Berlin. „Wir sind fast am Ziel“ – diese gute Nachricht konnte Ulrich Rosenbaum jetzt den Mitgliedern der „Initiative Breitenbachplatz“ verkünden. Die Initiative kämpft seit Jahren für den Brückenabriss und die Wiederherstellung des Platzes, so wie er vor mehr als 100 Jahren angelegt worden ist.
Nun ist sie einen entscheidenden Schritt weiter: Der Verkehrsausschuss des Abgeordnetenhauses hat den Senat aufgefordert, bis zum 31. Mai 2020 eine Machbarkeitsstudie mit dem Ziel „Abriss, weitgehender Rückbau und Umbau“ der Breitenbachplatzbrücke vorzulegen.
Die Bürger sollen dabei beteiligt werden. Der Platz soll unter anderem durch eine Tempo-30-Zone den Anwohnern zurückgegeben werden.
Brücke muss in den nächsten fünf Jahren saniert werden
Der Beschluss geht auf einen Antrag der CDU-Fraktion zurück. Sie hat gefordert, die Brücke zugunsten einer ebenerdigen Verkehrsführung abzureißen. In den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf und Steglitz-Zehlendorf hatten sich bereits die Bezirksverordnetenversammlungen für einen Rückbau ausgesprochen.
Der Platz liegt an drei Ortsteilen: Steglitz, Dahlem und Wilmersdorf. Im Ausschuss hätten Verkehrssenatorin Regine Günther und ihre Mitarbeiter erläutertet, dass der Zustand der Brücke inzwischen beim Grad 2,9 angelangt sei, was bedeute, dass man sie innerhalb der nächsten fünf Jahre sowieso sanieren, neu bauen oder gleich abreißen müsse, erläutert Ulrich Rosenbaum, der Sprecher der Initiative.
Offene Diskussion mit Bürgern
In der anschließenden Diskussion hätte sich der Steglitzer SPD-Abgeordnete Andreas Kugler ausdrücklich für eine Bürgerbeteiligung bei den nächsten Schritten ausgesprochen. Zustimmung sei unter anderem vom Ausschussvorsitzenden Oliver Friederici (CDU) gekommen, der einen offenen Diskussionsprozess begrüßte. „Auf dem Tisch liegen Ideen wie eine neue Bebauung im frei werdenden Bereich nördlich der Schildhornstraße, die Wilmersdorfer SPD denkt dabei besonders an Studentenwohnungen“, sagt Rosenbaum.
Freizeitgelände wie in New York
Denkbar sei auch, dass die Brückenkonstruktion vom Tunnel bis an den Platz heran vorerst erhalten bleibt und dort ein Freizeitgelände nach dem Vorbild der ehemaligen New Yorker Hochbahn entsteht. Senatorin Günther habe versprochen, dass sich ihre Mitarbeiter der Machbarkeitsstudie widmen würden, sobald die Planungsarbeiten für die Elsen- und Allendebrücke abgeschlossen seien. Der vom Ausschuss beschlossene Antrag gehe jetzt direkt ins Plenum des Abgeordnetenhauses.
Verkehrsströme müssen untersucht werden
Vorangetrieben hatte den Antrag unter anderen Adrian Grasse (CDU), der seinen Wahlkreis in Steglitz-Zehlendorf hat. Er fordert, dass man die Auswirkungen des Abrisses auf die Entwicklung der Verkehrsströme im Blick haben müsse. Im Rahmen der Machbarkeitsstudie solle deshalb auch die verkehrliche Situation bis zum Kreisel und der Westtangenten miteinbezogen werden.
Überwindung der „autogerechten Stadt“
Der Breitenbachplatz wurde 1913 von einem Hofgartenmeister aus St. Petersburg als Gesamtkunstwerk angelegt. Mit dem Bau der Autobahnbrücke wurde der Platz geteilt und zu einer Verkehrsinsel degradiert. Der Abriss der Brücke wird als Leuchtturmprojekt für die Überwindung der „autogerechten Stadt“ aus den 70er-Jahren gesehen.
Dieses Ziel haben sich mehrere Bürgerinitiativen vorgenommen, wie die Wilmersdorfer Mitte und Initiativen vom Bundesplatz und Friedrich-Wilhelm-Platz. „Das Netzwerk hat dazu ein gemeinsames Positionspapier verabschiedet und eine eigene Website www.menschengerechte-stadt.de frei geschaltet“, so Rosenbaum. Am 18. Mai würden alle gemeinsam auf dem Leon-Jessel-Platz beim Europa-Kiezfest auftreten.