Sieben Stationen am westlichen Ende der U7 stehen nun auch unter besonderem Schutz. Insgesamt sind es in Berlin 88 Bahnhöfe.
Die wenigsten kennen seinen Namen, aber trotzdem ist er aus dem Berliner Stadtbild kaum wegzudenken: der Architekt Rainer Gerhard Rümmler. Denn sein Werk findet sich überwiegend unter der Erde. In verschiedenen Positionen, zuletzt als Senatsbaudirektor, war er ab 1966 für den Bau der meisten U-Bahnhöfe verantwortlich. Dass die Station Pankstraße in Gesundbrunnen vor sechs Jahren und der Bahnsteig der U7 am Fehrbelliner Platz in Wilmersdorf Anfang dieses Jahres in die Landesdenkmalliste aufgenommen wurden, erlebte der 2004 verstorbene Rümmler nicht mehr. Von jetzt an stehen sieben weitere Bahnhöfe am westlichen Ende der U7 in Spandau unter Schutz: Siemensdamm, Rohrdamm, Paulsternstraße, Haselhorst, Zitadelle, Altstadt Spandau und Rathaus Spandau gelten als „besonderes Zeugnis der Nachkriegsmoderne“.
Neben Teilen der U6, U8 und U9 war Rümmler in den 70er- und 80er-Jahren vor allem für die Erweiterung der Linie 7 und den Anschluss Spandaus an die Westberliner Innenstadt verantwortlich. Dabei habe er ein altes Konzept wieder aufgegriffen, das sich schon beim Bau älterer Bahnhöfe fand, und zwar die „Verknüpfung von Modernität und Geschichte“, sagt Jörg Haspel, Landeskonservator und Leiter des Landesdenkmalamtes Berlin. So nahm Rümmlers Gestaltung früherer Bahnhöfe bereits Bezug auf ihre Namen. Beispielsweise ist die Wandvertäfelung der Station Bayerischer Platz in Schöneberg ganz in Blau und Weiß gehalten. Der Richard-Wagner-Platz zeigt hingegen Szenen aus dem Ringepos des Komponisten. Vor allem in Spandau, wo die Bahnhöfe Bezug auf die Orte über ihnen nehmen, habe sich Rümmler jedoch die Aufgabe gestellt, die Geschichte der Umgebung auf fantasievolle Weise nachzuerzählen, sagt Haspel. Dabei war es sein Ziel, den Hunderttausenden Menschen, die täglich an seinen Werken vorbeifahren, ein Bild davon zu geben, wie es an der Oberfläche aussieht, ohne dass sie aussteigen müssen.
So widmen sich die Stationen Siemensdamm und Rohrdamm den darüber liegenden Siemenswerken. Der U-Bahnhof unter der Zitadelle ist mit roten Klinkern und mächtigen Pforten ganz im Stil der namensgebenden Burg gehalten. Besonders deutlich wird Rümmlers Fantasie jedoch an der Station Paulsternstraße. Da es im Industriegebiet drüber keine Ortsmarken gab, auf die er sich berufen konnte, „hat er sich ein Märchen ausgedacht“, sagt Verena Pfeiffer-Kloss, Stadtplanerin von der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg. Blumen, Bäume, Wiesen und Sterne sollen eine Kutschfahrt vor 200 Jahren von Berlin nach Spandau abbilden, die im Gasthaus eines Paul Stern eine Pause fand. Als zu bunt und prunkvoll für einen Funktionsbau verschrien, war Rümmlers Herangehensweise nicht nur in diesem Fall umstritten. „Die Bewertung eines Denkmals liegt jedoch immer im Auge des Betrachters“, sagt Kultursenator Klaus Lederer (Linke).
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) hingegen seien stolz, dass mit mittlerweile 88 der 173 U-Bahnhöfe mehr als die Hälfte unter Denkmalschutz stehen, sagt BVG-Chefin Sigrid Nikutta. „Allerdings müssen wir immer auch die Bedürfnisse unserer Fahrgäste nach Barrierefreiheit und Sicherheit im Blick haben.“ Die Aufnahme in die Denkmalschutzliste bedeute jedoch nicht, dass nichts mehr verändert werden darf. Bei Baumaßnahmen allerdings müssen sich BVG und Landesdenkmalamt genau absprechen. Perspektivisch haben beide weitere Bahnhöfe aus dieser Epoche im Visier. „Denn an kaum einem anderen Ort wird die Geschichte der wachsenden Stadt Berlin so deutlich wie in der U-Bahn“, sagt Landeskonservator Haspel. Allerdings bedarf es hier einer Prüfung, ob entsprechende rechtliche Voraussetzungen erfüllt seien. Das sei nicht überall so augenscheinlich klar wie bei diesen sieben Bahnhöfen Rümmlers.