Wer heutzutage mit der U9 oder der S1 am Rathaus Steglitz ankommt, ist vor Überraschungen nicht sicher. Welcher Ausgang ist gerade gesperrt? Wo sind neue Zäune aufgebaut? Wohin wurde gerade die Bushaltestelle verlegt? Seit etwa zwei Jahren sanieren die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) drei U-Bahnstationen der Linie 9, darunter die Endstation am Rathaus Steglitz. Die meisten, die dort zwischen U-Bahn, S-Bahn und Bussen umherirren, haben nur einen Wunsch: dass es endlich vorbei ist. Doch es kommt noch schlimmer. Im Jahr 2018 sind zwischen Steglitzer Kreisel und dem Hermann-Ehlers-Platz gleich drei Großbaustellen von drei verschiedenen Bauherren geplant. Der gesamte Verkehrsknotenpunkt wird sich in eine einzige Superbaustelle verwandeln.
Zu den Bauherren gehören die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), die Senatsverwaltung für Umwelt und Verkehr und der Eigentümer des Kreisels, die CG Gruppe. Während der Ausbau des Kreisels zu einem Wohnturm beginnt, muss dahinter die gesamte Autobahnbrücke von der Zufahrt der A 103 am Wolfensteindamm und an der Schloßstraße bis zur Brücke über die Albrechtstraße saniert werden. Als Dritter im Bunde hat die BVG noch bis 2020 mit den U-Bahnhöfen zu tun.
Verkehr könnte aufgrund der Baustellen zusammenbrechen
Von einer „Mammutbaustelle“ spricht Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski (CDU). Die Baustellenlogistik werde nicht einfach, der Verkehr könnte zusammenbrechen. Allein die Anfahrt der Lastwagen mit Baumaterial sei ein Problem, weil die Zufahrt über die Westtangente gesperrt sei. Wenn die Lkw aber eine Abfahrt früher die Autobahn abfahren würden, müssten sie durch kleine Wohngebietsstraßen fahren oder die Schloßstraße nehmen. Das ist gerade für Schwerlasttransporter ein Problem. Aber auch die Fußgänger könnten Schwierigkeiten bekommen, wenn die Zugänge zur S-Bahn und U-Bahn, die sich beide unter der Autobahnbrücke befänden, gesperrt werden müssten. Zahlreiche Absprachen müssten bis dahin noch getroffen werden.
Die Senatsverwaltung für Verkehr rechnet mit voraussichtlich 3,1 Millionen Euro für die Sanierung der Autobahnbrücke der A 103. Es handelt sich dabei um ein Spannbetonwerk aus den 60er-Jahren. Diverse Gutachten hätten Mängel am Bau und am Material aufgezeigt, sagt Matthias Tang, Sprecher der Verkehrsverwaltung. So bestehe unter anderen die Gefahr der Spannungsrisskorrosion, die Standsicherheit sei eingeschränkt. Der Prüfzyklus wurde bereits verkürzt, die betroffenen Stellen werden jetzt quartalsweise inspiziert. „Aufgrund der Tatsache, dass ein Ersatzneubau mit einer gewissen Vorlaufzeit zwingend notwendig ist, wurde von den Gutachtern eine Sicherungsmaßnahme für den Überbau empfohlen“, sagt Tang.
BVG baut den U-Bahnhof Rathaus Steglitz um
Vor dem Beginn der Arbeiten hat die Verwaltung noch Grundstücksfragen zu klären. Wenn aber alles optimal laufe, könnten die Arbeiten an dem Abschnitt der Westtangente 2018 beginnen, so der Sprecher. Tang rechnet mit einer Bauzeit von etwa einem Jahr. Die Zugänge zu den Kiosken seien jederzeit gewährleistet, ebenso zur S- und U-Bahn, versichert er.
Die BVG baut bei laufendem Betrieb und weitgehend ohne Einschränkungen im Bahnverkehr den U-Bahnhof Rathaus Steglitz um. „Bauen und Betrieb heißt immer auch, dass es entsprechend länger dauert“, sagt BVG-Sprecher Markus Falkner. Das Gesamtvorhaben werde voraussichtlich noch bis Ende 2020 laufen. Abgestimmt sei dabei, dass immer nur ein Ausgang für die Sanierung geschlossen sein darf. Insofern werde es auch keine zusätzlichen Einschränkungen, sondern nur eine örtliche Verschiebung geben.
BVG macht immer nur einen Ausgang für die Sanierung zu
Nach Informationen der BVG soll der Ausgang zum Hermann-Ehlers-Platz Ende September wieder geöffnet werden. Anschließend wird der Ausgang im Rathaus Steglitz saniert. Das soll etwa neun Monate dauern. Danach ist dann der Ausgang in Richtung Globetrotter dran und als letzter der Ausgang zur S-Bahn. „Allerding sind in diesem Bereich ebenfalls Sanierungsarbeiten im Bereich der Zufahrt zum Busbahnhof notwendig“, sagt Markus Falkner. Hierzu fänden aktuell die Abstimmungen mit den zu beteiligenden Senatsdienststellen und sonstigen Genehmigungsbehörden statt.
Das größte Projekt am Platz ist der Umbau des Kreisels zu einem Wohnhochhaus. Derzeit werden die Planungsunterlagen im Bezirksamt geprüft. Es seien noch nicht alle Papiere eingegangen, sagt Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski. Zum Beispiel fehle noch ein Brandschutznachweis. „Noch in diesem Jahr soll die Baugenehmigung erteilt werden“, so Richter-Kotowski. Dann soll der Wiederaufbau beginnen. Der Asbest ist raus, das knapp 120 Meter hohe Gebäude entkernt.
330 Eigentumswohnungen sind in dem Hochhaus geplant, die bei einem Quadratmeterpreis von knapp 4000 Euro beginnen. Ende 2020 soll der Umbau fertig sein. Im Sockel entstehen eher kleine Apartments ab etwa 30 Quadratmeter für Studenten oder Singles. Im Turm werden die Wohnungen mit zunehmender Höhe immer größer, in der letzten Etage sind Maisonette-Lofts geplant.
Sollten alle Bauzeiten eingehalten werden, könnte das für die Steglitzer bedeuten, dass sie 2020 wieder ohne Umwege und Bauzäune über den Hermann-Ehlers-Platz laufen können.