Berlin. So stellen sich Studenten den Eingang zur City West vor: Drei ambitionierte Entwürfe zeigen, wie es um die Urania aussehen könnte.

Es gibt wirklich attraktivere Orte als die Gegend um das Urania-Haus in Schöneberg. Die Autos rollen auf der mehrspurigen Straße rasch daran vorbei, auch Fußgänger sind hier meist zielstrebig unterwegs. Senat und der Bezirk Tempelhof-Schöneberg sowie Mitte sind sich längst darin einig, dass der Bereich Urania/Kurfürstenstraße neu gestaltet werden soll. Noch ist nichts entschieden, doch die Ergebnisse eines Werkstattverfahrens sehen unter anderem zwei 60 Meter hohe Häuser an der Kreuzung vor. Wie das vernachlässigte innerstädtische Areal am Eingang zur City West auch einmal aussehen könnte, zeigen drei beeindruckende Siegerentwürfe eines Studentenwettbewerbs. Initiiert hat ihn der Deutsche Werkbund Berlin.

Ohne Zwänge und damit kreativer nachdenken

"Studentische Wettbewerbe bieten eine extrem gute Grundlage, einmal umfassender, anders, kreativer und ohne Zwänge prinzipieller über Gebiete nachzudenken", sagt die Juryvorsitzende Hilde Barz-Malfatti. "Sie geben Impulse zu Ideen auf die Städte in ihrem Alltagsgeschäft nie kommen würden." In diesem Fall zeigten sie auf, wie wichtig es ist, an einer derart komplizierten städtebaulichen Stelle konzeptionell weitgreifend zu arbeiten. "Die Ergebnisse belegen eindrücklich, dass Teilbereichsentscheidungen an der Urania nicht nur zu keinem befriedigenden Ergebnis führen können, sondern wichtige Chancen vergeben würden, je die City West mit diesem Gebiet zu vernetzen", so Barz-Malfatti. Derzeit ist der Bereich um die Urania nach Ansicht der Professorin für Städteplanung ein städtischer "Unort".

Die Jury bestand aus Vertretern der Bezirke, der Verwaltung, Politik, der AG City und den Fachpreisrichtern. Aufgabe des Wettbewerbs war laut Werkbund-Geschäftsführerin Angelika Günter die räumliche Verbindung zur City West durch Verdichtung zu schaffen. Begleitet war das Ziel von einem Rückbau der breiten Straßen, was in der Realität bisher nicht geplant ist. Die Urania sollte als wichtige öffentliche Institution in das neue Gefüge eingebunden werden.

Es gab drei erste Preise. Hier die drei Siegerentwürfe, die einstimmig gekürt wurden:

- Der Entwurf von Andrei Jugarean und Andreas Kuhn von der Hafen City Universität Hamburg, kommt am Spektakulärsten daher. Die Urania kann sich dabei als Kulturzentrum neu und selbstbewusst präsentieren. Anstelle der unübersichtlichen und verwinkelten Anbauten bildet ein Hochhaus den Abschluss des neu geschaffenen Uraniaplatzes" und fügt sich an die alte Urania an. Löst sich die Stadtstruktur bisher nach dem Wittenbergplatz auf, soll mit dem neuen Uraniaplatz ein würdiger Abschluss für die Einkaufspassage am Wittenbergplatz gestaltet werden.

Der Entwurf von Andrei Jugarean und Andreas Kuhn von der Hafen City Universität Hamburg, kommt am Spektakulärsten daher. Die Urania kann sich dabei als Kulturzentrum neu und selbstbewusst präsentieren
Der Entwurf von Andrei Jugarean und Andreas Kuhn von der Hafen City Universität Hamburg, kommt am Spektakulärsten daher. Die Urania kann sich dabei als Kulturzentrum neu und selbstbewusst präsentieren © Andrei Jugarean und Andreas Kuhn

Der Ort bildet zusammen mit den beiden Hochhäusern beim Zoologischen Garten eine räumliche Klammer. Neben dem kulturellen Angebot in den untersten Stockwerken könnten Büroflächen und Wohnnutzungen angeboten werden. Die bestehenden Hochhäuser rund um den Uraniaplatz werden um zwei weitere Gebäude ergänzt. Ausgehend vom Tiergarten wird nach diesem Entwurf der Straßenverlauf verkleinert und die Bauten definieren einen engen und städtischen Straßenraum.

- Der Entwurf von Felix Behnecke, Paul Schneider und Timo Volkman, ebenfalls von der Hafen-City Universität Hamburg, sieht vor, dass die Straße an der Urania nicht mehr zur Schillerstraße verläuft, sondern geradeaus in die Landgrafenstraße führt. Der Verkehr wird jedoch weiterhin über die Schillerstraße geleitet. Durch die Verkleinerung und Verlegung der Straße an der Urania ist es möglich, große Baukörper an den Standort einzufügen.

Der Platz rund um die Altbau der Urania nimmt eine zentrale Rolle in dem Entwurf ein. Der Altbau soll weiter für Vorträge und Veranstaltungen genutzt werden. Zusätzlich entstehen Säle und Seminarräume im Erdgeschoss des benachbarten Blocks. Eine Reihe von Türmen ergänzt die schon vorhandenen Hochhäuser. In den Türmen sollen Hotels und Büros untergebracht werden, während in den massiven Sockelgebäuden hauptsächlich Wohnungen entstehen sollen. Im Erdgeschoss könnten Geschäfte, Restaurants und Cafés einziehen. So entsteht nach den Vorstellungen dieses Siegerteams ein lebendiges und durchmischtes Quartier zwischen City West, dem Nollendorf-Kiez und Tiergarten.

Auch im Entwurf von Paulina Schröder werden die Verkehrswege auf das nötige Maß reduziert
Auch im Entwurf von Paulina Schröder werden die Verkehrswege auf das nötige Maß reduziert © Paulina Schröder

- Der Entwurf von Paulina Schröder von Fachhochschule Potsdam, School of Architecture, enthält auch das Kulturinstitut Urania als Herzstück. Der Anbau soll durch einen Neubau ersetzt werden, in dem sich ein großer Saal für Veranstaltungen befindet. Mit einem städtebaulichen Konzept aus trapezförmigen Baukuben sollen drei neue Plätze entstehen, die den Besucher zum Verweilen einladen sollen: der grüne Platz vor dem neuen Westeingang, ein Platz mit Wasserbecken am Nordeingang und der steinerne Platz südlich von der Urania. Diese Plätze sollen neue Anziehungspunkte werden und könnten über schmale Gassen erschlossen werden. Neben dem kulturelle Angebot findet eine Mischung aus Wohnraum, Gewerbe und Büros ihren Platz. Nach diesem Entwurf entsteht ein neues Quartier, das in Zukunft ein städtischer Ort zwischen den drei Bezirken Charlottenburg, Mitte und Schöneberg wird. Auch bei Paulina Schröder werden die Verkehrswege auf das nötige Maß reduziert.

Die Entwürfe sind noch bis Donnerstag, 25.Oktober, im Foyer der Urania Berlin in der Zeit von 15-20 Uhr zu sehen.