In dem neuen Buch „Rundum Tempelhof“ lässt Autorin Katrin Schwahlen die Menschen aus den Kiezen zu Wort kommen.
Provinziell. Nichts für junge Familien. „Da hätte ich auch am Niederrhein oder im Sauerland bleiben können“, so beschreibt Katrin Schwahlen ihre ersten Gedanken, als sie vor 25 Jahren nach Berlin zog und eine Wohnung in Tempelhof fand. Sie entdeckte die Ufa-Fabrik, lernte zu schätzen, dass die Kinder alles zu Fuß erledigen können. Und wohnt noch heute in Tempelhof, gern, wie sie sagt. Mittlerweile ist sie sogar eine ausgewiesene Kennerin des Bezirks. Gerade ist ihr Buch „Rundum Tempelhof“ im L&H Verlag erschienen. (175 Seiten, 19.80 Euro). Am Freitag, 16. Oktober, stellt sie es um 19 Uhr in der Glaubenskirche in der Friedrich-Franz-Straße vor. Der Eintritt ist frei.
Katrin Schwahlen ist eigentlich studierte Biologin, sie hat als Online Redakteurin und Dozentin gearbeit und ist jetzt selbstständig als Social Media Managerin und in der Öffentlichkeitsarbeit. Zu dem Buchprojekt kam sie über eine Reportage für ein Online -Magazin. Seit Jahren war sie Kundin in der Buchhandlung Menger am Tempelhofer Damm. Zum 65-jährigen Bestehen der Buchhandlung im Jahr 2012 hat sie eine Geschichte über die Buchhandlung geschrieben. Zwei Jahre später ist sie dort zu einer Lesung, vorgestellt wird ein Buch über das Tempelhofer Feld. In diesem Zusammenhang stellte der Buchhändler fest, dass seit 30 Jahren kein neues Buch über den Alt-Bezirk Tempelhof erschienen ist. Der Verlag L&H ist sofort interessiert und Katrin Schwahlen bekommt den Auftrag.
„Ich hatte immer den Traum, ein Buch zuschreiben“, sagt die 58-Jährige. Doch zunächst liest sie sich in der Bibliothek und im Heimatmuseum durch „einen Meter Bücher“ und ist überrascht, was sie alles nicht weiß. Sie sucht Tempelhofer, die ihre Geschichten erzählen und erfährt, dass es „den Tempelhofer nicht gibt“. „Der Bezirk ist bunt und vielfältig, wenn man sich die Mühe macht, mehr als einmal hinzugucken“, ist ihr Fazit. Und doch stellt sie einige Gemeinsamkeiten fest. So ist für die Alt-Tempelhofer der Franckepark das beliebteste Ausflugsziel. „Ob sie als Kind dort waren oder heute mit den Enkeln hingehen, Hirsche füttern ist einfach die Sonntagsattraktion“, sagt die Autorin. Sie lässt sich von den Tempelhofern ihre Kieze zeigen und geht mit dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) durch das Fliegerviertel in Neu-Tempelhof, wo heute noch die Buchdruckerei seines Vaters ist.
Sie spricht mit einem afrikanischen Prinzen, der seit 30 Jahren in Mariendorf lebt, eine Autowerkstatt hat und immer noch seine Heimat Benin in Westafrika unterstützt. In vier Kapiteln erzählt sie die Geschichte vom traditionell modernen Tempelhof, dem mondänen und bodenständigen Mariendorf, von Marienfelde, dem Ort mit den vielen Gesichtern und der grünen Idylle Lichtenrade. Sie hat festgestellt, dass Tempelhof jünger wird und dass es immer noch zuwenig Kultur gibt. Und sie will noch mehr erfahren. „Die Menschen erzählen die spannendsten Geschichten“, sagt sie. Wer Lust hat, kann seine Erlebnisse an redaktion@rundum-tempelhof.de schicken. Das wäre dann der Stoff für das nächste Buch.