein hoher Besuch kommt ja nicht alle Tage vor“, erzählte Wolf Dattenberg, der seit 40 Jahren regelmäßig im Lindenhof zu Besuch ist. „Sehr sympathisch, er winkt bei jedem“, freute sich der 70-Jährige. Bärbel Hannausch lebt seit 1961 im Lindenhof. „Der Bundespräsident hat mich sogar mit Handschlag begrüßt“, erzählte sie und ergänzte: „Ich war sehr überrascht, es war sehr angenehm.“ Steinmeier und seine Frau seien der 78-Jährigen sehr sympathisch gewesen.

Dabei sind die Bewohner prominenten Besuch fast schon gewohnt: Im Rahmen des Jubiläums besuchte bereits der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) am 17. Mai die Wohnsiedlung.

Mit dem Lindenhof begann die mittlerweile 100-jährige Geschichte der GeWoSüd, er ist eine der Keimzellen der Genossenschaft. 1918 wurde die Siedlung im äußersten Süden Schönebergs gebaut, um der Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg entgegenzuwirken. Doch im Zuge des Zweiten Weltkrieges wurden nahezu 80 Prozent der Gebäude zerstört. Seitdem hat die Genossenschaft viel in den Wiederaufbau der Wohnsiedlung investiert – und neuen Wohnraum geschaffen.

„Die Genossenschaft macht wirklich viel. Früher war es in der Siedlung sehr ärmlich, und jetzt gibt es sogar eine Spielhalle und ein wirklich schönes Café“, erzählte Wolf Dattenberg. Seit 2007 laufen zudem umfangreiche Sanierungsmaßnahmen. 2009 wurde die GeWoSüd für ihr Konzept „Lindenhof – traditionell modern“ im Rahmen eines Wettbewerbs des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Beim bundesweiten „Zukunftspreis“ der Immobilienwirtschaft belegte das Projekt den zweiten Platz.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sitzt im
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sitzt im "Café am See" der Wohnanlage Lindenhof. © dpa | Britta Pedersen

Besonders ist das Energiekonzept. Seit 2009 liefern drei Blockheizkraftwerke Wärme und Strom für die Bewohner, wodurch der CO2-Verbrauch der Siedlung drastisch reduziert wurde. 2015 wurde der GeWoSüd für die energetische Gebäudesanierung bei denkmalgeschützten Bauwerken der „Green Buddy Award“ des Bezirksamts Tempelhof-Schöneberg verliehen.

Urteil der Bewohner fällt positiv aus

Seit 100 Jahren macht sich die GeWoSüd zur Aufgabe, innovativen Wohnraum und ein attraktives Umfeld zu schaffen. Entsprechend positiv fiel auch das Urteil der Bewohner aus. „Ich fühle mich sehr wohl in der Siedlung“, erzählte Bärbel Hannausch. Die Lage sei schön und vor allem ruhig. Und Wolf Dattenberg betonte: „Im Lindenhof herrscht eine sehr gute Gemeinschaft – hier kennt jeder jeden.“

Neben Hoffesten zur Förderung der Nachbarschaft rief die Genossenschaft eine „Arbeitsgemeinschaft Bienen“ ins Leben. Eine Imker-AG verarbeitet den Honig von sechs Bienenvölkern. Am 17. August findet ein Hoffest statt, darauf folgen ein Parkfest am 24. August und eine Jubiläumsparty am 26. Oktober.