Berlin. Ein Paar weiße Turnschuhe. Daneben ein Müllwagen, der durch einen langen Gang geschoben wird. Mit dieser Szene beginnt der neue Imagefilm Tempelhof-Schönebergs. In den Turnschuhen steckt Michael Kompalla, 31 Jahre, Angestellter bei einem Berliner Reinigungsunternehmen. Er ist der Hauptdarsteller in dem neuen offiziellen Werbevideo des Bezirks – und spielt sich darin quasi selbst.
Im echten Leben ist es sein Job, die Mülleimer in den Büros des Rathauses Schöneberg zu leeren. Und das von montags bis freitags. Zu seinem Acht-Stunden-Arbeitstag gehört es auch, auf einer Reinigungsmaschine sitzend auf den Fluren des riesigen geschichtsträchtigen Gebäudes unterwegs zu sein.
Weil Michael Kompalla aber weit mehr kann als im öffentlichen Dienst aufzuräumen, ist der gebürtige Tempelhofer und Vater einer fünfjährigen Tochter schließlich in dem Musikfilm gelandet, der den beliebten innerstädtischen Bezirk jetzt noch bekannter machen soll. Über drei Minuten und 40 Sekunden führen Rapper, Breakdancer und Parcoursler in schnellen Bildern mit viel Action und Musik durch Tempelhof-Schöneberg. Rund 27.000 Euro hat sich der Bezirk das Video kosten lassen.
Junge Zielgruppe
Anders als in den beiden Vorgänger-Werbe-Videos setzt Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) mit der Wirtschaftsförderung damit dieses Mal ausschließlich auf eine junge Zielgruppe. „Der eigens komponierter HipHop-Track lässt den Imagefilm wie ein Musikvideo aussehen“, schildert Schöttler die Idee. Sie betont: „Ich würde mich freuen, wenn es uns gelänge, mehr junge Besucher und Besucherinnen für unseren schönen Bezirk zu interessieren. Der Film gefällt aber hoffentlich auch jungen und jung gebliebenen Berlinern.“ Das Video trägt den Titel „4262 Berlin“ , eine Anspielung auf die früheren Postzustellbezirke von Schöneberg (62) und Tempelhof (42). Der Titelsong „Tempelhof!Schöneberg!“ hat das Zeug zum Ohrwurm.
Kumpels machen mit
„Es war voriges Frühjahr, da hat mich Martina Marijnissen von der bezirklichen Wirtschaftsförderung angesprochen, ob ich nicht Interesse hätte, in dem Film mitzumachen“, erzählt Michael Kompalla, der Reinigungsmann. In der Berliner Rapper-Szene kennt man ihn als „Big Tiba“ Er hatte Interesse, und holte noch ein paar Kumpels dazu. So rappt nun auch Chille, den er schon ganz lange kennt, in dem Film mit, er hat auch seinen Text selbst geschrieben. Den Refrain und und den Rest des Songs textete Kompalla. Der Beat wurde eingekauft.
Außerdem mit dabei: Danger, ehemaliger Weltmeister im Breakdance, der auch in Tempelhof aufgewachsen ist, dazu Maradona Akkouch, Deutscher Meister im Breakdance und bekannt aus der Doku „Neukölln Unlimited“, die auf der Berlinale lief – und Thomster, der Breakdance und Parcours unterrichtet. Gaby Tupper hat einen Gastauftritt als Vertreterin der Schwul-Lesbischen Szene des Bezirks.
Dreharbeiten im Herbst
Gedreht wurde an drei Tagen im vergangenen Herbst. Die Filmemacherin Stefanie Schmitt, die damit beauftragt war, wollte eine Geschichte erzählen, die auf keinen Fall langweilt. „Im Zeitalter von YouTube, Instagram & Co. ist die Aufmerksamkeitsspanne von jungen Leuten extrem kurz geworden“, sagt sie. „Daher enthält dieser Film ein hohes Tempo an Schnittfolgen, Action und Musik, die die Aufmerksamkeit bündeln.“ Breakdancer, Parcoursler, Rapper sollen in Verbindung mit urbanen Szenen und tollen Locations das gewünschte Image vom coolen Bezirk vermitteln, der abseits der bekannten Touristenmeilen richtig viel zu bieten hat.
Neben dem Rathaus mit der Freiheitsglocke kommen in Schöneberg nicht nur der Regenbogenkiez um den Nollendorfplatz und die Gegend um das Pallasseum mit viel Streetart vor. Natürlich fehlt auch der ehemalige Flughafen Tempelhof nicht, die Zuschauer werden außerdem zum Tempelhofer Hafen und zum Beispiel zur Dorfaue in Marienfelde geführt.
Das ist die Story
Und wie läuft die Geschichte? Michael Kompalla aka Big Tiba schiebt also seinen Putzwagen durch den Gang. Eine Abschlussklasse wird in der Eingangshalle des Rathauses gerade von Mirka Schuster begrüßt. Das ist die Europabeauftragten des Bezirks, die auch im echten Leben durch das Rathaus Schöneberg führt. Putzmann Michael Kompalla gibt drei Schülern wortlos zu verstehen, ihm zu folgen.
Zu viert stehlen sie sich davon und er wird kurzerhand ihr Reiseleiter durch den Bezirk. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, denn einer Teilnehmerin aus der Gruppe fällt auf, dass die Jungs fehlen. Während die Klasse durchs Rathaus geführt wird, erleben die Jungs „coole Orte“im Bezirk im Schnelldurchlauf. Sie laufen, tanzen und fliegen, sind perfekte Tänzer und Parcoursler. Pünktlich zum Ende der Führung kehren sie zur Gruppe zurück.
Merve Dikme, ebenfalls aus der Wirtschaftsförderung, spielt eine Freundin der Ausreißer, die während der Führung Selfies auf dem Handy empfängt. Die Besuchergruppe besteht aus Komparsen.
Im Tourismus-Ranking auf Platz 4
Tempelhof-Schöneberg liegt im Tourismus-Ranking berlinweit an vierter Stelle. Im vergangenen Jahr wurden mit Stand Oktober rund 75.140 Besucher registriert, das waren 2,7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Spitzenreiter ist Mitte mit etwa 510.320 Besuchern, gefolgt von Charlottenburg-Wilmersdorf mit rund 246.180 und Friedrichshain-Kreuzberg mit 153.180 Gästen auf dem dritten Platz.