Stadtplanung

Lösung für den Breslauer Platz präsentiert

| Lesedauer: 5 Minuten
Gudrun Mallwitz
Der Breslauer Platz, hier vom früheren Friedenauer Rathaus aus gesehen, soll aufgewertet werden.

Der Breslauer Platz, hier vom früheren Friedenauer Rathaus aus gesehen, soll aufgewertet werden.

Foto: Gudrun Mallwitz

Stadträtin Christiane Heiß (Grüne) präsentiert eine Lösung für den Breslauer Platz. Die Lauterstraße wird Fußgängerzone. Es gibt aber Ausnahmen.

Berlin.  Seit Jahren wird um die Gestaltung des Breslauer Platzes in Friedenau gestritten. Jetzt legte die zuständige Stadträtin Christiane Heiß (Grüne) eine Lösung vor: Die Lauterstraße, die entlang des Platzes zur Rheinstraße führt, soll Fußgängerzone werden. Somit vergrößert sich die autofreie Fläche. Ein Verkehrsgutachten müsse dafür nicht eingeholt werden, teilte die Stadträtin mit.

Die bisherige Spielstraße wird also zur Fußgängerzone. Allerdings kommt Heiß damit nicht nur den Platzbesuchern entgegen, sondern auch den Geschäften, Cafés, Restaurants und den Marktbetreibern: Lieferverkehr soll auf der Lauterstraße weiterhin erlaubt sein, allerdings zeitlich befristet: an den Markttagen - Mittwoch, Donnerstag und Sonnabend - sowie montags, dienstags und freitags von 6 bis 10 Uhr.

Radfahrern dürfen die Lauterstraße weiter benutzen

Die vielen unterschiedlichen Interessen hätten zu Zielkonflikten geführt, die nur durch Kompromissbereitschaft und unter Abwägung der verschiedenen Belange zu lösen seien, betonte Heiß und verteidigte damit die Lösung, die nicht allen gefallen wird.

Radfahrer dürfen die Lauterstraße weiter benutzen. Das künftige Fußgängerzone-Schild soll mit dem Zusatzzeichen „Radverkehr frei“ versehen werden. Die vielkritisierte Ampel bleibt ebenfalls bestehen, wegen des Fahrradverkehrs, wie die Stadträtin argumentiert.

Grüne: Erfolg der Beharrlichkeit der Anwohner

Der Grünen-Fraktionschef von Tempelhof-Schöneberg, Rainer Penk, sprach von einem „Erfolg der Beharrlichkeit der Anwohnerinnen und Anwohner, des ständigen Nachbohrens unserer Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung.“ Nachdem nun ein Kompromiss zwischen Anwohnerinteressen und den Erfordernissen des Lieferverkehrs geschlossen wurde, stehe einer „Teileinziehung“ der Lauterstraße und ihrer Umwandlung zur Fußgängerzone nichts mehr im Wege. „Dafür müssen dann nur noch einige Verkehrsschilder aufgestellt werden, sind aber keine baulichen Maßnahmen mehr erforderlich“, sagte Penk. Statt im vorgeschriebenen Schritttempo von sieben Stundenkilometern seien derzeit die meisten Autos hier mit 30, etliche sogar mit 50 km/h unterwegs

Kinder seien nicht sicher, das illegale Parken ein Problem

„Endlich hat sich Frau Heiß zu einer Lösung durchgerungen“, begrüßte SPD-Fraktionschefin Marijke Höppner die Mitteilung der Stadträtin. Sie sprach von einer „180-Grad-Wende“, da Heiß in der Diskussion um die Umgestaltung des Breslauer Platzes bislang vor allem eins geäußert habe: Bedenken.

Auf Antrag der SPD hatte die Bezirksverordnetenversammlung Anfang vorigen Jahres beschlossen, das Bezirksamt erneut aufzufordern, den Breslauer Platz endlich aufzuwerten und die Fußgängerzone durchzusetzen. Kinder seien in dieser viel befahrenen Spielstraße nicht sicher, auch das illegale Parken sei ein Problem.

Höppner bedauert, dass das rot-grüne Projekt auch unter der grünen Stadträtin Christiane Heiß so lange nicht vorangekommen sei. Zusammen mit dem grünen Bezirksverordneten Ulrich Hauschild habe sie sich bereits vor zweieinhalb Jahren bei dem früheren CDU-Stadtrat Daniel Krüger Akteinsicht erkämpft, da nichts voran gegangen sei.

Langer Kampf um Aufwertung

Seit 2005 haben sich die Bezirksverordneten quer durch die Parteien in rund 30 Anfragen und Anträgen an der Gestaltung des kleinen Platzes vor dem früheren Rathaus an der Rheinstraße abgearbeitet. Er soll in den nächsten Jahren aufgewertet werden. Der kleine Brunnen, der inzwischen aufgestellt worden ist, sorgte allerdings für Enttäuschung – vor allem bei der Bürgerinitiative Breslauer Platz e. V, die sich seit Jahren für einen Schmuckbrunnen stark gemacht hatte. Außerdem wurde auch noch ein Modell geliefert, das nicht dem versprochenen Brunnen entsprach.

Skeptisch bleibt SPD-Fraktionschefin Höppner, ob sich die Autofahrer an die künftigen Regeln halten. Denn den Vorschlag, versenkbarer Poller an der Lauterstraße anzubringen, lehnte die Bezirksstadträtin ab. Diese brächte nicht leistbare Verkehrssicherungspflichten mit sich und würde der Feuerwehr den Einsatz erschweren.

Ordnungsamt soll stärker kontrollieren

Heiß stellt in Aussicht, dass das Ordnungsamt im Bereich der Lauterstraße künftig stärker kontrollieren werde, um verbotswidriges Parken und das Befahren der Straße zu ahnden.

Kurzparkzonen werde es nicht geben. Auch sei eine Lieferzone in der Rheinstraße nicht durchzusetzen gewesen Die Verkehrslenkung Berlin habe einen entsprechende Bitte des Bezirksamtes abgelehnt, sagte Heiß. Eine weitere Lieferzone in der Niedstraße sei nach derzeitigem Stand nicht nicht erforderlich.

Bürgerinitiative spart nicht mit Kritik

Der Vorsitzende der Bürgerinitiative Breslauer Platz e.V., Jo Glässel, begrüßte den Fortschritt nach so langer Zeit, dennoch sparte er nicht mit Kritik. „Stadträtin Heiß musste erst von der SPD und den eigenen Leuten massiv zum Agieren gedrängt werden“, sagte Glässel. Einen Zeitplan legte die Stadträtin noch nicht vor.